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Anleitungen zum Lernen

Rezensionen ausgewählter Literatur zum Thema

1.0 Vorbemerkung

Eine Ausbildungsgruppe des 1. Schulpraktischen Seminars Zehlendorf (S) hat sich 1996 mit der Frage beschäftigt, wie Schüler (und ihre Eltern) beraten werden können, denen das Lernen – aus welchen Gründen auch immer – schwerfällt. 
Eine zentrale Einsicht lautete:

Jeder Lehrende sollte im Beratungsgespräch
konkrete und problembezogene Lernhilfen nennen können.

Um diesem Ziele näherzukommen, wurden im Rahmen eines kleinen Projekts einige Bücher untersucht, die Anleitungen zum Lernen bieten. Dabei entstand eine Reihe von Rezensionen; sie werden hier vorgestellt.

Folgende Titel wurden auf ihre Eignung geprüft:

1) Vera Birkenbihl
    
Stichwort: Schule - Trotz Schule lernen!
     Bremen 1994, 16., aktualisierte Auflage 2003
2) dies.

    
Stroh im Kopf ?
     Gebrauchsanleitung fürs Gehirn
     Speyer, GABAL-Verlag 1983,
     Landsberg am Lech 2004, MVG, 43. Auflage
3) Wolfgang Endres u.a.
    
"So macht Lernen Spaß“
     Praktische Lerntipps für Schüler
     Weinheim und Basel, Beltz Verlag 1989, 17. Auflage 2003
4) Gustav Keller
   
"Lernen will gelernt sein!" 
     Ein Lerntraining für Schüler
     Heidelberg; Wiesbaden Quelle & Meyer Verlag 1984, 7., korrigierte Auflage 2003
5) Jost Reischmann
    
Leichter lernen - leicht gemacht.
     Arbeitstechniken für Schule, Studium, Fortbildung und Examensvorbereitung
     Bad Heilbrunn 1985, 5. Auflage 1993
6) Regula D. SchrÄder-Naef
    
Der LERNTRAINER für die Oberstufe.
     Weinheim und Basel, Beltz Verlag 1988
7) dies.
    
Keine Zeit?
    
Ein Ratgeber für sinnvolle Zeiteinteilung im Alltag
     Weinheim und Basel, Beltz Verlag 1984, 3., überarbeitete und ergänzte Auflage1993
8) Klaus Thomas
    
Denken und Erinnern
     Geistig arbeiten und behalten lernen
     Stuttgart 1978
9) Tom Werneck – Clemens Heidack
    
Gedächtnistraining
     53 Übungen, um sich verlässlich an Namen, Zahlen, Farben, Formen und Zusammenhänge zu erinnern
     München 1983, Wilhelm Heyne Verlag, 7., ergänzte Auflage 1992
10) Werner Wippich
    
Lehrbuch der angewandten Gedächtnispsychologie. Bd. 1 und 2
     Stuttgart, 1984/1985

2.0 Die Besprechungen

1) Vera Birkenbihl
    
Stichwort: Schule - Trotz Schule lernen!
     Bremen 1994, 16., aktualisierte Auflage 2003

Ermutigung zum ganzheitlichen Lernen

Mit dem bewußt provokativen Titel: "Trotz Schule lernen" sucht die bekannte Management-Trainerin Vera Birkenbihl das konventionelle Lernen in der Schule anzuprangern und Wege aufzuzeigen, schulisches Lernen gehirngerechter und damit lustvoller und effektiver zu gestalten. Auf der Grundlage lernpsychologischer Ausführungen zeigt sie pragmatisch an zahlreichen Beispielen, wie diese Einsichten für das Lernen in der Schule fruchtbar gemacht werden können. Die Darstellungen werden durch eine Bibliographie sowie ein ausführliches Stichwortregister sinnvoll ergänzt.

Adressaten ihres Buches sind "Lehrende", unter denen sie Eltern, Lehrer und Nachhilfelehrer versteht. Als Lernende bezieht sie sich vorwiegend auf Vor- und Grundschulkinder, somit auf eine Altersstufe, die wir in der Regel nicht unterrichten. Dennoch lassen sich Erkenntnisse ableiten, die für effektives Lernen allgemein bedeutsam sind.

Der lerntheoretische Ansatz, der den Ausführungen zugrunde liegt. ist die Montessoripädagogik mit ihren beiden Kernsätzen: "Kinder sind anders" und: "Hilf mir, es selbst zu tun". In mehreren Beispielen zeigt sie, daß Lernen für Kinder zunächst so selbstverständlich ist wie Atmen, daß Kinder vorrangig durch Imitation lernen und daß sich die Spannungen im Elternhaus - Desinteresse, unterschiedliche Zielvorstellungen, negative Einstellungen der Schule und dem Lernen gegenüber - auf das Kind übertragen und dessen Lernbereitschaft und Lernfähigkeit nachhaltig beeinflussen. Des weiteren zeigt sie auf, in welchem Maße sich das Lernen in der Schule lernverhindernd auswirkt, indem es den natürlichen Impuls der Kinder zum Zuschauen und Imitieren durch ein "Darüber-reden" und "-lesen" ersetzt, die Schüler passiv werden läßt und dazu erzieht, Fehler zu fürchten, anstatt ihr produktives Potential zu erkennen.

