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Unsere Werte
- Wurzeln, Entfaltung, Wandel -
Versuch eines
geschichtlichen Überblicks
Übersicht
1.0 Einführung
2.0 Begriffe
3.0 Grundwerte der antiken Tradition
3.1 Aus griechischer Tradition
3.2 Aus römischer Tradition
4.0 Grundwerte der christlichen Tradition
4.1 Aus jüdischer Tradition
4.2 Durch Jesus von Nazareth
4.3 Aus christlichen Kirchen
5.0 Grundwerte der Neuzeit
5.1 Aus der Renaissance
5.2 Aus der Reformationszeit
5.3 Aus der Aufklärung
6.0 Instrumentelle Werte
6.1 Selbstverwirklichung
6.2 Politikbegleitung
6.3 Massenzugehörigkeit
6.4 Werte-Synthesen
6.5 Wertewandel
6.6 Verunsicherung bei Wertewandel
7.0 Das Un-Werte
8.0 Was soll ich tun?
1.0 Einführung
Der Verfasser der Bausteine"
hat im Sommer 2000 Ankershagen in Mecklenburg, das Heimatdorf Heinrich SCHLIEMANNs,
besucht. In der Dorfkirche, der Wirkungsstätte von Schliemanns Vater, fand er eine
didaktisch ebenso instruktive wie eindrucksvolle Ausstellung vor:
Unsere Werte -
Versuch einer Orientierung
Hans-Joachim BORCHERT aus Neubrandenburg
hatte sie erarbeitet und gestaltet. Schon nach einem kurzen Gang durch die Ausstellung war
klar, dass die Ergebnisse, Informationen und Anregungen dieser Ausstellung für die
Bausteine erschlossen werden sollten, weil die genetische und darstellende Perspektive der
Schau das Konzept der Bausteine" hervorragend ergänzte.
Der Verfasser der Bausteine dankt Herrn Borchert für die
großzügige Erlaubnis, auf der Grundlage des von ihm erarbeiteten Materials diese
Webseite zu gestalten und hier vorzustellen. Er hat die weitgehend stichwortartige
Präsentation beibehalten, weil sie dem Medium Internet entspricht. An einigen wenigen
Stellen wurden Formulierungen der Zielsetzung der Bausteine angepasst.
Wenn Sie sich für die eher systematisch-philosophischen Aspekte
des Themas interessieren, finden Sie Vertiefungen auf den Webseiten
o Aufgabe und Problem - Einführung in das Thema",
o Werte, Gegen-Werte,
Un-Werte",
o Tugenden oder Werte? I. Die
Kardinaltugenden"
o Tugenden oder Werte? II
Autonomie - Mündigkeit - Emanzipation"
Pädagogische und didaktische Aspekte werden erörtert auf der Webseite Schule
in einer Zeit des Wertewandels und Wertekonflikts -Sechzehn
Thesen zur Orientierung erzieherischen Handels".
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2.0 Begriffe
Werte sind
lebensnotwendige Zielvorstellungen
- für die in Familie und Schule,
- für das eigene Orientierung,
- für die Erziehung
gesellschaftliche Miteinander.
Grundwerte sind
Zielvorstellungen,
- die sich über Jahrhunderte
hindurch als gültig erwiesen haben.
Instrumentelle Werte sind
- untergeordnete und sich schnell ändernde
Zielvorstellungen
- und dienen als Instrumente zur
Verwirklichung der Grundwerte.
Entstehung von Werten
Werte entstehen,
- wenn viele das Gleiche für wertvoll
halten
(empirischer Wertebegriff),
- wenn eine Handlungsweise durch eine
höhere Autorität motiviert wurde
(idealistischer und ethischer Wertebegriff).
Wertewandel
Die Werte sind die Mitte unseres
gesellschaftlichen Wandels.
- Jede Generation, Bevölkerungsschicht,
Nation usw. hält etwas anderes für wertvoll.
- Neue Werte sollten den Grundwerten
entsprechen.
- Eine Vielzahl von Werte-Vorstellungen
entspricht dem pluralistischen Denken unserer Zeit.
