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Impulse

Funktionen - Intentionen - Wirkungen

1.0 Die Grundfunktion von Impulsen

Die zentrale Aufgabe der Lenkung von Lernprozessen lässt sich - wie auf der „Lenkung - Einführung in das Thema" dargelegt - auf folgende knappe Formel bringen:

Der Lehrende leitet aus einem ihm bekannten Ergebnis eines Erkenntnisaktes eine Möglichkeit ab, den Lernenden zur eigenen geistigen Aneignung dieser Erkenntnis zu veranlassen.

2.0 Das Problem

Verbale Impulse sind dabei ein besonders wichtiges Lenkungsmittel des Unterrichts. Ihre Formulierung bahnt jedoch bei den Schülern nicht nur die gewünschten Lern- und Denkakte an, sondern löst oft auch nicht erwartete und unerwünschte Wirkungen aus.

Schüler reagieren dann auf Impulse des Unterrichtenden hilflos, weil sie nicht genau wissen,

  • was sie tun sollen,
  • wie sie es tun sollen.

3.0 "Gute" und "schlechte" Impulse

Keine Impulsart ist an und für sich didaktisch gut oder schlecht,
denn jede Impulsart hat ihre spezifischen Leistungen und Schwächen.
Das bedeutet:

Immer kommt es auf die Unterrichtssituation an, die bewältigt werden muss.

Funktionen und Intentionen, Wirkungen und Nebenwirkungen müssen genau und bewusst unterschieden werden.

4.0 Thesen zur Wirkung von Impulsen

Diese Sachverhalte haben Folgen für die Formulierung von Impulsen. Sie werden in Form folgender Thesen dargestellt.

1. Enge bzw. geschlossene Impulse haben eine geringe Reichweite. Ihr Vorzug: Sie lassen sich eindeutig und präzise formulieren. Ihr Nachteil: Sie begrenzen die gedankliche Arbeit der Schüler und führen oft zu einem engschrittig gesteuertem Unterricht. Die Schüler bleiben weitgehend in einer passiven und rezeptiven Haltung.
2. Offene Impulse lassen viele Möglichkeiten zu; das ist ihr Vorteil.

Ihr Nachteil: Oft machen sie die Richtung des Denkanstoßes nicht so deutlich, wie es beabsichtigt ist und erforderlich wäre. So werden die Schüler zum Raten verführt, der Lehrer hingegen zu "Schleppnetzdidaktik".

3. Weite Impulse vermeiden kurzschrittige Führung des Unterrichts; das ist ihr Vorteil.

Nachteilig wirkt oft, dass sie sachlich oder sprachlich zu komplex formuliert werden. Die Schüler wissen dann nicht, woran sie sind.

4. Wenn die vorstehenden Thesen zutreffen, sind für eine erfolgreiche Lenkung des Unterrichts Folgerungen notwendig. Mithin muss insbesondere den unerwünschten Wirkungen vorgebeugt werden.
5. Das Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen wird dann verständlicher, wenn man einen oft übersehenen Sachverhalt berücksichtigt. Impulse beziehen sich i. d. R. auf zwei Funktionsebenen, die in ihnen zugleich präsent sind. Zu unterscheiden sind vor allem die

Inhalts-/ Sachebene sowie die Arbeits-/ Prozessebene.

5.0 Folgerungen für die Lenkung des Lernprozesses

Damit ergeben sich grundsätzlich vier Kombinationsmöglichkeiten.

Sachebene Prozessebene
geschlossen geschlossen
geschlossen offen
offen geschlossen
offen offen

Wieweit sie in der Unterrichtswirklichkeit auftreten, ist von der didaktischen Situation abhängig und kann hier nicht im Detail untersucht werden. 

An einem Beispiel sei das Prinzip verdeutlicht:
Der Unterrichtende wünscht zu einem bestimmten Sachverhalt möglichst zahlreiche und vielfältige Schülerbeiträge anzubahnen. Er muss also

  • für die Prozessebene einen offenen bzw. weiten Impuls wählen, so dass deutlich wird, es kommt nicht auf eine bestimmte Antwort, sondern auf vielfältige Antworten an;
  • hinsichtlich der Sachebene klar und eindeutig, also "eng" formulieren, so dass die Schüler den Gegenstand der von ihnen erwarteten Aussagen genau erfassen können.

Das gilt auch umgekehrt. Der Unterrichtende möchte mit einem bestimmten Verfahren möglichst vielfältige und inhaltlich differenzierte Beiträge auslösen. Er muss also

  • hinsichtlich der Prozessebene klar und eindeutig, also "eng" formulieren, so dass die Schüler die Art der von ihnen erwarteten Aussagen genau erfassen können.
  • für die Sachebene einen offenen bzw. weiten Impuls wählen, so dass deutlich wird, es kommt nicht auf eine bestimmte Antwort, sondern auf vielfältige Antworten an.

Der Unterrichtende muss folglich die Unterrichtssituation richtig einschätzen können. Eine Typologie von Unterrichtssituationen, die einen verbalen Impuls des Unterrichtenden notwendig machen, finden Sie auf den Webseiten „Lernhilfen bei Stockungen des Arbeitsprozesses" und „Reaktion bei falschen Antworten".

6.0 Impulsarten und Impulsabsichten

Die folgenden Beschreibungen beziehen sich sämtlich auf didaktische Impulse, also Impulse, die die Lernarbeit der Schüler lenken und anleiten.

Wirkungen von Impulsen

Impulse können
Eigenschaften von Impulsen

Impulse können sein:
strukturieren
helfen / behindern
fordern / drängen
weiten / verengen
beschleunigen / verlangsamen
sicher / zögernd
sachgerecht / situationsgemäß
wirkungsvoll / schwach
unaufwendig / intensiv
ökonomisch / redundant
klar / ungenau
präzise / diffus
behutsam / drängend
flüssig / stockend
energisch / dominant
locker / starr
offen / geschlossen
weiträumig / kurzschrittig
verteilt / gehäuft

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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