Ziel der Ausführungen ist die Einführung in ein "gehirngerechtes", somit integratives Lernen, worunter sie ein Lernen versteht, bei dem beide Gehirnhälften aktiviert werden. Sie setzt es scharf gegen das konventionelle, kognitive Lernen in der Schule ab, das in der Schule vorwiegend gefordert werde und bei dem die rechte und die linke Gehirnhälfte voneinander abgetrennt werden.

Aufbauend auf diesen theoretischen Ausführungen stellt sie mehrere Lernformen vor, die in der Schule ohne Schwierigkeiten praktiziert werden können: Gruppenarbeit, Diskussion (als "Haltestelle" zur Festigung des neu erworbenen Wissens), Pairing (ältere Schüler helfen jüngeren Schülern), Öffnung der Schule nach außen, indem Nichtlehrer auch einmal eine Stunde praxisnah gestalten oder Kinder außerhalb der Schule lernen. Allen Vorschlägen ist gemeinsam die Orientierung an den Bedürfnissen der Lernenden, an der natürlichen Lernsituation und an einer möglichst hohen Aktivierung der Schüler.

Hierauf folgen konkrete Anregungen für gehirn-gerechte Lernspiele, von denen mir insbesondere die Spiele zur Festigung von Wissen für unsere Arbeit interessant erscheinen: Quartett, Grammatikspiele, Wissensquiz.

Insgesamt halte ich das Buch für äußerst anregend, weil es dazu ermutigt, den Lernenden als "ganzen Menschen" wahrzunehmen und über dem Blick auf die kognitiven Seiten des zu vermittelnden Lernstoffs nicht seine kreativen und emotionalen Aspekte zu vernachlässigen. Auch wenn sich ein Großteil der praktischen Beispiele vorwiegend an Vor- und Grundschulkinder wendet, so können einige Spiele in unterschiedlichen Fächern der Sekundarstufe I sinnvoll eingesetzt werden.

Gunilla Neukirchen

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2) Vera Birkenbihl
    
Stroh im Kopf ? 
     Gebrauchsanleitung fürs Gehirn
     Speyer, GABAL-Verlag 1983, Landsberg am Lech 2004, 41. Auflage

Gehirngerechtes Lernen mit Herrn Links und Frau Rechts

"Stroh im Kopf ?"- mit dieser Frage fordert Vera Birkenbihl den Leser ihres Buches heraus, ihr das Gegenteil zu beweisen. Dieser zählt im Idealfall zu den Führungskräften in der Wirtschaft, ist Verkäufer oder Berater. Aber auch Ausbilder, Trainer und Lehrer gehören nach eigenen Angaben dem engeren Adressatenkreis des Buches an. Und nicht zuletzt dürfen sich neben Eltern alle „lernwilligen Menschen jeden Alters“ angesprochen fühlen.

Dem Motto des Untertitels „Gebrauchsanleitung fürs Gehirn“ entspricht das äußere Erscheinungsbild des Buches. Bei einem ersten Durchblättern fallen die in übersichtlichen Absätzen und mit vielen Zeichnungen und Darstellungen gestalteten Seiten auf.

So scheint das Buch denn auch gegen den Vorwurf der Theorielastigkeit gefeit. Vera Birkenbihls praxisorientierter Anspruch findet in ihrem unermüdlichen Credo seinen Niederschlag, das da lautet „vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer“. Wer möchte sich da nicht gerne einreihen?

Das erste Kapitel widmet sie dem „alten Lernen“. Der Leser erfährt einiges über die große Lernunlust des Menschen und ihre Ursachen: Konzentrationsschwierigkeiten - Frustration - Stresshormone - Widerstand in Form von Denk-Blockaden - Widerstand gegen diesen Widerstand. Ohne daß der eigentliche Lernprozeß begonnen hat, sind schon zwei Drittel der wertvollen „Lernenergie“ vergeudet. Ungeklärt bleibt allerdings, wie die anfänglichen, scheinbar zwangsläufigen Konzentrationsschwierigkeiten zu erklären sind.

Im zweiten Kapitel beleuchtet Birkenbihl die immense Lernkapazität des menschlichen Gehirns und läßt dabei die neuesten Erkenntnisse der Hirnhemisphärenforschung durchscheinen. Gelungen und ihrem eigenen Anspruch entsprechend arbeitet Birkenbihl hier mit zwei personifizierten Protagonisten „Herrn Links“ (der digital arbeitenden, analytischen Hirnhälfte) und „Frau Rechts“ (der analogen bzw. synthetischen Hälfte unseres Denkapparates).

Auf der so geschaffenen Grundlage versucht Birkenbihl in den folgenden Kapiteln mit Hilfe vielfältiger Übungen den Leser zu animieren zum „Bilder-machen“, zum „Gehirn-gerechten Denken“ und Erlernen des Zeichnens. Ob es um effiziente Techniken des Lesens, das Erstellen von Mind-Maps oder das Verfahren des sogenannten Parallel-Lernens geht - immer wieder ist dabei die aktive Mitarbeit des Lesers gefordert. Dabei scheut sie sich nicht, andere Autoren zu Rate zu ziehen, so z.B., wenn sie die Methode zur Verbesserung des Namensgedächtnisses oder zur Vorbereitung einer Rede referiert.

Fazit: Das Buch ist eine anregende Lektüre, die ihrem Anspruch, das Gehirn zu „trainieren“, weitgehend gerecht wird.

