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Lern- und Übungshilfen

Einführung

Auf der Webseite „Prinzipien des Einprägens und Übens" sind lernpsychologische Grundlagen des Übens beschrieben worden.

Daran anschließend folgen hier praktische Hinweise für die Gestaltung des Unterrichts.

Hinweise für die Gestaltung des Unterrichts

(1) Der richtige Zeitpunkt für die erste Wiederholung

Die erste Wiederholung ist für das Üben am wichtigsten . Sie ist der eigentliche Träger des Übens, alle anderen Wiederholungen dienen nur der weiteren Festigung. Weil neu Erlerntes in der ersten Zeit am schnellsten vergessen wird, darf die erste Übungswiederholung nicht zu lange ausbleiben. Sie sollte am besten schon am nächsten Tage geschehen. Sonst gerät die „Wiederholung" zu erneutem Lernen.

(2) Lernhemmungen vermeiden

Das Vergessen wird vor allem durch inzwischen neu aufgenommene Inhalte verursacht. Daher ist sehr wichtig, was auf eine Lern- und Übungsperiode folgt. Jedenfalls sollte es dieser möglichst wenig ähneln. So ist es ungünstig, auf eine Englisch- eine Französischstunde folgen zu lassen.

Wichtig ist auch der Lerninhalt, der einer intensiven Übungsperiode voraufgegangen ist. Nicht nur neuer Stoff kann vorher erlernten verdrängen, sondern zuvor Erlerntes kann die Aufnahme neuen Stoffes behindern. Vgl. dazu auch die Webseite „Hindernisse beim Lernen".

(3) Aktive Übungsformen bevorzugen

Wenn die Reinhaltung der Übung gesichert ist, sind aktive Übungsformen zu bevorzugen. Die Schüler sollen aktiv Eingeübtes mündlich, schriftlich oder manuell wiederholen. Passives Wiederholen mit dem Lehrer im Rahmen der Klasse ist zwar bequemer, doch vor allem eigene Operationen der Lernenden gewährleisten ein gesichertes Lernergebnis.

(4) Ganzheitliches Üben bevorzugen

Möglichst der gesamte Übungsstoff sollte bei einer Übung erfasst werden. Ist das nicht möglich, muss das Ganze zunächst überschaut und erlebt werden und kann dann in Teilganze aufgegliedert werden. Schwierige Stellen können isoliert werden.

(5) Soziale Übungsformen bevorzugen

Das Üben wird abwechslungsreicher, wenn man alle Möglichkeiten des Übens im sozialen Verband nutzt. Hier bieten sich vor allem Phasen der Partner- und Gruppenarbeit an und lassen sich Formen der Binnendifferenzierung einsetzen.

(6) Den Übungsstoff strukturieren

Schüler erleben das Üben als sinnvoll, wenn es in größere verständliche und vor allem aktuelle Zusammenhänge eingebettet wird. Generell kommt es darauf an, die kognitive Struktur, das vorhandene Wissen systematisch für den Erwerb neuen Wissens zu nutzen. Vgl. dazu auch die Webseite „Lerntechniken".

(7) Fehler vermeiden

Mitunter kann es schwer sein, etwas zu vergessen. Leider kommt das oft bei falsch Gelernten vor.

Solide gelernte Fehler lassen sich nur schwer wieder verlernen. Am besten ist es, beim Üben Fehler zu vermeiden. Haben sich aber dennoch Fehler festgesetzt, so empfiehlt sich die sog. „negative Praxis". Wer einen Fehler mehrfach in dem Bewusstsein wiederholt, „das ist falsch", kann ihn wieder loswerden.

(8) Emotionale Verankerung

Emotional Erlebtes prägt sich stärker ein als das nur intellektuell Aufgenommene. Starke Erlebnisse sind für den Menschen bedeutsam und stützen das Erinnern. Wir fassen sogar Dinge falsch auf, weil sie in der falschen Auffassung mehr Bedeutung für uns haben als in der richtigen.

Weiter erinnert sich der Mensch lieber an das, was er freudig gelernt hat. Angst hemmt und blockiert. Die gängige Formel, „Schule muss Spass (mit kurzem a gesprochen) machen" ist freilich eine überzogene Verkürzung. „Die wahre Freude ist eine ernste Sache" (SENECA). Achten wir also darauf, dass unsere Schüler auch das Üben als lohnend - mithin positiv - erleben.

(9) Anregende Überprüfung des Geübten

Die aktive Selbstkontrolle des Geübten ist eine wichtige Übungshilfe. Sie lässt sich vor allem im Rahmen der Hausaufgaben nutzen.

(10) Schöpferische Pause und Lernplateau

Für effektives Übens sind Pausen wichtig, gerade auch als Übungshilfe. Kurze Übungen mit verhältnismäßig großen Zwischenräumen haben zweierlei Bedeutung. Die Übungen werden wirtschaftlicher, vor allem aber wird in diesen Zwischenräumen die latente Nachübung, die „stille" Verarbeitung des Geübten wirksam.

Das Lernplateau ist ein Stillstand im Lern- und Übungsprozess. Trotz des Übens ist
kein Fortschritt mehr festzustellen. Auch das Lernplateau spielt die Rolle einer schöpferischen Pause, allerdings in einer größeren Dimension. Es bildet die Ausgangsbasis für den Schub in eine höhere Leistungsebene.

(11) Der „Gebrauchswert" des Gelernten

Was auf die Dauer Besitz sein soll, muss laufend „überübt" werden.. Auf früher Gelerntes sollte also im Sinne einer permanenten und immanenten Wiederholung immer wieder zurückgegriffen werden. Das ist selbstverständlich und hört sich geradezu banal an. Dennoch gibt es Lehrpläne, deren Aufbau dazu verführen kann, Kapitel um Kapitel gleichsam „abzuhaken". Solch ein Lernen von unverbundenem Wissen bleibt nicht ohne Wirkung auf die Schüler.

Literaturnachweis

Dieser Text folgt in erheblich bearbeiteter Form einer Passage aus

  • Manfred BÖNSCH
    Üben und Wiederholen im Unterricht 
    München 1988, S. 38 - 40

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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