[ Home ] [ Nach oben ] [ Zurück ] [ Weiter ]
Systematische
Grundzüge
der Allgemeinen Didaktik
Übersicht
1.0 Möglichkeiten systematischer Darstellung
2.0 Vorschläge für systematische Darstellung
2.1 Das Gegenstandsfeld
von Didaktik
2.2 Aufgabenbereiche
der Didaktik
2.3 Die Ebenen von
Didaktik
2.4 Der Theoriebegriff
2.5 Struktur und
Vollständigkeit der didaktischen Theorien
3.0 Literaturnachweis
1.0
Möglichkeiten systematischer Darstellung
In der jüngeren Vergangenheit und der
Gegenwart ist eine große Vielzahl von didaktischen Theorieansätzen entwickelt worden.
Über sie lässt sich ein brauchbarer Überblick nur gewinnen, wenn eine klassifizierende
Systematik verwendet wird. Die folgende Darstellung beruht im Wesentlichen auf einem
Vorschlag von Wilhelm H. PETERSZEN (2001, S. 23 ff.), der ältere
Systematisierungen zu einer differenzierten Struktur zusammenführt.
Zurück zur Übersicht
2.0 Vorschläge
für systematische Darstellung
Didaktische Theorien lassen sich
beschreiben und zuordnen nach
- dem Gegenstandsfeld,
- den Aufgabenbereichen,
- den Ebenen,
- dem Theoriebegriff.
Zurück zur Übersicht
2.1 Das
Gegenstandsfeld von Didaktik
Im Anschluss an Wolfgang KLAFKI und
seinen Klassifikationsvorschlag von 1964 ordnet Gottfried HAUSMANN (1969) die
vielfältigen didaktischen Theorien vier Gegenstandsfeldern zu; der Begriffsumfang wird
dabei immer enger.
Danach kann Didaktik verstanden werden als
- Lehre von allen Formen und Stufen
des Lernens,
- Lehre von allen auf Bildung
bezogenen Problemen,
- Theorie des Unterrichts bzw.
Allgemeine Unterrichtslehre,
- Lehre von den Bildungsinhalten.
Vertiefungen dazu finden Sie auf der
Webseite "Der Begriff der Didaktik und seine
Entwicklung".
Zurück zur Übersicht
2.2
Aufgabenbereiche der Didaktik
Für die Allgemeine Didaktik gibt es drei
Aufgabenbereiche. Es geht darum,
- die Ziele von Unterricht zu
setzen, zu begründen und zu rechtfertigen;
- die Strukturen von Unterricht zu
untersuchen, zu beschreiben
und verständlich zu machen;
- die Ziele von Unterricht zu
verwirklichen und deren Erreichung zu überprüfen.
Vertiefungen dazu finden Sie auf der
Webseite "Aufgabenbereiche der Allgemeinen
Didaktik".
Zurück zur Übersicht
2.3 Die Ebenen
von Didaktik
Dieses Merkmal überschneidet sich
teilweise mit den unter Nr. 2.2 aufgeführten Aufgabenbereichen. Da es jedoch in
wissenschaftstheoretische Grundsatzfragen hineinreicht, ist eine eigene Erwähnung
sinnvoll. Deshalb wird es hier aufgeführt, obwohl es PETERSZEN (2001) nicht mehr explizit
behandelt
Didaktik weist drei Ebenen auf, und zwar:
- Ebene der Praxis
Diese Ebene umfasst die Gesamtheit der erfahrbaren Erscheinungen und Vorgänge
des Lehrens und Lernens.
- Ebene der Theorie
Diese Ebene umfasst alles unmittelbar auf didaktisches Handeln bezogene Denken.
Eine Theorie ist das Ergebnis dieses Denkens und enthält systematische Aussagen darüber,
wie didaktische Praxis aussehen könnte oder sollte.
- Ebene der Metatheorie
Diese Ebene bezieht sich unmittelbar allein auf das Denken, das auf die
Entwicklung didaktischer Theorien gerichtet ist. Hier werden grundsätzliche Fragen über
Ziele und Möglichkeiten didaktischer Theorien erörtert.