Renate Prothmann

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3) Wolfgang Endres u.a.
    
"So macht Lernen Spaß"
     Praktische Lerntipps für Schüler
     Weinheim und Basel, Beltz Verlag 1989, 17. Auflage 2003

Einführung in Lerntechniken für Jugendliche

Das Buch stellt eine pragmatische Anleitung zum Lernen, mit einfachen Begründungen für die gegebenen Hinweise, dar. Diese reichen von der Organisation der zu erledigenden Aufgaben bis zur spielerischen Einführung von Tageslernplänen. Über den gesamten Text hin versuchen die Autoren spielerisch, mit kindgerechten Formulierungen und Karikaturen, (Lern-) Strategien zu vermitteln. Der funktionale Aspekt der Lernpsychologie steht dabei im Vordergrund. Vorgestellte Lernmethoden und -tips stellen dabei Hinweise und Möglichkeiten für den Schüler zum Probieren dar-, Ergebnisse und Resultate müssen am Lernerfolg gemessen werden. Dazu dient, ebenso wie zur Aneignung einer Kontinuität in der Arbeitsweise, das Stellen von Beispielaufgaben zum Konzentrationstraining u.ä. in Verbindung mit dem Einkleben von "Erfolgspunkten" in eine am Buchende vorhandene Methodiktreppe.

Nach ersten Tips zur allgemeinen Organisation der Lernarbeit gibt es Hinweise zur

  • Herrichtung des Arbeitsplatzes,

  • Optimierung der Arbeitszeit,

  • Konzentration,

  • Pauseneinteilung,

  • Anlage von Lernkarteien.

Es werden keine wesentlichen Aspekte ausgelassen. Das Buch eignet sich gut zur Anleitung von lernwilligen Kindern, die aber nicht wissen, wie sie lernen sollen. Es ist für Schüler im Alter von elf bis 16 Jahren verständlich geschrieben und kann ohne weitere Hilfe genutzt werden. Die den Hinweisen zugrunde liegenden lerntheoretischen Erkenntnisse werden vereinfacht, der Zielgruppe entsprechend begründet.

Die Lösungen der kleinen Aufgaben sind jeweils auf der gleichen Seite notiert. Auch wenn die Lösung "auf dem Kopf steht", ergibt sich daraus der Nachteil, daß diese aus Versehen bereits beim Erfassen der Aufgabe mit wahrgenommen wird. Eine Zusammenfassung auf einer (letzten) Seite dagegen würde ein Lesen der Lösung für den nächsten Abschnitt erleichtern, so daß mir die jeweils der Aufgabe folgende Buchseite am günstigsten erscheint. Insgesamt kann das Buch jedoch durchaus für die angestrebte Zielgruppe empfohlen werden

Andreas Mundt

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4) Gustav Keller
    
"Lernen will gelernt sein!"
     Ein Lerntraining für Schüler
     Heidelberg, Wiesbaden 1984 Quelle & Meyer Verlag, 7., korrigierte Auflage 2003

Praktische Tips zum Lernen

Dieses Buch ist in jahrelanger Trainingsarbeit mit Schülern entstanden. Es zeigt Schülern von zehn Jahren an, wie sie das Lernen lernen können, ohne zu pauken.

Es gibt nicht den "geborenen Lerner". Lernen will gelernt sein. Die Frage ist nur - wie? Lernen lernt man durch Training, d.h. erstens: die Lernzeit so zu planen und einzuteilen, daß viel für Freizeit und Entspannung übrigbleibt. Und zweitens, den Lernstoff so konzentriert, gründlich und geschickt zu verarbeiten, daß möglichst viel davon im Gedächtnis bleibt. Beide Ziele sind durch Training erreichbar. Dieses Buch ist dazu eine praktische Lern- und Übungshilfe, denn es zeigt den Schülern viele Lerntips auf, die ihnen das Lernen erleichtern und verbessern helfen.

  • Hier eine Auswahl der Lerntips:

  • Plane deine Lernzeit, denn gut geplant ist halb gelernt.

  • Mache deine Hausaufgaben regelmäßig.

  • Lerne möglichst am gleichen (aufgeräumten) Arbeitsplatz.
    Vermeide dabei das Musik- oder Radiohören.

  • Lerne auf mehreren Lernwegen (Ohr, Auge, Hand).

  • Lege zwischen dem Lernen immer wieder kleine Pausen ein.

  • Lerne ähnliche Fächer (z.B. Englisch und Französisch) nicht hintereinander, weil es leicht zu Verwechslungen kommt.

  • Verwende bei schwer einprägsamen Lerninhalten Bilder, Kürzel oder Verse als Gedächtnisstützen.

  • Erleichtere das Lernen von Vokabeln oder Fakten durch Verwendung einer Lernkartei.

  • Lerne nicht nur aus Schulbüchern, denn oft wird der Lernstoff woanders, z.B. Hobby- und Sachbücher, Radiosendungen, Zeitungs- und Zeitschriftenberichte, interessanter und anschaulicher vermittelt.

Die leicht verständliche und teilweise vergnügliche Schreibweise des Autors macht den Schülern Mut, die Lerntips nicht nur durchzulesen, sondern auch gleich in die Tat umzusetzen.

