Subjektivität", Übersicht 1.0 Der Problemhorizont Wenn Menschen andere Menschen - in der Schule Lehrer Schüler - beurteilen sollen, so muss subjektives Erkennen anderen Menschen gerecht werden. Somit müssen Subjekte (philosophisch formuliert) zu objektivem Urteil fähig sein. Die daraus folgenden Forderungen für angemessene Beurteilungsverfahren finden Sie auf den Webseiten Das Problem der Objektivität" sowie Gütekriterien - Reliabilität und Validität" gesondert dargestellt. Hier geht es darum, Aspekte der Haltung zu erörtern, die ein Lehrer einnehmen muss, wenn er die Aufgaben und Schwierigkeiten der Leistungsbeurteilung angemessen erfüllen will. 2.0 Vorkritische und kritische Beurteilung Da die Leistungsbeurteilung zu den beruflichen Aufgaben der Lehrer (§§ 58 Abs. 1 und 67 Abs. 2 Satz 2 SchulG , vgl. die Webseite Leistungsbeurteilung - eine Dienstpflicht des Lehrers") gehört, geht es um ein wesentliches Element ihrer Professionalität. Im Folgenden sollen dazu nötige Voraussetzungen im Anschluss an SCHRÖDER (1986) untersucht werden. 2.1 Vorkritische Beurteilung Im Alltag beurteilen Menschen andere Menschen im Allgemeinen in einer Haltung, die als vorkritisch zu bezeichnen ist. Die Beurteilung wird unreflektiert und vorwissenschaftlich, also unkritisch vollzogen und zeichnet sich durch folgende Merkmale aus. Urteile dieser Art
2.2 Kritische Beurteilung Vorab dürfte deutlich sein, dass eine vorkritische Beurteilung für Lehrer nicht in Betracht kommt, weil sie nicht professionell ist. Also sind die Merkmale einer kritischen Beurteilung zu behandeln. Insbesondere sind zu nennen
Kritische Einstellung richtet sich nicht lediglich auf den Gegenstand der Beurteilung, das Objekt, sondern auch auf die Subjekt-Objekt-Beziehung. Kritische Beurteilung bedeutet also
Diese kritische Zuwendung in der Schülerbeurteilung gilt sowohl dem Prozess der Schülerbeobachtung als auch der Urteilsabgabe. Insgesamt richtet sich kritische Zuwendung
3.0 Die Sicherung des kritischen Vollzuges Wendet sich der Lehrer der eigenen Erkenntnisgewinnung kritisch zu, so stellen sich ihm folgende Fragen, die einander ergänzen. 3.1 Zum Beobachtungsprozess
3.2 Zum Beobachtungsergebnis
3.3 Zum Gegenstand des Urteils
3.4 Zu Inhalt und Aussageform des Urteils
3.5 Beobachtung und Urteil
Vollständige und völlig gesicherte Antworten auf diese Fragen wird man nicht erhalten, denn es gibt keine allseits gesicherten Kriterien, mit deren Hilfe die Verlässlichkeit des Beobachtungsverfahrens und die Gültigkeit des gefällten Urteils geprüft werden können. Es kann sich nur darum handeln, diesen Forderungen näher zu kommen. 4.0 Schlussbemerkung Auch der kritischen Urteilsfindung sind Grenzen gesetzt, doch sie ist sich deren bewusst. Der natürliche und direkte Bezug zum Schüler, der die vorkritische Beurteilung auszeichnet, lässt sie durch Intuition zu durchaus auch zutreffenden Urteilen kommen, ist jedoch durch Störfaktoren gefährdet, vgl. dazu die Webseite Fehlerquellen und Störfaktoren der Leistungsbeurteilung". Die kritische Einstellung verliert diesen natürlichen Bezug, doch kann ihr das Vordringen zum gültigen Denkergebnis auch misslingen. Das kritische Denken muss also geschult werden; kritische Bezugnahme erleichtert jedoch den Denkakt nicht. |
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Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 15.01.08
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