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Binnendifferenzierung

Handlungsmöglichkeiten und Empfehlungen

Übersicht
1.0 Einführung
2.0 Strukturformen der Binnendifferenzierung
3.0 Grundformen der Binnendifferenzierung
       3.1 Möglichkeiten

       3.2 Ausgestaltungen
       3.3 Zusammenfassung
4.0 KLAFKIs Suchraster für binnendifferenzierende Maßnahmen
5.0 Literaturgrundlage

1.0 Einführung

Die grundsätzlichen Aspekte der Differenzierung werden auf den Webseiten „Differenzierung" und „Thesen zur Binnendifferenzierung" dargelegt. Hier geht es um Verfahren und Möglichkeiten im Unterricht. Sie können jedoch nur in genereller Form vorgestellt werden; der Transfer auf die konkrete Unterrichtssituation bleibt Aufgabe des einzelnen Unterrichtenden.

Die nachstehenden Empfehlungen folgen im wesentlichen Manfred BÖNSCH (1970) und Wolfgang KLAFKI (1976); spätere Veröffentlichungen haben deren Überlegungen nur ausgestaltet. Neuere Arbeiten setzen sich mit den Konsequenzen der Integrationspädagogik auseinander; sie werden auf der Webseite „Lernen in heterogen zusammengesetzten Lernverbänden" vorgestellt.

Bei der Sichtung der einschlägigen Literatur fällt auf, dass dort in vielfältigen Variationen die hohen Anforderungen betont werden, die Binnendifferenzierung an Befähigung und Arbeitskraft des Unterrichtenden stelle. Das trifft sicherlich zu, wenn unterstellt wird, jeder müsse seinen gesamten Unterricht durchgehend binnendifferenziert auf höchstem Niveau gestalten. Das zu leisten ist unter den Alltagsbedingungen bei 24 Wochenstunden nicht möglich.

Der Verfasser vertritt deshalb demgegenüber einen pragmatischen Standpunkt und versucht ihn in diesem Baustein plausibel zu machen. Danach ist Binnendifferenzierung Teil eines didaktischen Konzepts, das durch ein möglichst vielfältiges didaktisches Repertoire und das dafür nötige Einfühlungsvermögen bestimmt wird. Nicht das Optimale, dabei jedoch Unrealistische wird erwartet.

Vielmehr kommt es darauf an, das Mögliche nicht zu unterlassen.

Die folgenden Darlegungen wollen dafür brauchbare Hinweise und Hilfen zur Verfügung stellen.

Vorgestellt wird also ein Konzept der „kleinen Möglichkeiten". Es bezieht sich vorwiegend auf die einzelne Unterrichtsstunde; mittel- und langfristige Konzeptionen werden hier nicht erörtert. Die Möglichkeiten computergestützten Unterrichts bleiben gleichfalls außer Betracht.

Insbesondere geht es darum, die in jedem Unterricht latent enthaltenen Differenzierungspotentiale und -formen

systematisch zu erfassen und explizit wirksam werden zu lassen.

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2.0 Strukturformen der Binnendifferenzierung

Die Strukturen didaktischen Handelns legen für Binnendifferenzierung zwei Grundbereiche nahe:

  • Lerninhalte und -ziele,
  • Methoden und Medien.

Da diese Hinweise vor allem der Arbeit im Gymnasium gelten, wird die Differenzierung von Lerninhalten und -zielen hier nicht weiter verfolgt, weil weder die Rahmenpläne noch die auf ihnen beruhenden Lernziele nennenswert unterschiedliche Anforderungen im Bereich der Inhalte und Ziele zulassen.

Darüber hinaus bieten sich folgende Möglichkeiten an; differenziert werden kann

1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
nach Arbeitsweisen,
nach dem stofflichen Umfang,
nach dem Schwierigkeits- und Komplexionsgrad
nach dem Lern- und Arbeitstempo
nach zeitlichem Umfang,
aus sachlichen Gründen,
aus methodischen Gründen,
nach sozialen Motiven.

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3.0 Grundformen der Binnendifferenzierung

3.1 Möglichkeiten

Differenzierende Maßnahmen

  • nutzen die in der vorstehenden Liste genannten Ansätze einzeln oder in geeigneten Kombinationen.
  • sind ein Bestandteil des Konzepts, das auf den Webseiten "Die Gruppierungsformen des Unterrichts" vorgestellt wird.
         Dort wird die der Arbeit mit der gesamten Lerngruppe (Klassenunterricht) als ein Rahmen verstanden, der die jeweils erforderlichen didaktischen Einzelmaßnahmen zusammenfasst und integriert.
  • sind also in allen Phasen des Unterrichts - ggf. einschließlich der Hausaufgaben - möglich und angezeigt; auf die verschiedenen Systeme zur Gliederung des Unterrichts wird verwiesen.
  • können gestaltet werden als
  • - Zeitlösung,
    - soziale Lösung,
    - sachliche Lösung,
    - Zeitfüller-Lösung.

Diese Lösungen für binnendifferenzierende Maßnahmen gehen in der Praxis ineinander über, weil die Grenzen zwischen den einzelnen Typen fließend sind.

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3.2 Ausgestaltungen

Wechsel der Gruppierungsformen im Rahmen des Klassenunterrichts ist eine Differenzierungsmöglichkeit, die sich vielfältig ausgestalten und mit weiteren Differenzierungselementen verbinden lässt.

Die eben genannten Lösungen können im einzelnen wie folgt skizziert werden.