Ulrike Müller

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5) Jost Reischmann
    
Leichter lernen - leicht gemacht
     Arbeitstechniken für Schule, Studium, Fortbildung und Examensvorbereitung
     Bad Heilbrunn 1985, 5. Auflage 1993

Durch systematische Reflexion des Lernverhaltens zum Erfolg

Adressaten:
Reischmann, erst im Schuldienst, dann als Erziehungswissenschaftler (Arbeitsbereich Erwachsenenbildung/Weiterbildung der Universität Tübingen) tätig, wendet sich mit seinem Buch ausschließlich an Lernende. Die Ausführungen könnten auch für Lehrende, insofern sie Schülern oder Studenten entsprechende Hinweise geben möchten, hilfreich sein; jedoch basiert das Buch vorrangig auf der Forderung an den Lernenden, möglichst eigenständig zu arbeiten und die Ratschläge für sich fruchtbar zu machen.

Wie bereits aus dem Untertitel ersichtlich ist, sind die Adressaten des Buches Schüler, Studenten und Teilnehmer an Erwachsenenbildungsveranstaltungen, repräsentieren also die unterschiedlichsten Alters- und Entwicklungsstufen.

Lerntheoretischer Ansatz:
Die Einleitung spricht lediglich davon, daß sich "viele der Ratschläge an wissenschaftlichen Erkenntnissen (vor allem lern-, denk- und organisationspsychologischer Art) orientieren". Ein spezieller lerntheoretischer Ansatz wird nicht genannt. Vielmehr stehen, entsprechend der Konzeption des Buches, Fragen und Erfahrungen der Praxis im Mittelpunkt der Ausführungen. (Ein Verzeichnis im Anhang führt die wichtigste Fachliteratur auf und gibt dem an theoretischen Grundlagen interessierten Leser weiterführende Hinweise.)

Die Kapitel sind durchgängig mit einem gezeichneten Männchen illustriert das dem Leser bzw. Lernenden als Identifikationsfigur dienen soll. Diese Comic-Figur, die angenehm unaufwendig gestaltet ist, gibt an Kapitelenden mit einem erhobenen (überdimensionalen, d. h. pädagogischen) Zeigefinger Ratschläge allgemeiner Art, die sich "auf die Gesamteinstellung der Arbeit gegenüber" beziehen und Gegenstand der Reflexion sein können. Als Beispiele seien genannt: "Belüge dich nicht selbst!" oder "Habe ein gutes Gewissen!".

Bezug zur praktischen Anwendung
Das Buch zielt also ganz auf die praktische Anwendung. Der Autor rät jedoch davon ab, das Buch kontinuierlich durchzuarbeiten. Vielmehr soll die Lektüre problemorientiert sein, d. h. ganz auf die Schwierigkeiten ausgerichtet werden, die der jeweilige Leser beim Lernen hat. Somit ist es möglich und empfohlen, einzelne Kapitel unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge anzugehen. Man soll sich beim Durchblättern inspirieren lassen, welche Themen für einen selbst die größte Relevanz zu haben scheinen. Gleichwohl haben das erste ("Lesen lernen") und das letzte Kapitel ("Prüfungen") Grundsatzcharakter; es wird nahegelegt, sich diesen zuerst und in jedem Fall zu widmen.

Hilfreich für die Einschätzung der Effektivität eigener Arbeitsgewohnheiten sind auch die nahezu jedem Kapitel als Muster beigegebenen Arbeitspläne und Listen. Hierbei spielt das Phänomen Zeit eine wesentliche Rolle. Der Lernende soll einen zeitlichen Rahmen schriftlich festsetzen und später mit der faktischen Umsetzung vergleichen. Dadurch wird Bewußtheit geschaffen und Selbstbetrug erschwert.

Lernpsychologische Grundlagen und Zusammenhänge werden nur insofern erhellt, als sie populärwissenschaftlicher Art und leicht nachvollziehbar sind. Auch dies fördert das unmittelbare, konkrete Verständnis eigener Lernschwierigkeiten bzw. läßt die Sinnhaftigkeit der angeführten Ratschläge deutlich werden.

Schwerpunkt:
Dem allgemeinen Charakter des Buches entsprechend, sind die Ausführungen nicht auf ein einzelnen Fach oder einen besonderen Fachbereich hin ausgerichtet, sondern beziehen sich auf das Lernen an sich. Auf die unterschiedlichen Anforderungen, die z. B. das Erfassen mathematischer Phänomene und das Lernen von Vokabeln stellen, wird nicht eingegangen. Es geht um die Organisation des Lernprozesses überhaupt.

Das Inhaltsverzeichnis weist folgende Schwerpunkte auf:

  • Arbeitstechniken zur Informationsaufnahme 
    (Lesen - Zuhören - Mitschreiben Exzerpt)

  • Die Organisation der Lernarbeit 
    (Arbeitsraum - Arbeitsplatz - Arbeitszeit Pausen - Arbeitsmaterial)

  • Planung und Durchführung von Lernarbeit 
    (Kurzfristige Arbeit - Mittel- und langfristige Planung)

  • Zwei Formen des Lernens 
    (Verknüpfendes Lernen - Wiederholungen - Strukturierendes Lernen - Operatorisches Üben)

  • Besondere Arbeitsformen 
    (Protokoll und Bericht - Thesenpapier - Referat - Zitieren - Literaturverzeichnis)

  • Die Vorbereitung von Prüfungen 
    (Prüfungen-Hilfe für den Lernenden - Organisatorische Vorbereitung - Inhaltliche Vorbereitung - Prüfungsangst - In der Prüfung)

Allein hieraus läßt sich ersehen, daß die elementaren Problempunkte der Lernpraxis thematisiert sind. Auch der psychologische Aspekt des Lernens wird angedeutet, jedoch immer nur im Zusammenhang mit den Hinweisen, die die unterschiedlichen Organisationsformen betreffen.

