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Bildung im Umbruch"

Übersicht
1.0 Das Problemfeld
2.0 Die Themen des Buches
3.0 Bildung - zeitgemäß definiert von Hubert MARKL
4. Literaturnachweis

1.0 Das Problemfeld

„Bildung im Umbruch" - so nennt Jürgen PLEINES sein neues Buch (2000). Der Autor hat sich in einem langen Gelehrtenleben intensiv mit dem Gedanken der Bildung beschäftigt. Er konstatiert dessen tiefe Krise.

„Der Gedanke der Bildung (hat) in weiten Kreisen der Öffentlichkeit an Überzeugungskraft verloren. Jedenfalls findet das Thema "Bildung" derzeit in Kunst und Wissenschaft ebenso wie in den Programmen der Wirtschaft und Politik längst nicht mehr die ihm gebührende Beachtung.
     Es ist, als ob sich die Interessen zugunsten anderer Techniken und Fertigkeiten verlagert haben, die es mit der Bildung im Sinne der humanistischen Tradition nur noch marginal zu tun haben. Das gegenwärtige Zeitalter scheint dem philosophischen und pädagogischen Gedanken der Bildung nicht wohlgesonnen zu sein, obwohl dieser Mangel vielerorts längst spürbar geworden ist." (a.O. S.6)

Gerade deswegen legt PLEINES im Anschluss an seine einschlägigen Arbeiten das Resultat neuerlicher Überlegungen vor. Er verfolgt dabei das Ziel,

„den Gedanken der Bildung, wie er sich bei kritischer Betrachtung in Geschichte und Gegenwart darstellt, in sich durchgängig zu entwickeln."

Er beschreibt und begründet seine Überlegungen: Sie

„umkreisen in unterschiedlicher Weise eine Idee, der bei der Beurteilung geistiger, sittlicher und moralischer Phänomene auch dann noch bleibende Bedeutung zukommt, wenn sich der Gedanke bei Fehleinschätzung seiner Funktion durch ideologischen Missbrauch in sein Gegenteil, in Entfremdung oder Verblendung, verkehrt."

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2.0 Die Themen des Buches

Der Verfasser der Bausteine kommt nach Lektüre des Buches zum dem Ergebnis, dass Substanz und Dichte der Texte jeden Versuch eines Übersichtsreferates zum Scheitern verurteilen. Er hofft dennoch, Interesse für PLEINES’ eigenständige und tiefschürfende Studien anbahnen zu können. Dazu werden hier die Themen des Buches vorgestellt. Vielleicht regen deren weiter Horizont deren und differenzierte Aspekte den Besucher diese Website an, sich in das' Buch zu vertiefen.

1. Bildungstheorie und Bildungskritik
o Das Wort Bildung im Kontext
o Bildung und Entfremdung
o Doppeldeutigkeit der Bildung
o Praktische Urteilskraft
o Subjektive und objektive Bildung
o Literaturhinweise
2. Bildungstheorie im Spannungsfeld der Antinomie von Sittlichkeit und Moralität
o Zur Einführung: Das Problem praktischer Bildung
o Systematischer Aufriss der Hegelschen Position
   - Zur Differenz sittlicher und moralischer Urteile
   - Herkunft und Notwendigkeit der moralischen Position
o Moralische Reflexion und praktische Vernunft
   - Von der Sittlichkeit zur Moralität (Sokrates)
   - Der Standpunkt reiner Moralphilosophie (Kant)
o Von der Moralität zu praktischer Vernunft
o Rückblick und Ausblick
3. Bildung zwischen Tradition und Revolution
o Zur Einführung
o Formen der Bildung und deren Grenze
   - Theoretische Bildung
   - Praktische Bildung
   - Ästhetische Bildung
o Bildung und Tradition
o Bildung und Revolution
4. Ästhetische Bildung auf dem Standpunkt der Kritik
o Ethik und Ästhetik. Orientierungsstufe
o Über den Unterschied von theoretischer, praktischer und ästhetischer Bildung
   in der Neuzeit
o Über den inneren Zusammenhang von ästhetischer Theorie und Kunstkritik
o Ausbau des Standpunkts der Kunstkritik innerhalb der neuzeitlichen Ästhetik
o Die Kunst als Ausdruck subjektiver Vorstellungen und als Gegenstand
   des ästhetischen Erlebnisses.
5. Hegels Bildungstheorie. Eine systematische und geistesgeschichtliche Erörterung
o Mehrdeutigkeit der Bildung
o Gefahren des Bildungsgedankens
o Neuzeit und Bildung
6. Über die Freundschaft
o Wertschätzung der Freundschaft
o philia bei Plato und Aristoteles
o Freundschaft und Gerechtigkeit
7. Zum Streit um die Bildung - eine methodologische Skizze
o Herkunft des Bildungsgedankens
o Bildung, Erziehung, Unterricht
o Aporien moderner Bildungstheorien
8. Möglichkeiten und Grenzen eines künftigen Bildungsprinzips
o Einführung
o Pädagogik als praktische Wissenschaft
o Herkunft des modernen Bildungsgedankens
o Bildung und spekulatives Denken
o Bildung und Moralität
o Bildung unter Vernunftprinzipien
9. Neuzeitliche Bildung zwischen Wissenschaft und Metaphysik
o Explikation des Themas
o Philosophische Reflexion als Ursprung und Prinzip von Wissenschaft und Metaphysik
o Wissenschaftliche Erkenntnis und deren Einfluss auf Inhalt und Struktur
   theoretischer und praktischer Bildung
o Bildung als Vermittlung von Wissenschaft und Metaphysik
10. Philosophie des Unterrichts. Bildung und Sachlichkeit als pädagogische Kriterien
o Möglichkeiten und Grenzen des Unterrichts
o Bildung des Gedankenkreises
o Sachlichkeit gegen Menschlichkeit?
11. Unterricht. Rede ohne Vernunft oder Vernunft der Rede?
o Unterricht und Redekunst
o Rede und Wahrheit
o Dialektik als Vernunftlogik
o Unterricht und Sachverstand
12. Religiöse Bildung im Zeitalter der Wissenschaft und Technik
o Religiöse Bildung. Anspruch und Wirklichkeit
o Zur Rede von Gott in der christlichen Theologie und in der Philosophie
o Sein als Beziehung von Widerstrebendem
o Das spekulative Resultat der Aufklärung
o Kritik der neuplatonischen Ideenlehre
o Metaphysik und Theologie als restaurative Instanzen
o Rolle und Funktion des theion in der anfänglichen Metaphysik
13. Praktische Bildung und Normenethik
o Wert, Norm und deren Wahrheit
o Der Doppelsinn der Norm
o Pro und Contra Norm
o Zum Problem praktischer Urteilskraft in der Antike
o Sittliches Vernunftgesetz oder Normenethik?
o Teleologische Urteilskraft und praktische Wahrheit
14. Harmonie als Bildungsziel? Fuge als Weltsymbol
o Stellung und Herkunft des Harmoniegedankens
o Harmonie oder harmlos?
o Gegenwendige Beziehung
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3.0 Bildung - zeitgemäß definiert von Hubert MARKL