Werteverfall ist
dort festzustellen,
- wo Wertmaßstäbe schnell wechseln,
- in keiner Beziehung zu den Grundwerten
mehr stehen
- und sich zu Un-Werten entwickeln.
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3.0 Grundwerte
der antiken Tradition
3.1 Aus
griechischer Tradition
Demokratie
- Mitverantwortlichkeit
- Toleranz
- Gesellschaftlicher Grundkonsens
- Humanismus
- Wert des Individuums
- Einheit des Schönen und Wahren in Kult,
Kultur und Körpertraining
- Verwurzelung in der Mythologie
- Wissenschaften
- Musik
- Naturwissenschaften
- Philosophie
3.2 Aus
römischer Tradition
- Macht, legitimiert durch
Sendungsbewusstsein
- Ordnungsdenken
- Integrationsfähigkeit
Macht
o Die Verehrung des göttlichen Kaisers" in Rom ist
übergegangen
auf Byzanz, Kiew, Moskau,
o in anderer Form auf das Papsttum
o und auf den Traum vom Heiligen Römischen Reich Deutscher
Nation".
Ordnung
o Römisches Recht, römische Verwaltung,
o die Exaktheit lateinischer Sprache sind Vorbilder geworden.
Integration
o Der römische Vielvölkerstaat wurde durch begrenzte Toleranz
o und durch die Ideologie des Kaisertums zusammengehalten.
Für die Demokratie wurde auf dem
Marktplatz mitdiskutiert, wurden Ansehen, Besitz, Leben eingesetzt.
Das humanistische Menschenbild lebt aus
der Einheit von Religion, Kultur, Körpertraining.
Das Schöne und Wahre wird gestaltet in Baukunst, Plastik, in der Liturgie" des
Theaters sowie der Orthodoxie und heute in der griechischen Kunst des Improvisierens.
Wissenschaften:
die Tonarten der Musik, Physik, Mathematik, Medizin, das pluralistische Denken der
Philosophie
Identität:
Die kleinen Völker jener Zeit (Griechen und Juden) haben das europäische Denken
mitgestaltet, nicht Großmächte, denn da war eine Idee, die alle Glieder der
Gesellschaft verband.
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4.0 Grundwerte
der christlichen Tradition
4.1 Aus
jüdischer Tradition
- Der eine Gott
- Die Zehn Gebote
- Geschichtsverständnis
- Barmherzigkeit
Der eine Gott,
aus der Geschichte
erfahrbar, bleibt verbindliche Motivation für den Einzelnen.
Die Zehn Gebote,
von Moses dem Volk Israel
gegeben, sind bis heute Grundwerte europäischer Kultur.
Geschichtsverständnis:
Mit diesem einen Gott gibt es einen Weg und einen Sinn in der Geschichte und damit eine
Bewältigung der Geschichte" für den Einzelnen.
Barmherzigkeit
gegenüber dem Schwachen
ist begründet in Gottes Barmherzigkeit gegenüber seinem schwachen Volk Israel.
4.2 Durch Jesus
von Nazareth
- Würde des Schwachen
- Dienen
- Durchhaltekraft
Der als wertlos Geachtete, der keine
Lobby hat, wird für so würdig geachtet, dass sich an ihm das Schicksal des Starken
entscheidet.
Im Dienen, im Dasein für andere wird das
Leben lohnend, nicht erst durch Leistung, Erfolg, Genuß.
Durchhaltekraft nicht durch mehr
Anstrengung, sondern durch Vertrauen, Gebet, Aushalten beim anderen - auch bei eigenem
Nachteil.
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4.3 Aus
christlichen Kirchen
- Liebe
- Barmherzigkeit
- Bildung
- Sonntag
- Wissen vom Menschen
Liebe ist grenzenlos für den anderen da:
- für den Ehepartner,
- für den Fremden,
- für den Feind.
Das lernt man bei Jesus.