Bewertung:
Die Anlage des Buches muß beim breiten Spektrum der Adressaten hinsichtlich spezifischer, individueller Ansätze undifferenziert bleiben. Sehr differenziert werden hingegen die unterschiedlichen Lernsituationen, d. h. die Schwierigkeiten, die hierbei auftreten können, besprochen.

Die Erarbeitung der einzelnen Kapitel hat vor allem den Vorzug, daß der Lernende sich der konkreten Schwierigkeiten, die einem effektiven Lernen entgegenstehen, bewußt wird und praktische Gegenmaßnahmen, die sehr anschaulich dargelegt werden, ergreifen kann. Bisweilen geht der Autor hierbei jedoch zu sehr ins Detail; der Leser könnte sich leicht bevormundet fühlen. So wird im Hinblick auf einen gut gelüfteten Arbeitsraum empfohlen, sich vor eventueller Kälte mit "einem zusätzlichen Pullover und Hausschuhen" zu schützen. Ähnliches gilt für die o. a. Arbeitspläne, deren Kategorien oft zu detailliert sind und geradezu zur Pedanterie anhalten. Günstig hingegen scheint es zu sein, daß im Anhang unterschiedliche Blanco-Arbeitspläne als Kopiervorlagen abgedruckt sind.

Man muß mit gutem Willen an das Buch herangehen, eigene Anstrengungen bleiben dem Leser nicht erspart. Alleine die Erarbeitung der einzelnen Kapitel erfordert einen Aufwand, der zwar nicht unangemessen groß ist, jedoch Konzentration und Beharrlichkeit verlangt, über die der angesprochene Leser eben (noch) nicht verfügt. Seine Bemühungen können jedoch durch die Überschaubarkeit und leichte Verständlichkeit der einzelnen Kapitel unterstützt werden.

Der wesentliche Vorteil des Buches scheint mir zu sein, daß der Leser angeregt wird, sein eigenes Lernverhalten systematisch zu reflektieren. Sobald er auf seine spezifischen Probleme aufmerksam geworden ist, findet er praktische und konkrete Hinweise, wie er den Schwierigkeiten, die er beim Lernen hat, effektiv und v. a. mit einfachen Mitteln begegnen kann.

Der Lehrende, der sich vorrangig mit lerntheoretischen Grundlagen auseinandersetzen will, wird bei diesem Buch nicht auf seine Kosten kommen. Jeder Lernende, der seine Lerngewohnheiten verändern, d.h. verbessern und effizienter gestalten will, kann sich den praktischen Erfahrungsschatz Reischmanns gewinnbringend aneignen.

Christoph Schmid

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6) Regula D. SCHRÄDER-NAEF
    
Der LERNTRAINER für die Oberstufe
    Weinheim und Basel, Beltz Verlag 1988

Mit Lernstrategien zum selbständigen Arbeiten

Wie der Titel schon sagt, richtet sich das Buch in erster Linie an Schüler(innen) der Oberstufe. Mit Gewinn wird der LERNTRAINER sicher aber auch von Studenten oder Lehrern gelesen werden können. und das aus zwei Gründen: Zum einen wird auch der in puncto "Lernen" schon Versierte durch das nicht als Lehrbuch konzipierte Werk manche Anregung für die eigene Lernpraxis gewinnen können, zum anderen eignet es sich als Grundlage, um in den eigenen Unterricht einen Exkurs zum Thema "Lernen lernen" einzubauen.

Die Autorin steht auf dem Standpunkt, daß Lernen nicht "im Schlaf" geschehen könne und solle, sondern der eigenen Anstrengung des Lernenden bedürfe. Suggestopädische Techniken wird man also im LERNTRAINER vergebens suchen, wie überhaupt das ganze Buch weniger Techniken als vielmehr Einstellungen vermitteln will.

Schon der erste Blick auf das Buch zeigt, daß es zur Arbeit mit und an ihm gedacht ist: Viele Freiflächen schaffen Übersicht, beugen Lesewiderständen vor und laden zu Notizen ein. Eine Vielzahl von kleinen Zeichnungen, Übungsaufgaben und Fragebögen (z.B. zur eigenen Lernpraxis) lockern das Buch zusätzlich auf.

Gegliedert ist der LERNTRAINER in fünf Hauptkapitel, die sich auch unabhängig voneinander bearbeiten lassen.

Nach einer Einleitung, die in erster Linie zu einer Diagnose der eigenen Lernschwächen führen soll, werden zunächst wichtige lernpsychologische Grundlagen dargestellt, auch diese mit einem erfrischenden Praxisbezug. Insbesondere die beiden Phänomene "Motivation" und "Konzentration" stehen hier im Zentrum.

Das nächste Kapitel widmet sich dem Lesen als wichtigster Möglichkeit der Informationsbeschaffung. Aber auch andere Formen wie "Notizen machen im Unterricht" werden behandelt.