  • Zeitlösung
    Sie gestattet es dem einzelnen Schüler, eine vom Unterrichtenden gestellte Aufgabe in dem ihm gemäßen Tempo zu erledigen. Für schneller arbeitende Schüler wird eine zusätzliche Aufgabe bereitgehalten.
  • soziale Lösung
    Schüler, die die für diese Phase Aufgabe schnell erledigt haben, sind den langsameren bzw. schwächeren Klassenkameraden bei der Arbeit behilflich. Dadurch wird auch ein Zeitausgleich geschaffen.
  • sachliche Lösung
    Schüler, die die für diese Phase Aufgabe schnell erledigt haben, erhalten den Auftrag, einen den aktuellen Arbeitsbereich betreffende Auftrag zusätzlich zu bearbeiten.
  • Zeitfüller-Lösung
    Der gestellte Arbeitsauftrag wird erledigt; danach macht jeder Schüler, was er will.

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3.3 Zusammenfassung

Die vorstehenden Entfaltungen einzelner Differenzierungsmöglichkeiten seien hier gebündelt. Im Unterricht des Gymnasiums sind Differenzierungen vor allem in den Verfahren und den Medien/Operationsobjekten gegeben; das kann jeweils nacheinander oder gleichzeitig geschehen.

Verfahren

  • Wechsel in den didaktischen Funktionen des Unterrichts
  • Wechsel der Gruppierungsformen
  • Wechsel der Handlungsformen des Lehrens
  • Wechsel der Handlungsformen des Lernens

Medien/Operationsobjekte

  • Wechsel der Darbietungskanäle
  • Wechsel zwischen Konkretheit und Abstraktion
  • Wechsel der Vermittlungsebenen

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4.0 KLAFKIs Suchraster für binnendifferenzierende Maßnahmen

Wolfgang KLAFKI (1976, S. 508) stellt eine - dreimensional zu denkende - Matrix vor, die die Differenzierungsformen systematisiert und damit das Finden von konkreten Möglichkeiten wesentlich erleichtert.

Er ordnet die drei Handlungsebenen

  • konkrete Aneignung,
  • explizit sprachliche Aneignung,
  • rein gedankliche Aneignung

den Hauptphasen des Unterrichtsprozesses zu und verknüpft sie mit den folgenden Kriterien:

1.
2.
3.
4.
5.
6.
Stoffumfang/Zeitaufwand,
Komplexionsgrad,
Anzahl der notwendigen Durchgänge,
Notwendigkeit direkter Hilfe bzw. Grad der Selbständigkeit,
Art der inhaltlichen oder methodischen Zugänge der Vorerfahrungen,
Kooperationsfähigkeit.

Damit können Notwendigkeiten und Möglichkeiten für binnendifferenzierende Maßnahmen systematisch ermittelt und geplant werden.

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5.0 Literaturgrundlage

  • Gerold BECKER - Klaus-Dieter LENZEN u.a. (Hrsg.)
    Heterogenität  
    Unterschiede nutzen - Gemeinsamkeiten stärken
    Friedrich Jahresheft XXII 2004 
  • ders.
    Regisseur, Meisterdirigent, Dompteur
    Die Sehnsucht nach gleichen Lernvoraussetzungen hat Gründe
    in:
    Gerold BECKER - Klaus-Dieter LENZEN u.a. (Hrsg.)
    Heterogenität, S. 10 - 12
  • ders.
    Der lange Abschied von der großen Illusion -
    über das Lernen "im Gleichschritt"
    Praxis Schule 8 (1997) H.2 S. 6 ff.
  • Manfred BÖNSCH
    Methodische Aspekte der Differenzierung im Unterricht
    München 1970
  • Karl HAUSZER (Hrsg.)
    Modelle schulischer Differenzierung
    München 1981
  • Anne HILDESCHMIDT - Irmtraut SCHNELLE (Hsrg.)
    Integrationspädagogik
    Auf dem Weg zu einer Schule für alle
    Weinheim/München 1998
  • Ludwig HUBER
    Mitten im Dilemma
    Über Standards und Heterogenität
    in:
    Gerold BECKER - Klaus-Dieter LENZEN u.a. (Hrsg.)
    Heterogenität, S. 106 - 109
  • Wolfgang KLAFKI - Hermann STÖCKER
    Innere Differenzierung des Unterrichts
    Zeitschrift für Pädagogik 22 (1976) H.4, 497 - 523
  • Siegbert MERKLE
    Theorie und Praxis der inneren Differenzierung
    in der Hauptschule
    Donauwörth 1973
  • Jochen PAPST
    Konzepte der inneren Differenzierung
    in: Reinhard FUHR u.a.
    Modelle zur Überwindung herkömmlicher Unterrichtskonzepte
    Hannover 1977
  • Annedore PRENGEL
    Spannungsfelder, nicht Wahrheiten
    in:
    Gerold BECKER - Klaus-Dieter LENZEN u.a. (Hrsg.)
    Heterogenität, S. 44 -46
  • Wolfgang P. TESCHNER
    Was leisten Leistungskurse
    Eine theoretische und empirische Bestandsaufnahme
    zum Unterricht in Fachleistungskursen
    Stuttgart 1971
  • Klaus Jürgen TILLMANN
    System jagt Fiktion
    Die homogene Lerngruppe
    in:
    Gerold BECKER - Klaus-Dieter LENZEN u.a. (Hrsg.)
    Heterogenität, S. 6 - 9
  • Ulrich VIELUF
    Heterogenität als Chance?
    Ein Vergleich der Leistungsentwicklung von Haupt- und Reaalschüler(innen)
    in nichtintegrierten und integrierten Systemen
    Pädagogik3/2003
  • Rolf WINKELER
    Differenzierung
    Funktionen, Formen und Probleme
    Workshop Schulpädagogik, Materialien 14
    Ravensburg 1975

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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