Die Unterscheidung zwischen Theorie und Metatheorie der Didaktik
mag gewollt wirken. Dennoch ist sie notwendig und zugleich nützlich. Didaktische Theorien
werden vor allem von Schulpraktikern als unbrauchbar kritisiert, weil sie für die
Bewältigung der didaktischen Alltagsaufgaben keine Hilfe leisteten.
Diese Kritik findet ihren konzentrierten Ausdruck in der
Bezeichnung 'Feiertagsdidaktik', die für den Praktiker und erst recht für den
Berufsanfänger nichts tauge, sondern nur bei offiziellen Gelegenheiten (Unterrichtsbesuch
der Schulaufsicht oder des Seminarleiters) erwartet oder gebraucht werde.
Dabei handelt es sich um ein folgenschweres
Missverständnis. Nahegelegt wird es durch die Vermischung der theoretischen und
der metatheoretischen Ebene, verständlich ist es, weil der metatheoretische Anteil der
wissenschaftlichen Didaktik stark ausgebildet ist, während die unmittelbar auf Praxis
bezogene Theorie mannigfache Defizite aufweist.
Diese Glaubwürdigkeitslücke der Didaktik hat eine inzwischen
umfangreiche Rezepte- und Kompendienliteratur entstehen lassen. Die neueren
Veröffentlichungen von Hilbert MEYER versuchen diese Lücke zu
schließen.
Das Theorie-Praxis-Problem gehört
zu den fundamentalen Streitfragen der Pädagogik bzw. der Didaktik. Sie finden dazu eine
knappe Darstellung auf der Webseite "Theorie oder Praxis? Theorie und Praxis!- Ein Plädoyer" sowie vertiefte Erörterungen auf den
Webseiten "Theorie und Praxis - Problem, Begriff,
Bedeutung" und "Theorie - Fundament der Praxis? Ein Dilemma und seine Aufhebung".
Zurück zur Übersicht
2.4 Der
Theoriebegriff
In der didaktischen Literatur werden seit
Herwig BLANKERTZ' Buch über 'Theorien und Modelle der Didaktik'
(1969/2000) im Wesentlichen drei Theorieansätze unterschieden, und zwar
- die bildungstheoretische Didaktik,
- die lerntheoretische Didaktik,
- die erfahrungswissenschaftliche
Didaktik.
Diese Unterscheidung war zunächst nur
beschreibender Natur. Sie hat jedoch an Tiefe und grundsätzlicher Bedeutung gewonnen, als
Jürgen HABERMAS (1968, 1971) die Tatsache bewusst machte, dass es in der
Wissenschaft ein "erkenntnisleitendes Interesse" gibt.
Danach sind drei Formen zu
unterscheiden, und zwar
- das praktische
Erkenntnisinteresse,
- das technische
Erkenntnisinteresse,
- das emanzipatorische
Erkenntnisinteresse.
Diese Erkenntnisinteressen sind immer
miteinander verwoben, doch wenn man unterstellt, dass jeweils ein bestimmtes
Erkenntnisinteresse überwiegt, so sind drei Bereiche von Wissenschaft zu
unterscheiden, und zwar die
- Geisteswissenschaft,
- positivistische
(empirisch-analytische) Wissenschaft,
- kritische Wissenschaft.
Als Erkenntnismethoden lassen sich
ihnen zuordnen die
- Hermeneutik,
- Empirie,
- Ideologiekritik.
Wendet man die Unterscheidungen auf die
o.g. didaktischen Theorien an, so erweisen sich die
- bildungstheoretische Didaktik als
geisteswissenschaftlich,
- informationstheoretische Didaktik
als rein positivistisch,
- lerntheoretische Didaktik als
überwiegend positivistisch.
Somit lässt sich eine Lücke
konstatieren. Sie wird von einer didaktischen Theorie geschlossen, die sich als kommunikative
Didaktik versteht.
In den letzten beiden Jahrzehnten haben
Anregungen aus Neurowissenschaften, aus Systemtheorie und Evolutionsbiologie in der
Didaktik weitere Sichtweisen ausgelöst, die von ihren Vertretern auch als eigene
Didaktiken verstanden werden. Dazu finden Sie Darstellungen auf der Webseite "Theorieansätze der Allgemeinen Didaktik".