In denkbar knapper, zugleich pointiert schroffer Form beschreibt der Biologe Hubert MARKL das Faktum »Bildung im Umbruch«. In seinem Essay "Schnee von gestern", Spiegel Nr. 32/2002 vom 6. August, S. 62 ff.) fegt er die überlieferten Überlegungen zum Thema »Bildung« furios vom Tisch. 

Nicht der Gegensatz zwischen geisteswissenschaftlich und naturwissenschaftlich geprägter Bildung sei das Problem. Der Gegensatz bestehe vielmehr zwischen rational aufgeklärten oder nicht von Aufklärung geprägten Bildungskulturen - also, um es deutlich zu sagen, zwischen Bildung und Verbildung.

"Es lohnt, diese Thesen ein wenig genauer zu erörtern. Zuerst zur Bildung. Unter Bildung verstehen viele in erster Linie, was den so genannten gebildeten Schichten zu ihrer Einbildung verhilft - also vor allem der sorgfältig eingeübte Rückgriff auf einen kanonischen Vorrat von Geistesgütern, wie er sich in zierlichen Zitaten, metaphorischen Anspielungen auf klassische Werke und in der Fähigkeit äußert, aus dem Stand darauf hinweisen zu können, dass Platon, Montesquieu, Hume oder Kant ein Argument bereits folgendermaßen - und zwar treffender - begründet hätten. 

Wenn wir Bildung aber nicht als semiotische Bekleidungsvorschriften verstehen wollen, die aus Menschen erst Leute (und zwar von Stand) machen, dann bietet sich eine ganz andere Perspektive auf einen Bildungsbegriff an, der in einer demokratischen Massengesellschaft tatsächlich für jedermann und jedefrau gelten kann.

Aus solcher Sicht sollte Bildung als der durch Erziehung unterstützte Entwicklungsprozess verstanden werden, der junge Menschen zu urteilsfähigen, selbstverantwortlichen und zugleich zur Verantwortung für ihre Mitmenschen und die gemeinsamen Lebensbedingungen fähigen und bereiten Mitgliedern einer sozialen Gemeinschaft macht. Zu Menschen, die sich ihrer kulturellen Herkunft und Zugehörigkeit bewusst, aber dennoch weltoffen lernbereit sind, und die ihrem Leben und Handeln auf der Grundlage gemeinsam verbindlicher Werte Sinn und Inhalt zu geben vermögen.

Altfränkisch knapper gesagt: 
Gebildet wäre dann, wer zugleich tugendhaft und lebenstüchtig ist, auch wenn er dies nicht in literarischem Stil auszudrücken vermag. Lebenstüchtigkeit allein genügt nicht, dazu erweisen sich viel zu viele Lumpen als nur allzu tüchtig; und Tugend ohne Tüchtigkeit ist es, die jene Lumpen gerade so erfolgreich sein lässt."

Diese Beschreibung erinnert an die Definition des attischen Redners und Redelehrers ISOKRATES, vgl. dazu die Webseite "Stimmen aus dem off". Ähnlich, nur knapper, formuliert  Altbundespräsident Johannes RAU.  Er hat sein Verständnis von Bildung auf folgende Formel gebracht:

Die drei bleibenden Ziele von Bildung sind:

  • die Entwicklung der Persönlichkeit,
  • die Teilhabe an der Gesellschaft
  • die Vorbereitung auf den Beruf.

4.0 Literaturnachweis

Um die einzelnen Bausteine zu entlasten, werden auch in diesem thematischen Bereich die Literaturnachweise in einem gesonderten Baustein „Literaturgrundlage" zusammengefasst.
Wenn Sie also Zitate nachlesen wollen oder weiterführende Titel suchen, klicken Sie bitte auf „Literaturgrundlage".


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 17.09.08
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