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Lernen
ist »Konstruktion«
»Die Welt entsteht im
Kopf«
Übersicht:
1.0 Konstruktivismus
2.0 Das Verständnis von Lernen
2.1 Grundposition
2.2 Pragmatisches Verständnis
2.3 Grundorientierungen
des Lernens
3.0 Literaturnachweis
Begriffserklärung
1.0
Konstruktivismus
»Die
Welt entsteht im Kopf« – dieser Satz des Tantra enthält
den Kerngedanken des Konstruktivismus.
Manuel MÖLLER
bringt den Begriff »Konstruktivismus« wie folgt auf den Punkt (2006, S. 12
f.):
„Der
Begriff Konstruktivismus hat in der Philosophie eine weitreichende
Bedeutung.
Es geht um die
Frage, wie viel Realität die Welt außerhalb des Subjektes hat. Anders
formuliert, ob die Realität nur im und durch das Subjekt vorhanden ist,
oder auch außerhalb und ohne das Subjekt existiert.
Im Kontext der
Entwicklungspsychologie stellt sich die Frage nach der Realität in einer
anderen Form: Wie kommt die Welt in das Subjekt, oder genauer, in welcher
Weise und auf welchem Weg entwickeln sich die Erkenntnisfähigkeiten des
Subjektes, um die Welt um sich herum wahrzunehmen. Die Betonung liegt hier
darauf, dass sich die Fähigkeiten erst entwickeln
müssen. Sie stehen nicht von Geburt an fertig abrufbar zu Verfügung.
Das Subjekt muss sie sich gewissermaßen erst konstruieren.
Um die
unterschiedlichen Fragestellungen noch einmal zuzuspitzen: Die Philosophie
streitet darum, wie real die Realität außerhalb des Subjektes ist. Die
Entwicklungspsychologie untersucht, welche Methoden das Subjekt entwickelt,
und wie diese beschaffen sind, um die Welt außerhalb seiner selbst
wahrzunehmen und mit ihr interagieren zu können.“
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2.0
Das Verständnis von Lernen
2.1
Grundposition
Lernen kann als
eine Teilleistung des Erkennens verstanden werden. Deshalb ist auch Lernen
„Konstruktion“ (PETERSZEN 2001, S. 95). So schreibt Ewald TERHART
(1999, S. 635),
„Lernen
ist ein selbständig zu vollziehender Akt
mit starker Situationsbindung,
in dessen Verlauf Inhalte, Fähigkeiten etc.
nicht eingearbeitet oder „absorbiert",
sondern konstruiert werden."
Lernen
ist also kein passiver Vorgang, sondern ein aktives Handeln des
Lernenden.
Ähnlich
äußert sich auch Annette
SCHEUNPFLUG (2001, S. 70)
"Lernen ist
nicht die Abbildung von Außenstrukturen im Gedächtnis,
sondern ein konstruktiver Akt der Neukonstruktion
und der Verknüpfung kognitiver Strukturen."
Dieses Verständnis
von Lernen wird in den „Bausteinen“ – Jean PIAGET und vor allem
Hans AEBLI folgend – insbesondere auf der Webseite "Das
Operationsobjekt" vorgestellt und begründet.
Neuerdings hält
Wilhelm H. PETERSZEN (2001, S. 95) einen eigenen didaktischen Ansatz
für gegeben, die „systemisch-konstruktivistische Didaktik“.
Weitere
vertiefende Ausführungen und Informationen finden Sie auf den Webseiten
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2.2
Pragmatisches Verständnis
Gabi
REINMANN-ROTHMEIER und Heinz MANDL konstatieren lapidar (1998, S. 466):
„Wissen
ist keine Kopie der Wirklichkeit,
sondern eine Konstruktion von Menschen.“
Wissenserwerb
ist deshalb ein aktiver Prozeß (a.a.O., S. 461). Während das
konstruktivistische Verständnis des Lernens nicht selten geradezu
eindimensional vertreten wird, nehmen sie einen pragmatischen Standpunkt
ein.
