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Funktionen und Wirkungen der Frage

Die Grundfunktion des Fragens

Fragen dienen dazu, Informationen zu beschaffen.

Wer fragt, will etwas wissen, 
will sich eine Kenntnis verschaffen, 
die er nicht hat.

Das ist die Grundfunktion der Frage. Sie sind insofern ein neutrales und sachbezogenes Mittel menschlicher Kommunikation. Fragen sind deshalb - sachlich gesehen - völlig harmlos.
     Menschliche Kommunikation findet jedoch nicht allein auf der Sachebene statt. Sie interpretiert und gestaltet immer auch die Beziehung zwischen den Partnern einer Kommunikation. Darüber hinaus ist sie der Versuch, Einfluss auf den Partner zu gewinnen.

Im Sprechakt des Fragens sind diese Elemente der Kommunikation auf besonders komplexe und psychologisch tiefgründige Form miteinander verwoben. Deshalb sind Fragen oft keineswegs harmlos, sondern hintergründig.
     Ein weiterer Sachverhalt kommt verschärfend hinzu: Fragen gibt es nicht nur als direkte, sondern auch als indirekte Sprechakte, also als "echte" und "unechte"  Fragen - Scheinfragen. Den Unterschied finden Sie auf der Webseite „Sprachliche Impulse" dargestellt, Beispiele für Scheinfragen und deren Interpretation finden Sie auf der Webseite „Scheinfragen".

Elemente des Fragens - dargestellt als Thesen

Diese Behauptungen bedürfen des Beweises. Dazu einige Thesen in Form von Beispielen.

  • Fragen bestimmen die Situation
  • Jeder Partygast weiß, dass Fragen zur Anbahnung von Kontakten dienen. Sie sollen vor allem ein Gespräch in Gang bringen. Der Fragende führt das Gespräch, er agiert. Der Angesprochene - das gehört sich so - antwortet, er re-agiert. Der Fragende ist Herr - oder Herrin - der Situation.

Auf Parties mag das harmlos oder belanglos sein. Doch gibt es andere typische Situationen. Ihre Betrachtung führt zu weiteren Thesen:

  • Fragen bedrängen
  • Das kann man in vielen Interviews beobachten, vor allem wenn sie zwischen Fernsehjournalisten und Politikern stattfinden. Außerdem kann es in zahllosen öffentlichen und privaten Situationen der Fall sein.

  • Fragen zwingen zur Rechtfertigung
  • Das lässt sich oft beobachten, wenn Interviews intensiv oder gar insistierend geführt und gleichsam zu Verhören erweitert werden. Andere typische Situationen sind die des Prüfungskandidaten, des Beschuldigten und des Angeklagten.

  • Fragen stellen bloß und beschämen
  • Das kann man in Interviews, vor allem jedoch in Talkshows beobachten, wenn dem Interviewten die Antwort misslingt - erst recht, wenn der Fragende es darauf anlegt, den Befragten in eine für ihn ungünstige Lage zu versetzen.
    Wenn der Prüfungskandidat sein Nichtwissen offenbaren oder der Angeklagte seine Schuld eingestehen muss, erlebt er das ebenfalls als Bloßstellung oder Beschämung.

Diese Bespiele mögen genügen.
Die aufgeführten Elemente kommen in der Wirklichkeit nicht isoliert, sondern kombiniert vor,
ihre Ausprägung wechselt ständig. Die dargestellten Wirkungen sind jedoch ständig präsent und durchdringen unzählige - formelle und informelle - Gesprächssituationen. Und vor allem:

Ihr Mechanismus macht auch vor dem pädagogischen Raum nicht halt.

Diese Sachverhalte machen die Frage als Mittel der didaktischen Gesprächsführung aus führungspsychologischer Sicht frag-würdig und zwingen zu deren genauerer Untersuchung.

Das geschieht auf den Webseiten „Fragen im Unterricht" und „Die Problematik von Lehrerfragen".

Die geschichtliche Tradition der Lehrerfrage wird auf der Webseite
          „Die Tradition der Lehrerfrage" dargestellt.
Empfehlungen für das didaktische Handeln
finden Sie auf der Webseite „Empfehlungen für die Unterrichtspraxis".

Wenn Sie dem Begründungszusammenhang dieses Bausteins im Detail nachgehen wollen, rufen Sie bitte den Text „Ihr sollt nicht zuviel fragen" von Christian WEISBACH auf.


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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