Die folgenden drei Hauptkapitel widmen sich dem "selbständigen Arbeiten", der Thematik "Zusammenarbeit und Lerngruppen" sowie den leidigen "Prüfungen" und der verbreiteten Prüfungsangst.

Kritisch einzuwenden bleibt, daß trotz der vielfältigen Hilfestellungen sich diejenigen Schüler bzw. Studenten, die eine Verbesserung ihres Lernverhaltens am nötigsten hätten, wohl auch mit diesen 200 Seiten sich schlecht "am eigenen Zopf aus dem Sumpf" werden ziehen können.

Matthias Hecht

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7) Regula D. SCHRÄDER-NAEF
    
Keine Zeit?
    Ein Ratgeber für sinnvolle Zeiteinteilung im Alltag
    Weinheim und Basel 1984, Beltz Verlag, 3., überarbeitete und ergänzte Auflage1993

Dieses Buch beschäftigt sich mit Zeitproblemen, es geht um ein Grundproblem der Menschen in unserer Gesellschaft. Unsere Zufriedenheit oder Resignation hängt wesentlich davon ab, ob die Verwendung der Zeit mit unseren Zielen übereinstimmt. Die Beziehung zur Zeit ist daher sehr persönlich. In sechs Kapiteln werden die folgenden Themenbereiche angesprochen:

  • Die Ursachen oder Warum wir keine Zeit haben

  • Was weiß die Wissenschaft? Grundlagen einer sinnvollen Tageseinteilung

  • Mehr Zeit für das Wesentliche - Zeiteinteilung im Beruf

  • Wo bleibt nur meine "freie" Zeit? - Zwischen Beruf und Freizeit

  • Der fehlende Rahmen - Wenn der ganze Tag frei eingeteilt werden kann

Was will dieses Buch?

Das Unbehagen über die eigene Tagesgestaltung ist zwar weit verbreitet, führt aber selten dazu, daß Anstrengungen zu ihrer Änderung unternommen werden. Dazu sind zwei Schritte notwendig: Das Erkennen der Probleme und ihrer Ursachen und sodann das Umsetzen dieser Erkenntnisse in Maßnahmen und Verhaltensweisen. 

Das Buch will bei beiden Etappen helfen. Es zeigt im ersten Teil verbreitete Zeitprobleme auf, untersucht die Ursachen dafür und ermöglicht dadurch eine Diagnose. Der zweite Teil geht von konkreten Situationen aus und bietet "Werkzeuge", bewährte Instrumente zur Lösung verschiedener Zeitprobleme.

  • Das Buch will dem Leser helfen,

  • sich über ihre Zeitprobleme Klarheit zu verschaffen,

  • Hetze und Stress abzubauen,

  • zu erkennen, was ihm wichtig ist,

  • eigene Ziele zu setzen und dazu zu stehen,

  • seine Zeit intensiver zu erleben.

Das sind sehr hochgesteckte Ziele. Sie erfordern einen Entwicklungsprozeß, den jeder selbst durchmachen muß. Die Lektüre kann dazu nur anregen, einen ersten Anstoß zur eigenen Auseinandersetzung sowie einige "technische Hilfestellungen" zu geben. Ziel des Buches ist demnach nicht, fertige "Rezepte" zu liefern. Sinnvoll sind die Lösungen für den Leser nur, wenn er sie selbst gefunden und auf seine Situation abgestimmt hat.

Kurz: Das Buch will dem Leser den Wunsch wecken, seine Zeit bewußter zu gestalten, und Möglichkeiten aufzeigen, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

József Kiss

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8) Klaus Thomas
    
Denken und Erinnern
    Geistig arbeiten und behalten lernen
    Stuttgart 1978

Wertorientierte Lernzielüberprüfung als Voraussetzung zum Lernerfolg

Mit diesem Buch richtet sich Klaus Thomas an Lehrende, Studenten und ältere Schüler. Er unternimmt den Versuch, durch zahlreiche Anregungen eine Lösung des Problems der Methodik der geistigen Arbeit aufzuzeigen. Ein Grundgedanke seiner Ergebnisse liegt in der Erkenntnis, daß der geistigen Arbeit durch größeres Verständnis und Erleichterung mehr Freude abzugewinnen ist.

Die ersten zwei Kapitel geben einen Überblick über die Vielfalt der Arten und Formen, der Stufen und Schritte, der Aufgaben und Ansätze des Denkens. Diese aufzählende Darstellung ermöglicht eine knappe Klärung des Begriffs Denken, jedoch keine vertiefenden Kenntnisse.

Pragmatische Anregungen zur Methodik der geistigen Arbeit bezogen auf den Höhepunkt des Denkens, „die Tätigkeit der schöpferischen Intelligenz", lehrt das dritte Kapitel. Ausgehend von den Erfahrungsberichten großer Denker werden dem Leser einsichtig Tugenden aufgezeigt, die die geistige Arbeit bestimmen. Die einzelnen Arbeitstechniken verleiten, bewußt die eigene Art und Weise der geistigen Arbeit zu überdenken und lassen erkennen, wo mögliche Ansatzpunkte für eine erfolgreichere und zufriedenstellende Arbeit zu finden sind.