So führen sie
in einer weiteren Publikation neuerdings aus (2006, S. 626):
„Im
wissensbasierten Konstruktivismus wird Lernen als persönliche
Konstruktion von Bedeutung interpretiert. Das gelingt nur, wenn eine
ausreichende Wissensgrundlage besteht. Zu deren Erwerb kann auf eine
instruierende Anleitung und Unterstützung nicht verzichtet werden.“
Ihr Fazit (ebda.):
„Instruktion
und Konstruktion
sind keine Gegensätze, sondern zwei Prinzipien,
die einander ergänzen.“
2.3
Grundorientierungen des Lernens
Betrachtet man
Lernen ohne dogmatische Scheuklappen, so lassen sich drei typische Lernbedürfnisse
und aus ihnen folgende Lernsituationen unterscheiden. REINMANN-ROTHMEIER und
MANDL beschreiben sie wie folgt (1998, S. 475 ff.):
Diese drei
Grundorientierungen bedingen ganz unterschiedliche Prinzipien zur Förderung
des Wissenserwerbs und führen zu
-
systemvermittelnden,
-
problemorientierten
-
und
adaptiven
Lernumgebungen.
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3.0
Literaturnachweis
Hier werden nur
die Titel verzeichnet, auf die sich dieser Text unmittelbar bezieht.
-
Matthias
KOHRING
Von der Entmächtigung der Bilder und der Partizipation in der
Erzeugung gesellschaftlicher Bilder
Tagung „Die Welt entsteht im Kopf?!“
Konsequenzen konstruktivistischer Theoriebildung für Ethik, Politik,
Kultur und Bildung“, Evangelische Akademie Berlin-Brandenburg, Mai
1998
-
Manuel
MÖLLER
Konstruktivismus und Nativismus
Die Debatte zwischen Jean Piaget und Noam Chomsky
Chemnitz 2006
http://archiv.tu-chemnitz.de/pub/2006/0036/data/ma.pdf
-
Wilhelm
H. PETERSZEN
Konstruktivistische Didaktik 2000
in:
ders.
Lehrbuch der Allgemeinen Didaktik
München 2001,
6., völlig veränderte, aktualisierte und erweiterte Auflage, S. 95 -
135
-
Ernst
PÖPPEL
Lust und Schmerz
Über den Ursprung der Welt im Gehirn
Berlin 1993
-
Gabi
REINMANN-ROTHMEIER – Heinz MANDL
Unterrichten und Lernumgebungen gestalten
in:
Andreas KRAPP – Bernd WEIDENMANN (Hrsg.)
Pädagogische Psychologie
Ein Lehrbuch
Weinheim und Basel 2006, 5., vollständig überarbeitete Auflage, S. 601
–646
-
dies.
Wissensvermittlung
Ansätze zur Förderung des Wissenserwerbs
in:
Friedhart KLIX – Hans SPADA (Hrsg.)
Wissen
Enzyklopädie der Psychologie
Themenbereich C, Ser. 2 Kognition, Band 6
Göttingen u.a. 1998, S. 457 - 500
-
Annette SCHEUNPFLUG
Evolutionäre Didaktik
Unterricht aus system- und evolutionstheoretischer Perspektive
Weinheim und Basel 2001
-
Ewald
TERHART
Konstruktivismus und Unterricht
Gibt es einen neuen Ansatz in der Allgemeinen Didaktik?
Zeitschrift für Pädagogik 45 (1999), Nr. 5, S. 629 - 647
-
ders.
Konstruktivismus und Unterricht
Eine Auseinandersetzung mit theoretischen Hintergründen,
Ausprägungsformen und Problemen konstruktivistischer Didaktik
Bönen 1999
Die
Literaturnachweise für die weiteren Webseiten
dieses thematischen Bereiches finden Sie hier.
Ein
zusammenfassendes Literaturverzeichnis
für die Themengruppe »Lernen – Voraussetzungen, Möglichkeiten,
Probleme«
finden Sie hier.
Begriffserklärung:
»Tantra« (Sanskrit, n., „Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang“) ist eine
in Indien
entstandene esoterische
Form des Hinduismus
und später des Buddhismus. Das Wort Tantra wird von der Sanskritwurzel tan
(ausdehnen) abgeleitet. Tantrismus bedeutet somit allumfassendes Wissen oder
Ausbreitung des Wissens.
Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Tantra
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Ausgearbeitet
von: Dr.
Manfred Rosenbach - letzte Änderung
am: 15.01.08
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