Home ] Nach oben ] Zurück ] Weiter ]

Die Tiefenpsychologie

als ein Ansatz der Entwicklungspsychologie

Übersicht
1.0 Einordnung
2.0 Die Struktur der menschlichen Seele
      2.1 Interpretationsmöglichkeiten
      2.2 Zusammenfassung
3.0 Die Entwicklung der menschlichen Psyche
      3.1 Entwicklung - tiefenpsychologisch gesehen
      3.2 Phasen der seelischen Entwicklung
4.0 Textgrundlage

1.0 Einordnung

Die Einsichten, die Sigmund FREUD bei der Behandlung von seelischen Störungen gewonnen hat, können als eine spezielle Ausprägung des entwicklungstypologischen Ansatzes verstanden werden.

2.0 Die Struktur der menschlichen Seele

2.1 Interpretationsmöglichkeiten

Die menschliche Psyche kann verstanden werden als

  • eine topische Einheit, d.h. das Psychische wird tiefenpsychologisch gesehen, also räumlich vorgestellt,

  • ein dynamisches Gebilde, in dem mannigfache Kräfte wirken, die allein spätere Konflikte verständlich machen,

  • ein genetischer Prozess, in welchem bestimmte Entwicklungen stattfinden,

  • ein sozio-kulturelles Produkt, das sowohl von individuellen als auch kollektiven Einwirkungen verändert wird und andererseits diese Einwirkungen verändert,

  • ein Konfliktbündel, das zwar nur zwei Grundtriebe kennt, aber infolge der topisch-dynamischen Einheit und der genetisch-sozialen Aspekte sich in einem permanenten Ruhe-Unruhe-Rhythmus befindet und mit den Kräftepotentialen irgendwie fertig werden muss.

Zurück zur Übersicht

2.2 Zusammenfassung

In der psychoanalytischen Theorie lässt sich die menschliche Psyche als ein komplexes Modell unter topischen, dynamischen, genetischen, sozio-kulturellen und konfliktpsychologischen Aspekten betrachten.
     Die entscheidenden Instanzen dieser Psyche sind

  • das ES,

  • das ÜBER-ICH,

  • das ICH-IDEAL,

  • das SELBST und

  • das ICH.

Die gesamte Psyche bzw. Teile derselben können sich in drei verschiedenen Zuständen befinden, nämlich im unbewussten, vorbewussten und bewussten Zustand. Die wichtigsten Arbeitsweisen der Psyche sind die Triebäußerungen in Gestalt des Libido- und Aggressionstriebes, die Zensur, die Verdrängung und die Sublimierung.

  • Psychisch gesund
    ist derjenige zu nennen,
    der vermittels eines möglichst autonomen ICH die divergierenden Anforderungen der psychischen Instanzen, der Realität, die unterschiedlichen Bedürfnisse der psychischen Zustände sowie die Mechanismen und ihre Widersprüche untereinander versöhnt.

  • Psychisch krank
    ist derjenige,
    o dessen ICH auseinanderbricht, wobei sich die einzelnen Teile verselbständigen,
    o dessen ICH die Spannungen und Widersprüche zwischen den einzelnen Instanzen,
       Zuständen und Arbeitsweisen nicht zu integrieren vermag,
       so dass ungelöste Konflikte zurückbleiben,
    o und dessen gesamte Psyche so starken inneren und äußeren Attacken,
       die Verunsicherungen, Frustrationen usw. ausgesetzt ist, dass die Widerstandskräfte
       nicht ausreichen, um den Bestand der Psyche zu sichern.

Zurück zur Übersicht

3.0 Die Entwicklung der menschlichen Psyche

3.1 Entwicklung - tiefenpsychologisch gesehen

Es gibt fast so viele Entwicklungspsychologien, wie es Entwicklungspsychologen gibt. Die bekanntesten sind die von Eduard SPRANGFR (1925), Otto TUMLIRZ (1927), Charlotte BÜHLER (1928), 0swald KROH (1944), Jean PIAGET (1947), Heinz REMPLEIN (1956), Arnold GESELL (1958), Adolf BUSEMANN (1965) und Rolf OERTER (1967).
     Eine Übersicht der gängigen Konzepte entwicklungspsychologischer Theoriebildung finden Sie auf der Webseite "Was ist Entwicklung?".

Da ist vom »Märchenalter« und vom » kritischen Realismus«, vom »vorbegrifflichen Denken« und vom »jugendlichen Lebensgefühl« ausführlich die Rede. Weniger oder gar nichts erfährt man darüber, unter welchen psychologischen und gesellschaftlichen Disharmonien menschliche Entwicklung verläuft, in Fehlformen abirrt, ausweglos endet.

Kontinuierlich und nach inneren Gesetzen - fast organologisch ausgerichtet - werden dort Phasenlehren konstruiert, die entweder idealistisch ausgerichtet oder einseitig akzentuiert sind. Die große Ausnahme bietet Rolf  OERTERs Entwicklungspsychologie. Eine ausführliche Darstellung finden Sie auf der Webseite "Das dynamische Verständnis von Entwicklung".

Im Folgenden wird die psychoanalytischen Entwicklungstheorie dargestellt, zumal sie

a) den krisenhaften menschlichen ICH-Aufbau und
b) mögliche Entwicklungsstörungen gerafft vorzutragen erlaubt.

FREUD selbst hat noch stark der Ansicht zugeneigt, dass sich die psychische Entwicklung - obgleich krisenhaft - weitgehend mechanistisch, von innen heraus und überall vollzieht. Diese These ist heute nicht länger zu halten und wird auch kaum noch von Psychoanalytikern vertreten.

Im Gegenteil: FREUDs Schüler und Enkel haben die psychoanalytische Entwicklungstheorie, die ursprünglich eine Theorie der Sexualentwicklung war, wesentlich erweitert und z.B. die gesellschaftliche Bedingtheit der einzelnen Phasen herausgearbeitett.
     Hier ist insbesondere Erik H. Erikson zu nennen. Seine Auffassungen finden Sie auf der Webseite "Entwicklung der Persönlichkeit - eine Abfolge »psychosozialer Krisen«" ausführlich dargestellt.

Zurück zur Übersicht

3.2 Phasen der seelischen Entwicklung

Eingedenk dieser Modifikationen lassen sich bezüglich der menschlichen Entwicklung folgende Phasen unterscheiden:

1.
3.
5.
7.
9.
11.

pränatale Phase
orale Phase
genitale Phase
Latenzphase
Adoleszenz
Involutionsalter

2.
4.
6.
8.
10.
12.

natale Phase
anale Phase
ödipale Phase
Pubertät
Erwachsenenalter
Greisenalter

Zurück zur Übersicht

4.0 Textgrundlage

Dieser wurde im Anschluss an folgende Publikation ausgearbeitet:

  • Rainer WINKEL
    Pädagogische Psychiatrie für Eltern, Lehrer und Erzieher
    München 1977, S. 56 ff.

Ein zusammenfassendes Literaturverzeichnis für die Themengruppe "Entwicklungspsychologische Grundlagen des Unterrichts" finden Sie auf der Webseite "Literaturgrundlage".


[ Zurück zur Übersicht ]
Home ] Nach oben ] Zurück ] Weiter ]


Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
-