Der zweite Teil des Buches „Erinnern lernen“ stellt in einem ersten Abschnitt verschiedene Ergebnisse der Gedächtnisforschung einleitend dar. Dem Erinnern als Wert des Charakters mißt dabei Klaus Thomas eine besondere Bedeutung zu. Auf der Grundlage von Wertbewußtsein (Selbstwertbewußtsein aufbauen, Geduld üben, Ordnung halten) und Werthaltung (Selbstlosigkeit und Sachlichkeit, ehrlich vorgehen und Willenskraft und Mut aufbringen) soll die geistige Arbeit zum Werterleben führen. Somit entsteht Freude, mit der wir der Arbeit die guten Seiten abgewinnen können. Es kann also nicht darum gehen, Patentratschläge für das äußerliche richtige Vorgehen zu finden. Ziel muß es sein, „unsere Lernziele zu prüfen, ob sie wahren Werten dienen, die Charakterhaltung wandeln, damit unsere Taten sich an diesen Werten ausrichten, und schließlich Kraft, Mut und Freude einsetzen, um selbstlos die tägliche Pflicht zu erfüllen.“

Es einfach zu sagen, ich habe es nicht gelernt, die Aufgabe zu lösen.
Ein entscheidender Schritt, denken und erinnern zu lernen, ist, nach den Werten zu fragen, um eine Haltung aufzubauen, die ein erfolgreiches Arbeiten ermöglicht. Dies gilt es auch als Lehrer bei den Schülern nach und nach zu entwickeln.

Dieses Buch könnte dazu dienen, in Vorbereitung auf eine längere schriftliche Arbeit, eine Prüfung o.ä. das Bewußtsein über die Arbeit des Geistes zu wecken und somit eine „an den wahren Werten ausgerichtete Charakterhaltung" einzunehmen.

Katja John

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9) Tom Werneck – Clemens Heidack
    
Gedächtnistraining
     53 Übungen, um sich verlässlich an Namen, Zahlen, Farben, Formen und Zusammenhänge zu erinnern
     München 1983, Wilhelm Heyne Verlag, 7., ergänzte Auflage 1992

Ermittlung und Optimierung der Gedächtnisleistung durch Tests

Dieses Buch, ein leicht verständliches Trainingsbuch, wurde von erfahrenen Managementtrainern geschrieben. Zugeschnitten auf den Bedarf des Alltags, im Berufs sowie im Privatleben. Es ist keiner bestimmten Zielgruppe vorbehalten. Einschränkungen des Einsatzes ergeben sich lediglich für jüngere Schüler, da ihnen der Bezug zu einigen Tests fehlt. Die theoretischen Ausführungen wurden relativ kurz gehalten. Die Autoren beschränken sich im Wesentlichen auf die Darstellung von Ursachen und Problemen mangelnder Gedächtnisleistung und zeigen Maßnahmen zu deren Beseitigung auf.

Ansonsten ist das Buch überwiegend praxisorientiert. Es beinhaltet Tests, Anfangs-, Mittel- und Endtests, zur Überprüfung der Gedächtnisleistung. Die einzelnen Testabschnitte weisen die gleichen Inhalte auf, so daß eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet wird, um eine Leistungsverbesserung nachweisen zu können. Lernprozesse in Form von Wissensaneignung bzw. Problemlösungsbewußtsein werden durch dieses Buch nicht angeregt. Vielmehr handelt es sich um Lernarten wie

  • Lernen, bei dem das Hauptziel das Können ist, das Automatisieren von Fähigkeiten zu geistigen Fertigkeiten.

  • Lernen, bei dem das Behalten und Präsenthaben von Wissen das Ziel ist.

  • Lernen, bei dem es das Hauptziel ist, sich Verfahren anzueignen (zu arbeiten, zu lernen, usw.).

Auf den ersten Blick wirkt das Buch auf den Betrachter etwas unübersichtlich, auf der einen Seite die Aufgabenstellung, einige Seiten weiter der Test und wieder einige Seiten weiter die Auswertung. Bei der Durchführung der Tests hat sich aber gerade dieser Aufbau bewährt, da man angehalten wird, die Tests ordnungsgemäß, d. h. ohne Mogeln durchzuführen. Die Vorgehensweise wird durch entsprechende Seitenangaben bestimmt. Als schwierig erweist es sich, zwischen den Seiten und damit den Tests hin und her zu springen, da man sonst den "roten Faden" verliert und damit wertvolle Zeit zum Suchen verwenden muß.

Nachfolgend sollen schwerpunktbezogene Aussagen zu Vorzügen und Defiziten gemacht werden.

  • Analyse der einzelnen Ursachenfaktoren mangelnder Gedächtnisleistung:
    Die Auswahl der Antwortmöglichkeiten erfolgte sehr willkürlich, es ist kein Schema erkennbar, warum die Autoren gerade diese und nicht andere Möglichkeiten aufgeführt haben. Es erfolgt keine Auswertung der Ergebnisse, außer daß man sich selbst über eine Reihe willkürlich ausgesuchter Ursachen "klar" wird.

  • Analyse des Verhaltens:
    Es werden jeweils nur zwei Verhaltensmöglichkeiten angegeben, was zwar der Auswertung der Ergebnisse zugute kommt, aber eine objektive Auswertung nicht möglich macht. Eine andere Alternative als "aggressives" oder "resignatives" Verhalten ziehen die Autoren nicht in Erwägung.