Barmherzigkeit
Was wäre Europa ohne die hier genannten Vorbilder,
deren Barmherzigkeit von Jesus lebt - der Mitte ihres Denkens.
o Martin von Tours
o Elisabeth von Thüringen
o Franz von Assisi
o August Hermann Francke
o Elisabeth Fry
o Florence Nightingale
o Friedrich von Bodelschwingh
o Henry Dunant
o Mathilda Wrede
o Samuel Heinicke
o Albert Schweizer
o Frère Roger Schutz
o Johann Hinrich Wichern
o Mutter Theresa
o Amalie Silveking
Bildung
Unter dem Dach der Kirche ist die Welt entgöttert, d.h. versachlicht, blühen die
Wissenschaften in Europa auf (Klosterschulen) und begegnen sich Menschen von heute zum
Gespräch. Von Subkulturen geht keine Bildung aus.
Der Sonntag und der
Feiertag teilen die Zeit in Rhythmen, bieten Ruhe,
Sinn-Findung, Gemeinschaftsbildung.
Das Wissen vom Menschen
Die Kirche weiß vom Kulturauftrag des Menschen und von seiner Gefährdung durch das Böse
und von seiner letzten Gewissensbindung.
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5.0 Grundwerte
der Neuzeit
5.1 Aus der
Renaissance
- Entdeckungen
- Individualismus
- der autonome Mensch
- das antike Vorbild
- der entfesselte Individualist
- der humanistische Traum
Entdeckungen der Weltmeere und Erdteile
haben begeistert, ebenso die Entdeckung der Fähigkeiten des Menschen und neuer
Staatsformen.
Individualistisch, autonom - befreit von
der Kirche - entscheidet man nach Vernunft und Vorteil, läuft so dem Traumbild eines
humanistischen Menschen nach. Der entgrenzte Mensch" wird bald die ihn tragende
Tradition verbraucht und nur noch sich selbst haben.
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5.2 Aus der
Reformationszeit
- Gewissensbindung
- Gewissen und Freiheit
- Angstüberwindung
- Arbeitserfolg
Das Gewissen, gebunden an Gottes Wort,
ist letzter Maßstab, höchster Wert und macht darum frei. So trotzte Luther 1521 in Worms
Kaiser und Reich.
Arbeitserfolg im weltlichen Beruf wird
dem kirchlichen Beruf gleichgestellt und als Segen Gottes gewertet. Hier liegt eine Quelle
für den wirtschaftlichen Aufschwung in Europa.
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5.3 Aus der
Aufklärung
In folgenden Dokumenten wurden diese Grundwerte
festgestellt:
- Unabhängigkeitserklärung" vom
4. Juli 1776, USA
- Erklärung der Rechte des Menschen
und Bürgers" vom 26. August 1789, Frankreich
- Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte" vom 10. Dezember 1948, UNO
- Schlußakte der Konferenz für
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa"
vom 1. August 1975, KSZE
- Grundgesetz für die Bundesrepublik
Deutschland" vom 23. Mai 1949
Grundwerte sind
- Souveränität des Volkes
- Menschenwürde
- Freiheit
- Gleichheit
- Brüderlichkeit
- Mitgeschöpflichkeit
Souveränität des
Volkes -
gemäß Art. 20 Abs. 2 GG ausgeübt durch Wahlen und Abstimmungen.
Menschenwürde wird
vielfach missachtet.
Worin liegt die Würde des Einzelnen begründet?
In Gott, im Gewissen, in der Vernunft...
Freiheit bedeutet nicht
nur frei sein von", sondern ebenso frei sein für" (Pflichtwerte).
Freiheit braucht Gewissen und Mut, denn sie ist ein Wagnis.
Gleichheit
Damit war früher überwiegend die Gleichheit vor dem Gesetz gemeint. Heute bedeutet sie
vor allem Chancengleichheit und Verteilungsgleichheit (soziale Gerechtigkeit).
Brüderlichkeit nennt
man heute Solidarität. Vielfach werden darunter gesetzlich abgesicherte Ansprüche des
Einzelnen gegenüber den Institutionen der sozialen Sicherheit verstanden. Wertvoller
wäre eigenverantwortliche Hilfsbereitschaft.
Mitgeschöpflichkeit -
oder Umweltbewusstsein
ist heute ein neu entstehender Grundwert.
Der Mensch entdeckt sich nicht nur als den ausbeutenden Herrn der Natur, sondern auch als
Mitgeschöpf mit gleichen Lebensrechten wie alles andere Lebendige.
