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Aufgabenbereiche

der Allgemeinen Didaktik

Übersicht
1.0 Diskussionsstand
      1.1 Didaktik und Unterricht
      1.2 Die drei Gegenstandsbereiche der Didaktik
2.0 Die Aufgaben der Gegenstandsbereiche
      2.1 Ziele
      2.2 Strukturen
      2.3 Verwirklichung
3.0 Wechselwirkungen und Bewertungskriterien
4.0 Literaturnachweis

1.0 Diskussionsstand

Als nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur in Schulpädagogik und Erziehungswissenschaft ein neuer Anfang gesucht wurde, griff man auf die Didaktik der Reformpädagogik zurück. Der Begriff Didaktik bedeutete so viel wie Unterrichtslehre im Sinne einer unterrichtspraktischen Meisterlehre. Dabei handelte es sich um „praktische", also aus heutiger Sicht vorwissenschaftliche Pädagogik.

Spätestens als Wolfgang KLAFKI 1958 seine „Didaktische Analyse" vorstellte, begann eine Entwicklung, in der die Allgemeine Didaktik - wenigstens von ihrem Anspruch her - zu einer wissenschaftlichen Disziplin mit strengem Theoriebegriff wurde.

Die Diskussion verlief lange Zeit unversöhnlich kontrovers und zeichnete sich durch überzeugungstreue Heftigkeit aus. Sie war auch produktiv; Karl ASCHERSLEBEN (1983) verzeichnet etwa 20 Didaktiktheorien und -modelle. Darin bilden sich nicht nur wissenschaftliche Streitbarkeit und ideologische Fundamentalkritik ab, sondern auch ein Wesensmerkmal einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung - der Pluralismus geistiger Freiheit. Die Bedeutung des Begriffes „Theorie" finden Sie auf den Webseiten „Theorie und Praxis - Problem, Begriff, Bedeutung" sowie „Theorie - Fundament der Didaktik?  Ein Dilemma und seine Aufhebung" dargestellt.

Viele Lehrer empfanden die immer wieder neuen Ansätze zunehmend als abgehoben und verzichteten darauf, in ihnen Hilfe für die Bewältigung ihrer schwierigen Alltagsarbeit zu suchen. Das ist deswegen bedauerlich, weil diese Haltung Einsichten ungenutzt lässt, die das Verständnis von Unterricht vertieft haben und zu didaktisch fundiertem Unterricht beitragen können.

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1.1 Didaktik und Unterricht

Veröffentlichungen der letzten beiden Jahrzehnte (z.B. Harald RIEDEL, 1977; Karl ASCHERLSEBEN, 1983; Wilhelm H. PETERSZEN, 1983/2001) zeichnen sich jedoch durch das bewusste Bemühen aus, die Diskussion auf den Wesenskern didaktischen Denkens zurückzuführen und die vorliegenden Erkenntnisse vorurteilsfrei zu würdigen sowie systematisch miteinander zu verknüpfen. Arbeiten aus jüngster Zeit (insbesondere Annette SCHEUNPFLUG, 2001,2002) wenden aktuelle Ergebnisse der Humanwissenschaften auf die Allgemeine Didaktik an oder schärfen das Bewusstsein für eine notwendige Neuorientierung (Andreas GRUSCHKA, 2002).

Unter diesem Blickwinkel erweist sich Didaktik als die Gesamtheit der Lernhilfen, die der Schüler sich selbst oder die der Lehrer ihm gibt. Mag es auch trivial klingen - der Gegenstand von Didaktik ist der Unterricht mitsamt seinen Bedingungsfaktoren, ihr Ziel dessen schlüssige Begründung, dessen sachgerechtes Verständnis und dessen praktische Verbesserung.

Didaktik ist im Sinne dieses handlungsorientierten Verständnisses

Theorie des Unterrichts.

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1.2 Die drei Gegenstandsbereiche der Didaktik

Prüft man die verschiedenen Denkansätze und Theorien der Allgemeinen Didaktik auf ihre zentralen Aussagen, so sind drei Gegenstandsbereiche zu erkennen.
     Im Wesentlichen geht es darum,

  • sich für bestimmte Wertsysteme und daraus abgeleitete Zielsetzungen des Unterrichts zu entscheiden;

  • die Strukturen des Unterrichts zu erkennen und diese Kenntnis einzusetzen, um die - ständig auch neu auftretenden - Phänomene des Unterrichts zu verstehen, zu erklären und vorherzusagen,

  • angemessene und geeignete Verfahren zu entwickeln, damit die Zielentscheidungen - entsprechend den erkannten und erklärten Zusammenhängen zwischen Unterrichtsphänomenen - verwirklicht werden können.

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2.0 Die Aufgaben der Gegenstandsbereiche

Danach lassen sich die Aufgaben und spezifischen Leistungen der drei Gegenstandsbereiche zusammenfassend wie folgt beschreiben.

2.1 Ziele
Gegenstand dieses Bereiches sind die
beabsichtigten Wirkungen des Unterrichts.
Es geht darum, sie zu

  • untersuchen,
  • werten,
  • setzen.

2.2 Strukturen
Gegenstand dieses Bereiches sind die
Erscheinungen und tatsächlichen Wirkungen,
mithin die Strukturen des Unterrichts.
Es geht darum, sie zu

  • beschreiben,
  • untersuchen,
  • erklären.

2.3 Verwirklichung
Gegenstand dieses Bereiches sind die
beabsichtigten Erscheinungen und Wirkungen des Unterrichts.
Es geht darum, sie zu

  • planen,
  • verwirklichen,
  • überprüfen.

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3.0 Wechselwirkungen und Bewertungskriterien

  • Unterricht ist ein komplexes Geschehen. Deshalb sind die drei Bereiche in der Unterrichtswirklichkeit durch rückkoppelnde Wechselwirkungen eng mit einander verbunden. Die Unterscheidung der drei Bereiche hat lediglich analytische Funktion.
  • Die Beschreibung der drei Bereiche und die dort genannten Aufgaben sind zugleich auch ein Katalog Kriterien, die sich dazu eignen, die Leistungen und Schwächen didaktischer Theorien zu ermitteln.

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4.0 Literaturnachweis

Zu den Theorien der Allgemeinen Didaktik gibt es ein umfassendes Schrifttum; es kann hier auch nicht annähernd dokumentiert werden. Die vorstehenden Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf den im Folgenden genannten Arbeiten. Dort wird auch weiterführende und vertiefende Literatur nachgewiesen.
     Ein zusammenfassendes Literaturverzeichnis sowie wichtige Grundlagenliteratur finden Sie auf der Webseite "Literaturgrundlage".

  • Karl ASCHERSLEBEN
    Didaktik
    Stuttgart 1983

  • Andreas GRUSCHKA
    Didaktik
    Das Kreuz mit der Vermittlung
    Elf Einsprüche gegen den didaktischen Betrieb
    Wetzlar 2002

  • Wilhelm H. PETERSZEN
    Lehrbuch Allgemeine Didaktik
    München 1983
    6., veränderte, aktualisierte und erweiterte Auflage 2001

  • Harald RIEDEL
    Allgemeine Didaktik und unterrichtliche Praxis
    Eine Einführung
    München 1977

  • Annette SCHEUNPFLUG
    Evolutionäre Didaktik
    Unterricht aus system- und evolutionstheoretischer Perspektive
    Weinheim und Basel 2001

  • dies.
    Evolutionäre Pädagogik
    Zeitschrift für Pädagogik 48, 2002, Nr.5, S. 649 - 651

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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