  • Analyse der Stressursachen:
    Man wird angeregt darüber nachzudenken, in welchen Bereichen die Schwerpunkte liegen. Es werden auch allgemeine Hinweise zu deren Beseitigung vorgeschlagen. Die Glaubwürdigkeit der Tests wird durch die eher kuriose, unwissenschaftliche Form der Auswertung in Frage gestellt.

Allgemein muß man auch sagen, daß in diesem Buch nicht von Tests im eigentlichen Sinne gesprochen werden kann, da keine Aussagen zu den Gütekriterien - Objektivität, Validität und Reliabilität - gemacht werden können. Die Trainingsfelder beinhalten recht brauchbare Übungen, Hinweise und Tips zum Erlernen (Aneignung) bestimmter Verfahren, die das Gedächtnis schulen und Behaltensprozesse erleichtern.

Simone Krause

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10) Werner Wippich
       
Lehrbuch der angewandten Gedächtnispsychologie
       Bd. 1 und 2
       Stuttgart, 1984/1985

Interessante Forschungsergebnisse - wenig Bezug zur Schulpraxis

Die Adressaten dieses Lehrbuchs sind vor allem Lehrende und Lernende im universitären Bereich. Wippich will zwar durchaus auch interessierte Laien ansprechen – dem entspricht die anwendungsbezogene Darstellung –, doch setzt die Lektüre der Bände Erfahrung im Umgang mit wissenschaftlicher Literatur voraus.

Das Lehrbuch bietet einen Überblick über verschiedene kognitionspsychologische Ansätze, bleibt dabei jedoch stets anwendungsbezogen. Die Darstellung der verschiedenen Ansätze ist dabei problembezogen, d.h. zugeschnitten auf einzelne Bereiche der Gedächtnispsychologie.

In Band 1 werden allgemeine Bereiche der Gedächtnispsychologie dargestellt:

  • Kapitel 1: Einführung, Anwendungsperspektiven

  • Kapitel 2: Gedächtnisentwicklung

  • Kapitel 3: Gedächtnisprobleme älterer Menschen

  • Kapitel 4: Mnemotechnik

  • Kapitel 5: Vorstellungen und Bilder.

In Band 2 werden allgemeine Erkenntnisse der Gedächtnispsychologie auf spezifische Bereiche bezogen:

  • Kapitel 6: Räumliche Umgebung, Drogen und Stimmungen: Kontextabhängige Gedächtnisleistungen

  • Kapitel 7: Räumliche Kognitionen

  • Kapitel 8: Individuelle Differenzen, personenbezogene und soziale Informationen

  • Kapitel 9: Gedächtnispsychologie im klinischen Kontext.

Für Lehrer sind die Kapitel 2, 5 und 8, teilweise auch Kapitel 4 besonders interessant, weil in ihnen die Grundlagen von Gedächtnisleistungen dargestellt werden.

Wippich stellt die gedächtnispsychologischen Zusammenhänge fundiert dar und referiert jeweils die wichtigsten Forschungsergebnisse. Die Anwendungsbezogenheit des Werkes ist weniger auf die effektive Arbeit etwa des Pädagogen ausgerichtet, als daß vielmehr Anwendungsbereiche ausgelotet werden. Eine Übertragung der referierten Ergebnisse auf den Unterricht erscheint problematisch, da alle auf rein experimentellem Wege gewonnen wurden. Die Schulwirklichkeit spielte bei Untersuchungen von Schulkindern kaum eine Rolle, so daß die referierten Erkenntnisse nur begrenzt auf Unterricht bezogen werden können. Es ging dem Verfasser offensichtlich auch mehr darum, Gedächtnisleistungen anhand verschiedener Modelle der Informationsverarbeitung interpretierend zu erfassen und die daraus entstandenen Ergebnisse entwicklungspsychologisch zu fundieren. Es bleibt dem Leser überlassen, welches Modell er vorzieht.

Wünschenswert wäre ein gesondertes Kapitel über die Konsequenzen, die sich aus dem Ausgeführten für Schule und Unterricht ergeben. In der fehlenden Anwendung auf den Schulalltag liegt das eigentliche Manko dieses Lehrbuches. Es lassen sich (leider) keine unmittelbaren Konsequenzen für die Gestaltung von Unterricht oder für die Beratung von Eltern und Schülern ableiten. Allerdings ist Wippich bemüht, dem Leser die wesentlichen Befunde in allgemein verständlicher Form darzubieten, so daß Übertragungsleistungen in Ansätzen möglich sind.

Die Lektüre der Werkes empfiehlt sich vor allem dann, wenn der Leser grundsätzliche Zusammenhänge von Gedächtnisleistungen verstehen will, um daraus Konsequenzen für das eigene Lernen oder für die Förderung der Lernprozesse anderer Menschen (z. B. Schüler) zu ziehen. Dabei liegt es nahe, daß eine Auflage jüngeren Datums (soweit vorhanden) sicher die neuesten Erkenntnisse einbezieht.

Eugenio Francioni

3.0 Literatur 

  • Weitere Literaturnachweise für diese Webseite
    sowie die weiteren Webseiten dieses thematischen Bereiches
    finden Sie hier.

  • Ein zusammenfassendes Literaturverzeichnis
    für die Themengruppe »Lernen – Voraussetzungen, Möglichkeiten, Probleme«
    finden Sie hier.


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -       letzte Änderung am: 15.01.08
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