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6.0
Instrumentelle Werte
6.1
Selbstverwirklichung
Viele nachrangige Werte bestimmen unseren
Alltag. Das sind kurzlebige Zielvorstellungen.
Sie sollten jedoch den Grundwerten entsprechen.
Selbstverwirklichung durch
Leistungswerte
- Lernfähigkeit und Flexibilität
- Berufstätigkeit
- Mode
- Familienleben
- Gleichstellung der Frau
- Einforderung meiner Rechte
- Vereinstätigkeit und Geselligkeit
- Freizeitgestaltung
- Fortschrittsglaube
Selbstverwirklichung durch
Gefühlswerte
- Gefühls- und Stimmungswerte
- Religiosität
- Glück und Zufriedenheit
Selbstverwirklichung gehört zu einem
zufriedenen Leben. Das Grundgesetz garantiert in Art. 2
Abs. 1: Jeder hat das Recht auf Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht
das Recht anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsgemäße Ordnung oder das
Sittengesetz verstößt."
Unter der Flut der
Selbstverwirklichungsangebote werde ich das Wertvollere auswählen. Wertvoller ist, was
den Grundwerten und dem eigenen Gewissen näher steht, den Interessen des anderen und der
Gesellschaft entspricht.
Die Romantik lebt
Werden Schlager, rasende Stimmung einer Massen-Disco, fernöstliche Weisheit, eine Sekte,
ein Naturerlebnis die Sehnsucht der Seele nach Ganzheit stillen?
Wie persönlicher Glaube
Selbstverwirklichung schafft, zeigt dieses Beispiel eines gelähmten Rollstuhlfahrers:
Die Menschen nennen mich behindert,
und sie haben recht, das bin ich auch.
GOTT nennt mich seine gute Schöpfung,
und ER hat recht, das bin ich auch.
Die Menschen nennen mein Leben
kostspielig,
und sie haben recht, das ist es auch.
GOTT sagt, mein Leben ist wertvoll,
und ER hat recht, das ist es auch.
Die Menschen nennen mich unproduktiv,
und sie haben recht, das bin ich auch.
GOTT sagt, ich bin ein Brückenbauer
zwischen Behinderten und Nichtbehinderten,
und ER hat recht, das bin ich auch.
Die Menschen nennen mein Aussehen
abstoßend,
und sie haben recht, das ist es auch.
GOTT sagt, mein Lachen ist schön,
und ER hat recht, das ist es auch.
Das religiöse Gefühl sucht heute
anstelle kirchlicher Tradition Ersatzformen wie Jugendweihe, Teufelbeschwörungsformeln
(toi, toi, toi"), Praktiken des Aberglaubens.
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6.2
Politikbegleitung
Politikbegleitung durch
- Demokratie
- Parteien
- Verbände
- Vertrauen in Institutionen
- Informationen durch Medien
- Gruppenzugehörigkeit
6.3
Massenzugehörigkeit
Massenzugehörigkeit durch:
- Medien und Einschaltquoten
- Computerspiele
- Werbung
- Umfragen
- Musik und Tanz
- Großveranstaltungen
In der Massenbegeisterung einer
Sportveranstaltung, Demonstration oder Techno-Party fühlen sich viele wohl. Viele
bevorzugen Medien-Unterhaltung und die allgemeine Meinung". In der Masse
leichter, sorgloser, einheitlicher mitzuleben ist weithin unser Lebensstil geworden.
Zugleich gilt auch das andere:
Ich will mehr sein
- als nur eine Nummer im Großbetrieb,
- ein berechenbarer Wirtschaftsfaktor als
Produzent oder Konsument,
- ein Objekt der Werbung mitten in einer
Fernsehsendung,
- ein funktionierendes Etwas beim
Computerspiel ohne eigene Kreativität,
- der Gegenstand einer ideologischen
Verkleisterung des Denkens.
- Auch als Teil der Masse bleibe ich doch an
den Grundwerten orientiert!
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6.4
Werte-Synthesen
Werte werden nie einzeln weitergegeben,
sondern verbunden mit anderen Werten und Traditionen. Dabei bildet sich ein Leitwert
(möglichst ein Grundwert) und eine Leittradition heraus.
