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»Das Lernen lehren«

Thesen nach Franz E. WEINERT

Übersicht
1.0 Das Problemfeld
2.0 Die Faktoren der individuellen Lerneffektivität
     
2.1 Förderung der Gedächtnisfähigkeiten
     
2.2 Förderung intellektueller Fähigkeiten
     
2.3 Förderung von allgemeinen Strategien des Lernens
     
2.4 Förderung der Lernmotivation
3.0 Folgerungen für didaktisches Handeln
4.0 Literaturnachweis

1.0 Das Problemfeld

Lernen ist ein Vorgang aktiven Aneignens, der vom Lehrer zwar angebahnt und angeleitet, jedoch allein vom Schüler geleistet werden muss. Umfang und Verfügbarkeit des dabei aufgebauten Bestandes an Wissen und Fertigkeiten hängen wesentlich von der Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses ab. Diese jedoch ist nicht von dessen – wahrscheinlich als feste Größe vorgegebenem – Fassungsvermögen abhängig.

Vielmehr kommt es darauf an, dass der Schüler zu lernen gelernt hat –
das heißt, sein Gehirn intelligent und effektiv zu nutzen.

Schüler können das allein nur sehr bedingt leisten. Mithin ist es eine wesentliche Aufgabe des Unterrichts, das Lernen zu lehren, und das heißt, Methodenkompetenz zu vermitteln. Jedes Fach kann dazu seinen spezifischen Beitrag leisten. Unabhängig von bestimmten fachlichen Inhalten geht es generell darum, die Fähigkeiten zum kognitiven Lernen zu verbessern, d.h. den Erwerb von immer mehr Wissen, das Verstehen von immer komplexeren Operationen und das Lösen von immer schwierigeren Problemen zu fördern und zu stärken.

Wilhelm H. PETERSZEN hat (2001, S. 276 f.) im Anschluss an Hartmut von HENTIG (1992) und Rainer WINKEL (1993) vorgeschlagen, die hier beschriebene Aufgabe in einer eigenständigen Theorie des Lernens zu bearbeiten. Er greift dafür den von WINKEL als Gegenstück zur »Didaktik« formulierten Begriff »Mathetik« (von dem griechischen Verbum "matheîn" "lernen" abgeleitet) auf.

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2.0 Die Faktoren der individuellen Lerneffektivität

Unter den allgemeinen Bedingungen des individuellen Lernerfolges spielen Lernfähigkeiten und Lerntätigkeiten eine zentrale Rolle. Die folgende Grafik gibt dazu einen Überblick der dabei wirksamen Faktoren und ihrer Wechselwirkungen (nach Franz E. WEINERT, 1983).

 

Dazu lassen sich stichwortartig folgende Einsichten referieren.

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2.1 Förderung der Gedächtnisfähigkeiten

Das Gedächtnis zu benutzen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, es leistungsfähig zu erhalten. Vielfältige Forschungen zwingen jedoch zu der Einsicht, dass die Gedächtniskapazität durch Training nicht vergrößert werden kann. Mithin kommt es darauf an, die vorhandene Kapazität besser zu nutzen, zumal sie größer ist als der tatsächliche Bedarf. Bessere Gedächtnisleistungen erweisen sich als Ergebnis besser organisierten Denkens und Lernens.

2.2 Förderung intellektueller Fähigkeiten

Besser lernen bedeutet vor allem, intelligenter zu lernen. Das gilt auch für die Aufgabe, neue Informationen intelligenter aufzunehmen, zu verschlüsseln, zu organisieren und zu speichern. Lernen zu lehren heißt also, die intellektuellen Fähigkeiten zu schulen und intelligente Fertigkeiten aufzubauen, sowohl als Ziel als auch als Mittel.

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2.3 Förderung von allgemeinen Strategien des Lernens

Im Mittelpunkt der Überlegungen steht die Hypothese, dass Lernen gelehrt werden kann, indem man allgemeine Strategien des Lernens vermittelt, also Verfahren, Techniken, Organisationsformen der geistigen Arbeit.

Dabei lassen sich drei Aufgabenbereiche unterscheiden, und zwar

  • Vermittlung von Wissen über die Besonderheiten von Lernaufgaben, 
    von individuellen Lernstilen und unterschiedlich effektiven Lernstrategien, 
    insbesondere jedoch von neurophysiologischen 
    und psychologischen Voraussetzungen des Lernens.

  • Vermittlung und Einübung von Verfahren, 
    die die Lernarbeit effektiver machen, 
    also Strategien zum Planen, Steuern, Überwachen, Korrigieren 
    und Überprüfen des Lernvorganges.

  • Vermittlung und Einübung von Verfahren, 
    Texten die jeweils wesentlichen Informationen sachlich 
    und zeitökonomisch effektiv zu entnehmen.

Im Mittelpunkt des didaktischen Interesses dürfte stehen, Schüler zu

  • besserer Organisation der Lernarbeit,

  • bewussterer Nutzung mnemotechnischer Möglichkeiten,

  • ökonomischerer Gewinnung und Verarbeitung von Informationen

anzuleiten.

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2.4 Förderung der Lernmotivation

Der Lernende setzt wirksame Lernstrategien und effektive Organisation des eigenen Lernens nicht nur nach rationalen Gesichtspunkten ein. Seine Haltung ist vielmehr in wesentlichem Maße auch emotional beeinflusst. Daher hat ein Lehrer, der das richtige Lernen lehrt, auch hier aine Aufgabe: Er muss zum Abbau von seelischen Haltungen beitragen, die effektives Lernen beeinträchtigen, und den Aufbau lernförderlicher Motivationssysteme anbahnen.

Anders gesagt: Eine positive Grundeinstellung zum Lernen ist eine zentrale Voraussetzung für effektives Lernen.

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3.0 Folgerungen für didaktisches Handeln

Für das Lehren des Lernens gibt es in der didaktischen Arbeit des Gymnasiums zwei Schwerpunkte.

  • Die Schüler müssen über Verfahren und Organisation effektiven Lernens informiert, zu deren Anwendung angeregt und bei dieser angeleitet werden. Einschlägige Literatur ist auf der Webseite Literaturnachweis verzeichnet; Sie finden dort vielfältige Anregungen.

  • Viele Schüler stehen einzelnen Fächern und deren Themen und Inhalten indifferent, oft sogar latent abgeneigt gegenüber. Mithin hat Lehren nicht nur die Aufgabe, Kenntnisse zu vermitteln, sondern vor allem auch, den Lernenden das lernende Eindringen in einen zunächst fremden Sachbereich als sinnvoll, d.h. als subjektiv bedeutsam, erleben zu lassen. Informationen und Vertiefungen zu dieser Problematik finden Sie auf der Webseite „Einstellungen zum Lernen - »Motivation«".

4.0 Literaturnachweis

  • Franz E. WEINERT
    Ist Lernen lehren endlich lehrbar?
    Einführung in ein altes Problem und in einige neue Lösungsvorschläge
    Unterrichtswissenschaft 11 (1983), H.4, S. 329 ff.

Der Aufsatz von WEINERT führt ein; im Heft sind weiterführende Aufsätze enthalten, die Anregungen bieten sowie Literatur und Verfahren erschließen.

  • Weitere Literaturnachweise für die Webseiten dieses thematischen Bereiches 
    finden Sie hier.

  • Ein zusammenfassendes Literaturverzeichnis
    für die Themengruppe »Lernen – Voraussetzungen, Möglichkeiten, Probleme«
    finden Sie hier.


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -       letzte Änderung am: 15.01.08
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