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Unterrichtsplanung
Leistungen und Grenzen - eine Gebrauchsanweisung
Übersicht
1.0 Planung - ein suggestiver Begriff
2.0 Unterrichtsplanung - eine Paradoxie?
3.0 Wozu Unterrichtsplanung?
4.0 Warnung und Ermutigung
1.0 Planung - ein suggestiver
Begriff
Der Begriff »Planung«
gilt allgemein als positiv. Deshalb verleitet er dazu, stillschweigend anzunehmen, wenn
nur sorgfältig genug geplant werde, sei das Gelingen des geplanten Vorhabens garantiert.
Ein Misserfolg beruht bei diesem Begriffsverständnis auf unzureichender und/oder
fehlerhafter Planung.
Auch in der schulpraktischen Ausbildung ist diese Auffassung
häufig zu beobachten - nicht nur bei Ausbildern, sondern auch bei Lehramtsanwärtern.
Vielfache schmerzliche Erfahrungen von Lehrern zeigen jedoch, dass dieses schlichte
Begriffsverständnis der Komplexität des didaktischen Handlungsfeldes nicht gerecht wird.
Deshalb ist es sinnvoll, die Leistungen, aber auch Grenzen von Unterrichtsplanung näher
zu betrachten.
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2.0
Unterrichtsplanung- eine Paradoxie?
Alle didaktischen Denkschulen und
-richtungen sind sich - unbeschadet der unterschiedlichsten Auffassungen im Einzelnen - in
diesem Punkte einig:
Diese Paradoxie bedarf der Deutung.
Dafür gibt es zwei Ebenen.
-
Erfahrung und Empirie
Jeder Unterrichtende erlebt immer es wieder: Keine Planung kann sämtliche
Vorgänge des tatsächlichen Unterrichtsverlaufes gedanklich vorwegnehmen. Langjährige
Berufserfahrung befähigt zwar zu urteilssicheren Planungsverfeinerungen, nicht jedoch zu
treffsicherer Prophetie. Offenbar handelt es sich um einen Sachverhalt, der in der Natur
der Sache liegt, nicht jedoch durch Mangel an didaktischer Kompetenz verursacht wird.
- Theorie
Auf der Ebene der Wissenschaftstheorie gibt es im Wesentlichen drei Ansätze, die
der Deutung dieser Paradoxie dienen können:
o Systemtheorie, o
Konstruktivismus, o Evolutionstheorie.
Vertiefende Informationen zu deren
Ergebnissen finden Sie auf den folgenden Webseiten:
o Konstruktivismus
und Didaktik
o Pädagogische Theorie -
systemtheoretisch
gesehen
o Evolutionäre Pädagogik
und Didaktik
An dieser Stelle muss es genügen, auf
den grundlegenden Unterschied zwischen Lehren und Lernen hinzuweisen. In herkömmlicher
Sicht gehören sie zusammen und werden sogar als eine Einheit verstanden.
In konstruktivistischer Sicht ist Lernen jedoch ein
autopoietischer Vorgang, der zwar angeregt, nicht aber nach dem Mechanismus von
Ursache und Wirkung determiniert und kontrolliert werden kann. Lehren ist ein
Angebot. Ob und wie es angenommen wird, liegt bei den Lernenden. Über Planung
kann allenfalls dieses Angebot gesteuert werden, nicht jedoch das Lernen der Schüler.
Hier sei noch ein aktueller Titel genannt, in dem die Einsichten
der genannten Theorien sowie deren Anwendung auf Didaktik systematisch aufgearbeitet und
aufgabengemäß dargestellt werden:
- Annette SCHEUNPFLUG
Evolutionäre Didaktik
Unterricht aus system- und evolutionstheoretischer Perspektive
Weinheim und Basel 2001
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3.0 Wozu
Unterrichtsplanung?
Diese Frage ergibt sich folgerichtig aus
den vorstehenden Aufstellungen. Die Antwort darauf ist zugleich eine Gebrauchsanweisung
für die in dieser Themengruppe vorgestellten Bausteine zu Planung und Auswertung von
Unterricht. Sie lautet:
Unterrichtsplanung
- erweist sich als eine geistige Übung, die
kognitive Möglichkeiten erschließt und damit Handlungsmöglichkeiten entwickeln hilft;
- verringert das Risiko des realen
Unterrichts und erleichtert es dem Unterrichtenden, sich auf die Unterrichtssituation
einzustellen. Den tatsächlichen Unterrichtsverlauf kann sie nicht festlegen;
- erweitert und vertieft vielmehr die
Handlungsfähigkeit und -sicherheit des Unterrichtenden;
- macht damit eine stabile
Unterrichtssituation und einen entsprechenden Unterrichtserfolg wahrscheinlicher (vgl.
dazu auch SCHEUNPFLUG a.a.O., S. 123 f, 125).
Aus diesen Gründen ist die Planung von
Unterricht ein zentrales Instrument der Ausbildung. Das gilt nicht nur
für die schriftliche Darstellung der Planung - die Entwürfe -, sondern auch für die
Auswertung von erteiltem Unterricht. SCHEUNPFLUG a.a.O., S. 84, bringt das auf den Punkt:
Durch Nachdenken über
Unterricht wird der Umgang mit Unterricht eingeübt.
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4.0 Warnung und
Ermutigung
Vor diesem Hintergrund ist
zusammenfassend vor einem fundamentalen Missverständnis zu warnen:
Unterrichtsplanung
darf weder überschätzt werden,
noch ist sie beliebig oder belanglos.
Das Gelingen des geplanten
Unterrichts beruht auf dem Zusammenwirken zweier Sachverhalte:
Der Unterricht
wurde konsequent geplant
Zufälle werden fruchtbar gemacht und genutzt.
Für die Planung einzelner
Unterrichtsstunden und für die Abfassung von Stundenentwürfen
bedeutet das:
Die Planung einer
Unterrichtsstunde
ist keine Erfüllungsnorm.
Daraus folgt eine Empfehlung, die Ihnen
zugleich auch Mut machen will:
Die Planung einer
Unterrichtsstunde
ist ein Handlungskonzept.
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Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 15.01.08
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