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Fragen im Unterricht

Lehrer fragen Schüler

Die Beobachtung von Unterricht zeigt: Viele Lehrer verwenden für die Lenkung von Unterricht und Verhalten zahlreiche Fragen. Dennoch wollen sie sich nicht etwa neue Informationen beschaffen, sondern den Arbeits- und Erkenntnisprozess ihrer Schüler lenken oder ihr Verhalten beeinflussen.

Mit anderen Worten: Die in Frageform gekleidete Sprechabsicht ist vielmehr die an den Lernenden gerichtete Aufforderung,

  • sich an Wissen zu erinnern oder es - bei Prüfungen - nachzuweisen,
  • sich Wissen unter Anleitung des Lehrers anzueignen,
  • ihr Verhalten zu ändern.

Mithin handelt es sich um indirekte Sprechakte von geradezu typischer Ausprägung. Der linguistische Hintergrund dieses Sachverhaltes wird auf der Webseite „Sprachliche Impulse" eingehend dargestellt.

Die Lehrerfrage wurzelt in den Traditionen der Didaktik. Diesem geschichtlicher Hintergrund können Sie auf der Webseite „Die Tradition der Lehrerfrage" nachgehen. Den Mechanismus von Fragen, die keine sind, finden Sie auf der Webseite „Scheinfragen - Beispiele und Interpretationen" untersucht.

Die beiden Grundwidersprüche didaktischen Fragens

Fragen, mit denen der Lehrende Wissen und Erkenntnis vermitteln möchte, zeichnen sich durch einen Widerspruch aus. Hugo GAUDIG hat ihn aller Schärfe formuliert:

Der Wissende fragt die Nichtwissenden,
statt dass die Nichtwissenden den Wissenden fragen.

GAUDIGs Kritik (für den vollständigen Text klicken Sie hier) ist führungspsychologisch berechtigt. Sie übersieht jedoch einen anderen Widerspruch, den bereits PLATON in
seinem Dialog Menon 80 e auf diese knappe Formel gebracht hat:

Was man weiß, danach braucht man nicht zu fragen.
Was man nicht weiß, danach kann man nicht fragen.

Der erste Widerspruch setzt einem psychologisch sinnvollen Fragen des Lehrenden eine Grenz. Der zweite macht einsichtig, dass Unterricht sich nicht darauf beschränken darf, die Fragen der Schüler zu beantworten.

Didaktisches Handeln, das sowohl den Lernenden als auch der Sache gerecht werden soll, muss sich dieser Widersprüche bewusst sein und sie aufzuheben suchen. Dann kann Ihnen Lehren gelingen und können Schüler Lernen als eigene Leistung erleben.

Wenn Sie tiefer in die hier angerissenen Zusammenhänge eindringen wollen, gehen Sie bitte weiter zur Webseite „Die Problematik von Lehrerfragen".
Sie können jedoch auch gleich die Empfehlungen für die Unterrichtspraxis" aufrufen.


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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