Werte-Synthese im Kindesalter
- Liebe der Eltern
- Geborgenheit im Übervater
Gott"
- Ich habe auch mal recht!"
- Anerkennung in der Gruppe
Werte-Synthese in der
Familientradition
unter dem Leitwert
- Abhängigkeit von Mächtigen
- negativ kritische Lebenseinstellung
- Verlangen nach sozialer Anerkennung
- Einsatzfreu1digkeit und
aufgabenorientiertes Verhalten
Solche in der Kindheit erfahrenen
Wertvorstellungen der Familie prägen das ganze Leben.
Werte-Synthese im Jugendalter
- Freundeskreis (Treffpunkt der Clique,
Disco)
- Familienleben
- Berufsausbildung und Zukunftspläne
- Anpassung, Durchsetzungsvermögen
- Party-Lebensgefühl
Das Jugendalter ist die entscheidende
Zeit der Wertebildung.
Werte-Synthese für ein zukünftiges
Europa
- Menschenrechte
- freiheitlich-soziale Demokratie
- ökologisch-soziale Marktwirtschaft
- Recht auf Arbeit und neues
Arbeitsverständnis
- Solidarität in einer erneuerten
Sozialstruktur
- Internationale Verantwortung
Dieser Werte-Konsens für ein
zukünftiges Europa stammt aus Wort der EKD zur wirtschaftlichen und sozialen Lage
in Deutschland" 1997.
Werte-Synthese im militärischen
Bereich
- Mut als motiviertes Denken
- Gehorsam als Einsicht
- Kameradschaft als ein Miteinander im
Wertvollen
- Humanität durch helfende Einsätze
- Zivilcourage als freies
Verantwortungswagnis
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6.5 Wertewandel
Mit sich verändernden Verhältnissen
wandeln sich die Werte-Vorstellungen.
Der Wertewandel vollzieht sich in immer kürzeren Abständen.
- Tiefgehender Wertewandel-Schub um 1968
(68-ziger-Revolution").
- Neuer Wertewandel-Schub:
Nach ständigem Wirtschaftswachstum wird eine Wiederentdeckung menschlicher Werte
erwartet.
Weiterer Wertewandel
- Anpassung
- Selbstentfaltung
- Gegenbewegung
- Werteverlust
Weitere Anpassung
an den Entwicklungsstand von Wirtschaft und Gesellschaft:
- hohe Lebensansprüche,
- Mobilität,
- Freizeitgesellschaft,
- Bildungsmöglichkeiten für alle,
- Ende des Klassenkampfes.
Weiteres
Selbstentfaltungsstreben
ist unaufhaltbar, große Mannigfaltigkeit der Lebensentwürfe, dabei oft Überforderung
des Einzelnen, Traditionelle Muster zur Deutung des Lebens werden abgelehnt, dabei kaum
neue Sinnfindung. Neue Selbstentfaltungs-Vorbilder werden gesucht und gefunden. Der Andere
und die Natur werden dabei schnell übersehen.
Gegenbewegung:
Tendenz zum einfachen Leben, Interesse am Überkommenen": an alten Kirchen,
Möbeln, Sitten, Ortsgeschichte, Trachten, Volksmusik, Symbolen ... als ein Stück
bewahrenswerter eigener Identität.
Bereitschaft zum Engagement in kleinen Gruppen, ohne Bevormundung durch traditionelle
Organisationen.
Wo ein für die Menschen zentraler Wert
von außen her zerstört wird, werden andere Werte mit in diesen Sog der Entwertung des
Lebens hineingerissen, zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit.
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6.6
Verunsicherung bei Wertewandel
- propagiertes Lebensgefühl
- Zukunftsangst
Offiziell wird Optimismus verbreitet:
weitere Entgrenzung des Menschen durch Medien, Motor, Bildung, Konsum. Es gedeiht der
dionysische Individualist" als Lebensform.
Tragisches Grundgefühl
vieler:
Je mehr der Einzelne sich in bisheriger Richtung selbstentfaltet",
desto unsicherer wird seine Zukunft.
Er hat das Gefühl, die Richtung seiner Selbstentfaltung könnte falsch sein.
