Lernen an Stationen Übersicht 1.0 Das Problemfeld Schulischer Unterricht in der uns geläufigen Form ist durch zahlreiche Zielkonflikte und Dilemmata geprägt, die Lehrer, Schüler und - nicht zuletzt - Eltern in gleichem Grade belasten. Sie seien durch einige pointierte Zitate schlaglichtartig vergegenwärtigt. Nicht der Stoff als solcher ist
interessant, Die Empfehlung, Unterricht interessant zu
gestalten, Nichts ist motivierender als guter
Unterricht. Das menschliche Gehirn ist ein Organ zur
Abwehr von Information. Pädagogik ist die Kunst, jemandem etwas
beizubringen, Die Menschen möchten sich selbst als
Urheber ihrer Handlungen erleben können. Auch erzieherische und didaktische
Tätigkeit unterliegt Man soll nicht über die Dunkelheit
klagen, Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Das alles ist nicht neu und mag hier genügen. In tradiertem Aufgabenverständnis und achtbarem Verantwortungsbewusstsein, oft auch unter Pensendruck und Zeitnot gestalten viele Lehrer den Unterricht überwiegend als direkte Instruktion - sie wollen den Schülern etwas beibringen", doch erleben sie dabei vielfältige Widerstände und Misserfolge. Dennoch besteht kein Anlass zu Resignation, denn die Zitate illustrieren nicht nur Schwierigkeiten, sondern machen auch auf Chancen und Möglichkeiten aufmerksam. Unterricht kann auch derart gestaltet werden, dass die Schüler in die Situation versetzt werden, sich mit einem Lerngegenstand aktiv auseinanderzusetzen und ihn sich dadurch anzueignen. Der Lehrer ist dann Arrangeur, Regisseur und Begleiter des Lernens. Eine Möglichkeit solches Lernens ist das Konzept Lernen an Stationen" (auch Stationslernen", Lernstation" oder Lernzirkel"). Während sonst das Privileg des Handelns auf der Seite des Lehrers liegt und der Schüler die Rolle des Reagierenden übernehmen muss, kann Lernen an Stationen" dieses Verhältnis umkehren oder zumindest stark verändern. 2.0 Beschreibung des didaktischen Konzepts Eine komplexe Thematik wird nach didaktischen Gesichtspunkten in Einzelaspekte aufgeteilt. Den Einzelthemen ordnet der Lehrer Arbeitsmaterial zu und entwickelt dazu eine Aufgabenstellung (Stationen). Es besteht die Möglichkeit, Arbeitsmaterial und Aufgabenstellung nach ihrem Schwierigkeitsgrad zu differenzieren. Je nach sachlogischer Notwendigkeit oder pädagogischer Absicht gibt der Lehrer an, ob die Stationen in einer bestimmten Reihenfolge durchzuarbeiten sind oder ob die Schüler Wahlfreiheit haben. Die Schüler sollen möglichst zu zweit oder dritt arbeiten, damit sie über das Thema reden können. Einzelarbeiter werden toleriert. Nach der Erarbeitung leitet der Lehrer die Auswertung und sorgt für Ergebnissicherung. 3.0 Didaktische Merkmale Die Schüler betreffend:
Den Lehrer betreffend:
4.0 Herkunft und Entwicklung Das Lernen an Stationen" wurde in der Grundschule entwickelt, um unterschiedlich begabte Kinder durch individualisiertes Lernen zu fördern. Roland Bauer hat diese Methode für die Sekundarstufe I weiterentwickelt. Bisher wurde das Lernen an Stationen" zu Übungszwecken angewendet, doch eignet sich die Methode auch zur Erarbeitung neuer Themen in allen Fächern der Mittelstufe und der gymnasialen Oberstufe, wie Erfahrungen zeigen, die im 1. Schulpraktischen Seminar Steglitz (S) gemacht worden sind. 5.0 Zweckbestimmung Das Lernen an Stationen" nimmt eine Mittelstellung zwischen der Gruppenarbeit einerseits und der Projektarbeit andererseits ein und kann als ein flexibles methodisches Instrument zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden. Beispiele sind
Das Lernen an Stationen" eignet sich als großräumige Unterrichtsform speziell für die Zusammenführung unterschiedlicher Sachansätze oder didaktischer Perspektiven, z.B. für
6.0 Eignung von Themen Wie die vorstehende Aufstellung zeigt, eignen sich gerade komplexe Themen gut für das Lernen an Stationen. Aus einem Thema können unterschiedliche Aspekte ausgegliedert und an jeweils einer Station bearbeitet werden. Die Interdependenz einzelner Aspekte, vor allem die Kennzeichnung sachlogischer Voraussetzung oder der Hinweis auf Haupt- und Nebenaspekte sollten als Grafik dargestellt und den Schülern erläutert werden. 7.0 Arbeitsaufwand und Zeitbedarf Die Vorbereitung der Lernstationen nimmt viel Zeit in Anspruch, die Unterrichtsdurchführung belastet den Lehrer hingegen wenig. Es wäre sinnvoll, wenn Lehrer das Stationslernen im Team vorbereiteten. Die Methode Lernen an Stationen" ist zeitaufwendig. Man braucht eine oder mehrere Blockstunden. Ob man auch mit Einzelstunden zurecht kommt, muss erprobt werden. Vor dem Zeitbedarf sollte man nicht zurückschrecken. Lernen dauert immer länger als Lehren. Das lassen wir im herkömmlichen Unterricht häufig außer Acht. 8.0 Unterrichtserfahrungen Unterrichtserfahrungen mit dem Lernen an Stationen" haben gezeigt, dass die angestrebte intensive Auseinandersetzung der Schüler mit dem Lernstoff tatsächlich erreicht wird. Nach der Arbeit an den Stationen muss der Lehrer dafür sorgen, dass genügend Zeit für die Auswertung der individuellen Arbeitsergebnisse vorhanden ist. Zu knappe Auswertung wurde von Schülern bemängelt. 9.0 Reaktionen von Schüler und Lernergebnisse Bei unterschiedlichen Befragungen äußerten sich Schüler positiv über die neue Unterrichtsform. Sie akzeptierten vor allem die Lockerheit" der Unterrichtsform im Unterschied zu den festen Ritualen konventionellen Unterrichts. Auch dass individuelles, selbstbestimmtes Lernen stattfindet, bei dem man miteinander reden kann, ohne dass der Lehrer regelnd eingreift, wird sehr geschätzt. Das Lernen an Stationen" erweist sich als wirksames didaktisches Konzept. Die Lernergebnisse, die die Schüler erzielen, sind qualitativ gut. Sie beruhen auf der Grundlage intensiver individueller Arbeit und klärender informeller Gespräche. Häufiger als im konventionellen Unterricht wird das nicht Verstandene zum Anlass für Auseinandersetzung und Nachfrage. Der Lehrer sieht genau, was seine Schüler können, und er hat wenig Chancen, sich darüber hinwegzutäuschen, was sie nicht können. 10.0 Grenzen Das Lernen an Stationen" wird dann unmöglich, wenn
11.0 Literaturgrundlage
Nach dem Konzept Klaus Wessels'
ausgearbeitet von: Dr.
Manfred Rosenbach - letzte Änderung am: 04.04.18 |