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Prinzipien des Einprägens
und Übens
Einführung
Umfangreiche empirisch-psychologische
Forschungen haben so sichere Erkenntnisse gewonnen,
dass sie in der Literatur sogar als Gesetze" bezeichnet werden. Der Verfasser
zieht es vor, von Prinzipien zu sprechen, weil die Konnotationen des Begriffes
Gesetz" schwerwiegende Irrtümer nahelegen.
Eine dichte Darstellung dieser Prinzipien
hat Manfred BÖNSCH vorgelegt. Dieser Baustein stellt sie - in erheblich bearbeiteter Form
- vor. Ihre Beachtung lohnt sich gerade für die harte" didaktische Arbeit des
Übens.
Nutzanwendungen für die
Unterrichtspraxis finden Sie auf der folgenden Webseite "Lern-
und Übungshilfen".
Die Prinzipien
(1) |
Übungsfrequenz Der Übungserfolg hängt von der Zahl der
Wiederholungen ab. Wenige Wiederholungen bewirken geringen Übungserfolg, viele
Wiederholungen werden einen größeren Übungserfolg zeitigen.
Die Zahl der Übungen muss jedoch das
folgende Prinzip berücksichtigen. |
(2) |
Modifizierung und
Formwechsel Bloße
Wiederholung führt nicht immer zu einer zuverlässigen Leistungssteigerung. Schüler
lieben den Reiz des Neuen, des Anderen. Den Wiederholungen ist daher immer wieder neue
Gestalt zu geben. Alte Gegebenheiten sollen bei fortschreitender Übung in neuem
Zusammenhang, in neuen Situationen, in immer größeren Aufgaben auftreten, um die Übung
fruchtbar zu machen. Im Üben schon muss mit immer neuen Situationen, Anwendungen, Fällen
variiert werden. Hier kommt es auf Übungsreichtum an. |
(3) |
Reinhaltung Die Plastizität der menschlichen Natur hat immer
positive und negative Seiten. Das Gedächtnis braucht nicht unbedingt einer
Leistungssteigerung zu dienen. Es kann den Übungserfolg beeinträchtigen oder sogar
illusorisch machen, weil immer Nachwirkungen von früher Getanem und Erlebtem mit im
Spiele sind. Beim Üben kommt es darauf an, dass sich kein Fehler einschleicht. Der
Übende kann kaum erkennen, wann er Falsches mitübt. Der Lehrende muss also das Üben
besonders umsichtig anleiten. Bei den Tieren wird die Übung durch den Instinkt, beim
Menschen muss sie von der Einsicht gestützt werden. |
(4) |
Verteilung Oft werden Übungen falsch dosiert. Bei
planmäßigem Üben sind kurzdauernde, über einen längeren Zeitraum verteilte
Wiederholungen weit wirkungsvoller als pausenloses, gehäuftes Üben. Außerdem sparen
solche Übungen Zeit und Kraft. In der experimentellen Psychologie hat Jost
herausgefunden, dass Maximalleistungen bei täglichen 10-Minuten-Übungen zu erreichen
sind. Bei verteilten Übungen kann außerdem die latente Nachübung der »schöpferischen
Pause« wirksam werden. Meumann hat die paradoxe Einsicht formuliert: 24 Stunden
nach einer Übung weiß man mehr als nach acht Stunden."
Zur rechten Übungsdosierung gehören
folglich mehrere Maßnahmen:
- Man muss Ermüdungserscheinungen beachten.
Alle Leistungssteigerung kann illusorisch werden, wenn nicht zur rechten Zeit
Erholungspausen eingeschaltet werden.
- Man an muss Zeiten physischer Sättigung
beachten.
- Schlechtes seelisches wie körperliches
Befinden beeinträchtigt die Übungsleistung.
- Vorzeitiges Abbrechen der Übung kann
jedes positive Ergebnis in Frage stellen. Beständigkeit ist eine der größten
Übungstugenden.
|
(5) |
Bereitschaft Widerwillig ausgeführte Übungen schaden dem
Lernerfolg. Deshalb muss eine Übungsbereitschaft vorhanden sein. Sie kann vor
allem durch die Sinnhaftigkeit der Übung gefördert werden. Dass eine Übung notwendig
ist, muss für den Schüler einsichtig sein. |
(6) |
Erfolg Eine Übung muss für den Übenden ein
befriedigendes Resultat haben. Erfolgserlebnisse stärken die Bereitschaft weiterzumachen.
Misserfolge »am laufenden Band« zerstören die Lernbereitschaft. Übungen müssen also
auf Erfolg angelegt werden. Kurze und kleine Übungen sind naturgemäß leichter zu
bewältigen, man kann mit ihnen also viele kleine Übungserfolge erzielen. |
(7) |
Befähigung Der Übungserfolg hängt auch von der Befähigung
des Übenden ab. Bei einer gewissen Befähigung für das Übungsgebiet (z. B. Rechnen)
wird die Kurve der Übungsleistung schneller ansteigen und überhaupt größere Höhen
erreichen als bei deren Fehlen. Aber auch die Befähigung braucht Zeit zur Aneignung des
Übungsstoffes. Bei zu schneller Aneignung besteht sogar eine Gefahr: Rasch erworbener
Lern- und Übungsbesitz kann genauso rasch wieder verfliegen, wenn nicht gründlich und in
Ruhe geübt worden ist. Zu schnell erworbenes Können ist oft nicht dauerhaft.
Die Quantität des Übungserfolges steigt
mit der Größe der Befähigung, die Qualität nicht unbedingt in demselben Maße. Sie
hängt von der Gründlichkeit und Beständigkeit im Üben ab. |
(8) |
Lebensalter und
Übungserfolg Übungsfähigkeit
und -festigkeit ändern sich im Laufe des menschlichen Lebens. Zu unterscheidet ist
zwischen der Qualität des Gedächtnisses (wichtig für die Übungsfestigkeit) und der
Qualität der Übungsfähigkeit.
Das Gedächtnis des Kindes ist besser als
das der Erwachsenen, doch die Lern- und Übungsfähigkeit des Kindes ist geringer als die
der Erwachsenen. Kinder brauchen für den Erwerb eines Wissens- oder Könnensbesitzes mehr
Wiederholungen als Erwachsene. Was sie dann aber gelernt haben, behalten sie besser als
Erwachsene.
Insgesamt nimmt die Übungsfähigkeit
als Teil der Lernfähigkeit im Laufe des menschlichen Lebens zu, die Übungsfestigkeit
jedoch nimmt in demselben Maße von der Jugend zum Alter hin ab.
Generell schwächt sich jeder
Übungsbesitz bei Nichtgebrauch ab und geht schließlich sogar verloren. Also muss nicht
nur bis zu einem Übungserfolg, sondern auch für dessen Erhalt geübt werden. |
Literaturnachweis
Ausgearbeitet im Anschluss an
- Manfred BÖNSCH
Üben und Wiederholen im Unterricht
München 1988, S. 34 ff.
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Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 15.01.08
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