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7.0 Das
Un-Werte
Ich muß wissen, wo die Grenzen meiner
Autonomie liegen und wo das Un-Werte beginnt. Das Un-Werte beginnt, wo ich am Lebensrecht
des Anderen und der Natur vorbeigehe; wo ich zwanghaft getrieben in den Sog der
Selbstzerstörung geraten bin.
- Der Sog zur Gewalt
- Der Sog zum Stehlen
- Der Sog zum Ehebruch
- Der Sog zur Lüge
- Der Sog zu Suchtmitteln
Gewalt
gibt es überall, geradezu selbstverständlich in Filmen, militärischem Spielzeug,
Straßenverkehr usw., nicht zuletzt gegenüber Tieren und Pflanzen - eben als ein Mittel
der Selbstverwirklichung.
Stehlen
- unbestraft, wo Arbeitskraft des Anderen, Armut von Völkern und Natur ausgebeutet
werden,
- bestraft aber in kleinen Eigentumsdelikten.
Wo Ehebruch und Scheidung
nicht nur im Film, sondern auch im tatsächlichen Leben als normal angesehen werden, sind
die Leitwerte Liebe und Vergebung aufgegeben und ein Stück Menschenwürde verloren.
Lügen
als freche Behauptung einer Horde, als Mittel zum eigenen Vorteil, als Teilwahrheit aus
dem Mund von Ideologen und Informationsträgern, am Sterbebett zur Schonung des
Angehörigen
führen zu Vertrauensverlust.
Suchtmittel:
Mehr vom Leben haben wollen, der inneren Leere entfliehen, um der Gruppe willen -
Come Together/The Power of Now". Nur wenigen gelingt die Befreiung aus
satanischer Selbstzerstörung.
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8.0 Was soll
ich tun?
Jeder muss für sich eine
Entscheidung treffen.
Entweder:
Ich lebe weiter mit meinen kurzlebigen Zielvorstellungen -
den instrumentellen Werten -,
ohne über eine Bewertung meiner Lebensweise nachzudenken.
Oder:
Ich kehre um und denke nach
über ...
Die Grundwerte in meinem Leben
Ich bedenke mit meiner Familie oder
meiner Gruppe,
- was an Lebensinhalten uns eben am meisten
fehlt,
- welche Zielvorstellungen aus den
Grundwerten und instrumentellen Werten
uns jetzt am hilfreichsten wären,
- in welcher heutigen Tradition uns diese
Zielvorstellungen am deutlichsten vorgelebt werden,
welcher Gemeinschaft oder Gruppe wir uns darum anschließen werden.
Die Ergänzung meiner
instrumentellen Werte
Der heutige Wertewandel ist nicht
umkehrbar, aber beeinflussbar,
und das könnte ich dabei mittun:
-
Mehr Persönlichkeit:
anstelle der vielen Sachwerte werden wir unser Menschsein neu entdecken:
Gewissen, Seele, Leben nach dem Tod, gemeinsames Einüben von Gewaltlosigkeit und Liebe,
mit der Schöpfung leben ...
-
Mehr Motivation:
Wenn ich weiß, worin mein verantwortliches Denken und Handeln begründet ist
(Vernunft oder Sittlichkeit oder Glaube), dann kann ich motivierter handeln.
Ohne innere Motivation keine Verwirklichung von Werten!
- Mehr Pflichtwerte:
Der Entwurf der Allgemeinen Menschenpflichten" (InterActionCouncil
1997, Helmut SCHMIDT 1998) weist auf diese Pflichtwerte hin. Vertiefungen dazu finden Sie
auf der Webseite Pflichten - Thesen zur
Wiedergewinnung einer Kategorie der Ethik".
Denn nur im Anderen entdecke und
entfalte ich mich selbst.
Johann Wolfgang von GOETHE bringt das
(Torquato Tasso, Vers 1242) auf die Formel:
Der Mensch erkennt sich
nur im Menschen,
nur das Leben lehret jeden, was er sei.
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Auf der Grundlage eines Konzepts von
Hans-Joachim Borchert ausgearbeitet von:
Dr. Manfred Rosenbach - letzte Änderung am: 08.01.09
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