Klassifikation von Fragen Die Funktionsvielfalt der Frage Die Frage hat in der menschlichen Kommunikation und speziell im Unterricht wichtige Funktionen. Dieser Sachverhalt bildet sich in einem umfangreichen Schrifttum ab (als repräsentativ sei hier Wolfgang ZIELKE, 1978, genannt). In der sprachlichen Kommunikation lassen sich die unterschiedlichsten Funktionen von Fragen beobachten und beschreiben. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Unterrichtslehre legen vielfältige Vorschläge zur Beschreibung und Klassifikation von Fragetypen vor. Im Folgenden werden einige Klassifikationsversuche im Überblick dargestellt. In Verbindung damit werden zentrale Sachverhalte, die sich auf den voraufgehenden Webseiten erörtert finden, erneut zusammenfassend aufgegriffen. Die Arten von Fragen Die Grundfunktion Wer fragt, will etwas wissen, will sich eine Kenntnis verschaffen, die er nicht hat. Das ist die Grundfunktion der Frage. Sprachlogisch betrachtet, ist die Frage eine begriffliche Leerstelle, die von der Antwort gefüllt werden soll. Für diese Funktion gibt es Begriffe wie Informations- bzw. Erkundungsfrage. Vielfach findet sich auch die Beschreibung als echte Frage. Dieses Wort impliziert, das es auch unechte Fragen gibt. In der Tat gilt: Nicht alle Fragen sind Fragen Kaum eine Sprechabsicht lässt sich nicht in die Form einer Frage kleiden: Aufforderung, Feststellung, Information, Kritik, Verwunderung, Wunsch, Bitte etc. in allen ihren subtilen Spielarten. Dabei handelt es sich also jeweils um indirekte Sprechakte. Die Beliebtheit dieses sprachlichen Mittels spricht für dessen hochdifferenzierte Leistungsfähigkeit. Sie wird gerade dann genutzt, wenn die Umstände einer Kommunikationssituation es als notwendig oder ratsam erscheinen lassen, auf die Verwendung des direkten Sprechaktes zu verzichten. Fragen sind dynamisch Der Rückgriff auf Fragen bietet sich auch deswegen an, weil es stillschweigend geltende Konvention ist, Fragen zu beantworten bzw. auf Fragen wunschgemäß zu reagieren. Der Fragende bestimmt die Situation. Diese dynamische Wirkung der Frage macht sie für viele Bereiche der Kommunikation attraktiv. Fragen sind ein Mittel der Lenkung Hier seien zwei Bereiche betrachtet, die Dialektik und die Didaktik. Fragen in der Dialektik Öffentliche Debatten, insbesondere Fernsehinterviews und Talkshows, bieten reiches Anschauungsmaterial für alle Spielarten von Fragen, die sich weit von der Grundfunktion entfernen oder sie mit einer weitergehenden Absicht verknüpfen. ZIELKE 1978, S. 22, nennt u. a.
Fragen in der Didaktik Didaktische Fragen sind indirekte Sprechakte. Der Grundgedanke didaktischen Fragens ist schlicht. Stellt man einem Nichtwissenden Wissensfragen, so macht man ihn auf eine Wissenslücke aufmerksam. Zugleich fordert man ihn auf, sich neues Wissen anzueignen. Diese Lücke kann auf jeder Ebene der kognitiven Lernzieltaxonomie bestehen. Deshalb scheint es nicht nötig, hier alle Denk- und Erkenntnisakte und die ihnen jeweils zugeordneten Fragearten einzeln aufzuführen. Fragen können sich generell beziehen auf
Fragen dieser Art können geschlossen, konvergent, oder offen, divergent, gemeint sein. Diese Fragen können u. a. folgende Funktionen haben.
In der Unterrichtspraxis haben Fragen, wie die vielfältigen Klassifikationsversuche belegen, weitergehende Funktionen. Will sich ein Lehrer Kenntnis davon verschaffen, ob ein Schüler ein bestimmtes Wissen tatsächlich besitzt, so richtet er in aller Regel eine entsprechende Frage an ihn. Die Informations- oder Erkundigungsfrage wird dann zur
Die Funktionen gehen ineinander über, und in jeder Situation kann die Konstellation anders sein als in der voraufgegangenen. Die Multivalenz von Fragen Somit wird deutlich, das der Befragte nie genau wissen kann, welchen Fragezweck der Fragende jetzt verfolgt. Die führungs- und kommunikationspsychologische Problematik der Frage liegt in dem Widerspruch zwischen ihrer eindeutigen syntaktischen Form und der Tatsache, das der aktuelle Bezugspunkt einer Frage dem Befragten in der Regel unsichtbar bleibt. So befindet sich der Befragte auch in stabilen persönlichen Verhältnissen oft in einer unbehaglichen Lage. Sofern Lehrern daran gelegen ist, die Beziehung zu ihren Schülern nicht zu belasten und die Sacharbeit am Unterrichtsstoff nicht durch Missverständnisse zu beeinträchtigen, sollten die dargestellten Phänomene zu Modifikationen der verbalen Lenkung führen. Dazu finden Sie Vorschläge auf der Webseite Empfehlungen für die Unterrichtspraxis" . Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 15.01.08 |