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Lenkung des Unterrichts

Einführung in das Thema

Gegenstand

In dieser Themengruppe wird die direkte Lenkung durch die Mittel der Sprache behandelt.
     Die indirekte Lenkung durch Lerngegenstände, die Lernen auslösen, wird in der Themengruppe Medien/Operationsobjekte vorgestellt. Die Gründe dafür finden Sie auf der Startseite „Inhalte und Gegenstände, Ziele und Lenkung des Lernens".

Lenken

Sieht man von genialen Autodidakten ab, so sind Menschen bei dem Erwerb neuer Begriffe und Operationen, also neuen Wissens, aus verschiedenen Gründen i.d.R. darauf angewiesen, angeleitet zu werden - wenigstens zu Beginn ihres Lernens. Zu nennen sind hier anthropologische, psychologische, erkenntnistheoretische, inhaltliche und organisatorische Aspekte).
     Damit es keine Missverständnisse gibt: »Anleiten« ist nicht als enger und strenger Dirigismus herkömmlicher Didaktik zu verstehen. Anleiten integriert vielmehr alle didaktischen Maßnahmen, die Menschen zum Lernen befähigen und ihnen das Lernen erleichtern können.
     Die didaktische Literatur verwendet dafür die Begriffe Steuerung oder Lenkung des Lernens. Aus psychologischen Gründen wird in diesem Bausteinen der Begriff Lenkung bevorzugt.

Andreas GRUSCHKA (2002, S. 414) macht auf ein mögliches Missverhältnis zwischen pädagogischem Leitziel und realer Unterrichtssituation aufmerksam. Der Text wird hier als Warnung vor dem falschem und zugleich als Ermutigung zu richtigem Verhalten zitiert:
     "Der Versuch, nicht autoritär zu lenken, [...] macht blind dafür, was Lenkung im guten Sinne  bewirken kann, und zugleich hilflos gegenüber der Erfahrung, dass der ungelenkte Unterricht nicht zu dem führt, was er erreichen soll."

Aufgaben von Lenkung

Lehren besteht nicht lediglich im Mitteilen fertiger Erkenntnisse, sondern ist generell die Anleitung zu Erkenntnisakten.

Daraus ergibt sich folgende generelle Funktionsbeschreibung:

Der Lehrende leitet aus einem ihm bekannten Ergebnis eines Erkenntnisaktes eine Möglichkeit ab, den Lernenden zur eigenen geistigen Aneignung dieser Erkenntnis zu veranlassen und die Auffassungstätigkeit des Lernenden in Gang zu setzen.

Die Lenkung von Lernprozessen hat im Einzelnen folgende Aufgaben: Sie

  • leistet bei dem Lernenden den Aufbau von Wissen,
  • regt den Lernenden dazu an, sich auf einen Lerngegenstand einzulassen,
  • leitet den Lernenden zur sachgerechten Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand an,
  • setzt den Maßstab für die Bewertung der Lernergebnisse.

Diese Aufgaben lassen sich auf folgende knappe Begriffe bringen:

  • Informieren,
  • Motivieren,
  • Anleiten zum Operieren,
  • Normieren.

Alle diese Funktionen treten nicht isoliert auf, sondern gehen in vielfältiger Verknüpfung ineinander über.

Generell gilt:
Wie, in welchem Grade und mit welchen Mitteln »gelenkt« wird, hängt stets von der didaktischen Situation ab. Lenkung muss  den Erfordernissen der Sache entsprechen.

Ordnungsmerkmale von Lenkung

Betrachtet man die Lenkung des Unterrichts unter systematischem Blickwinkel, so lassen sich die folgenden drei Merkmale benennen:

  • Intensität
    Die Lenkung kann stark oder schwach ausgeprägt sein.
  • Form und Inhalt
    Der Arbeits- und Erkenntnisprozess kann gelenkt werden durch
    o Anweisungen und Anleitungen:                externe (direkte) Lenkung
    o verantwortliches Handeln der Lernenden:  interne Lenkung
    o die inhaltliche Struktur der Sache:           sachbezogene (indirekte) Lenkung
  • Lernerfolg
    Erfolg und Misserfolg von Lernprozessen - sowohl von zufällig ablaufenden als auch geplanten und organisiserten - lenken Art und Verlauf des weiteren Lernens.

Die vorstehenden Merkmale haben idealtypischen Charakter; sie dienen mithin dazu, das Merkmal überhaupt sichtbar zu machen. In der konkreten Unterrichtssituation sind alle Merkmale gleichzeitig, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden.

Impulse als Lenkungsmittel

In der didaktischen Literatur werden die den Arbeitsprozess lenkenden Maßnahmen des Lehrers unterschiedlich, z. T. kontrovers beschrieben; insbesondere finden sich die verschiedensten Begriffssysteme.
     Deshalb wird hier im Anschluss an Friedrich WINNEFELD und im Gegensatz zu Gertrud RITZ-FRÖHLICH das Wort 'Impuls' als Oberbegriff verwendet, der in die unterschiedlichsten
Formen umfasst und vielfältig konkretisiert werden kann.

Ein derart umfassendes Verständnis von Impulsen bedarf einer begrifflichen Differenzierung.

Unter formalem Blickwinkel kann man unterscheiden zwischen

  • verbalen Impulsen,
  • nonverbalen Impulsen.

Unter funktionalem Blickwinkel kann man unterscheiden zwischen

  • didaktischen Impulsen,
    sie beziehen sich auf die inhaltlichen Ziele des Unterrichts;
  • organisatorischen Impulsen,
    sie beziehen sich auf Organisation und Verlauf des Unterrichts;
  • erzieherischen Impulsen,
    sie beziehen sich auf über den unmittelbaren Unterricht hinausgehende Notwendigkeiten erzieherischen Handelns.

Vertiefende Erörterungen zu Funktion und Gestalt von Impulsen finden Sie auf den Webseiten "Impulse: Funktionen - Intentionen - Wirkungen", "Sprachliche Impulse" sowie
"Lenkung themenbezogener Arbeitsprozesse".

Quellennachweis:

  • Andreas GRUSCHKA
    Didaktik
    Wetzlar 2002

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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