Zurück zur Übersicht
2.5 Struktur
und Vollständigkeit der didaktischen Theorien
Allgemeine Didaktik ist eine
Wissenschaft, deren Gegenstand das Lehren und Lernen schlechthin ist. Sie
rechtfertigt und begründet didaktisches Handeln und leitet dazu an. Mithin weist sie
paradigmatische Struktur auf.
Ein Paradigma zeichnet sich durch eine jeweils besondere
Sichtweise aus und kann deshalb auch als Vorbild ('Vor-Bild') verstanden werden.
Aus diesem Grunde wird in der Literatur oft von didaktischen Modellen gesprochen (Herwig
BLANKERTZ, 1969/2000, neuerdings Werner JANK und Hilbert
MEYER, 1991/2001). Jedoch scheint dem Verfasser der Bausteine die Verwendung des
Begriffes "Modell" überzogen anspruchsvoll.
Akzeptiert man die dargestellten
Gesichtspunkte einer systematischen Beschreibung der einzelnen Ansätze einer
wissenschaftlichen Didaktik, so wird deutlich:
Allgemeine Didaktik
- wird als Wissenschaft aufgefasst,
- versucht das didaktische Feld
vollständig zu erfassen,
- ist immer Theorie und Lehre
zugleich.
Die Würdigung der vorliegenden
didaktischen Ansätze führt zu folgendem Ergebnis:
- Kein Ansatz kann alle wesentlichen Aspekte
der Theoriebildung angemessen ausgeprägt berücksichtigen.
- Jeder Ansatz leistet einen spezifischen
Beitrag zum Verständnis von Unterricht und zu didaktischem Handeln, den aufzugreifen sich
lohnt.
- Nicht wenige Autoren neigen dazu, die
Gültigkeit ihrer Auffassungen über deren tatsächliche Reichweite hinaus zu
verallgemeinern. Immer wieder zu beobachtende Ansprüche auf absolute Geltung mögen
befremden, doch sollten sie von urteilssicherer Aneignung des Brauchbaren nicht
abschrecken.
Insofern ist der bittere Streit, der
über lange Zeit hin zwischen den Vertretern der einzelnen Denkrichtungen geführt wurde,
nicht gerechtfertigt und im Übrigen - sofern er nicht der Profilierung diente -
unproduktiv. Darüber hinaus hat er zu enttäuschter Abkehr der Praktiker beigetragen.
Für eine angemessene Würdigung didaktischer Theorien ist es
entscheidend wichtig, dass jegliche Theoriebildung auf die Setzung von Normen
verzichtet. Die Theorie darf allein aus der didaktischen Wirklichkeit gewonnen werden.
Diese Einsicht ist die entscheidende Leistung der geisteswissenschaftlichen Didaktik in
ihrer Auseinandersetzung insbesondere mit theologisch begründeten Erziehungsnormen.
Didaktik überschreitet die Grenze zwischen Wissenschaft und
Indoktrination, wenn sie die Prinzipien des Unterrichts aus vorgegebenen Normen ableitet.
Das gilt nicht nur für reaktionäre Auffassungen von Erziehung, sondern auch für
normative Erziehungssysteme, die sich als fortschrittlich verstehen.
Zurück zur Übersicht
3.0
Literaturnachweis
Die vorstehenden Ausführungen beruhen im
Wesentlichen auf
- Wilhelm H. PETERSZEN
Lehrbuch Allgemeine Didaktik
München 1983,
6., veränderte, aktualisierte und erweiterte Auflage 2001
Eine tiefschürfende Erörterung
grundsätzlicher Aspekte der Allgemeinen Didaktik findet sich bei
- Jürgen DIEDERICH
Didaktisches Denken
Eine Einführung in Anspruch und Aufgabe,
Möglichkeiten und Grenzen der Allgemeinen Didaktik
München 1988
Ein zusammenfassendes
Literaturverzeichnis sowie wichtige Grundlagenliteratur finden Sie auf der Webseite "Literaturgrundlage".
[ Zurück zur Übersicht ]
[ Home ] [ Nach oben ] [ Zurück ] [ Weiter ]
Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 15.01.08
- |