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Die Gruppierungsformen des
Unterrichts
I: Ein komprimierter Überblick
Übersicht
1.0 Grundlagen
1.1 Definitionen
1.2 Funktion
2.0 Die wichtigsten Gruppierungsformen
3.0 Merkmale, Vorzüge und Schwächen
3.1 Frontalunterricht
3.2 Klassenunterricht- Unterricht
mit der gesamten Lerngruppe
3.3 Gruppenarbeit
3.4 Partnerarbeit
3.5 Einzelarbeit
1.0 Grundlagen
1.1
Definitionen
Die Gruppierungsformen des Unterrichts
werden in der Literatur oft auch als Sozialformen bezeichnet. Sie lassen sich wie folgt
definieren:
- Definition 1
Gruppierungsform ist die Form, in der die am Unterricht beteiligten Personen
aufeinander bezogen sind.
- Definition 2
Gruppierungsformen sind alle methodischen Maßnahmen, die die Beziehungen der
Schüler zum Lehrer sowie der Schüler untereinander gestalten.
1.2 Funktion
Die räumliche Struktur der Beteiligten
zueinander bestimmt in hohem Grade die Kommunikationsstruktur. Mithin ist die
organisatorische Seite des Unterrichts didaktisch funktional.
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2.0 Die
wichtigsten Gruppierungsformen
In der Literatur werden als wichtigste
Gruppierungsformen beschrieben:
- Frontalunterricht,
- Klassenunterricht,
- Gruppenarbeit,
- Partnerarbeit,
- Einzelarbeit.
Ferner werden mit unterschiedlicher
Zuordnung genannt:
Team-Teaching, Kreisgespräch, Debatte,
Rollenspiel, Plan- und Entscheidungsspiel. Eine eigenständige Aufstellung von
Gruppierungsformen finden Sie auf der Webseite Unterrichtsmethode
als Kommunikationsform".
Für die didaktische Praxis bedeutsam
sind folgende Sachverhalte:
- Kaum eine GF kommt in der Praxis
ausschließlich oder isoliert vor.
- Keine GF ist den anderen nachweislich an
Leistungsvermögen oder Wert überlegen.
- Daher sind die GF in einem didaktisch
modernen" Unterricht variabel miteinander zu kombinieren.
- Grundlage und Ausgangspunkt ist der
Klassenunterricht: Die Schüler müssen immer wieder im Klassenverband aufeinander
treffen, um sich als Klassengemeinschaft verstehen zu können.
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3.0 Merkmale,
Vorzüge und Schwächen
3.1
Frontalunterricht
Frontale Sitzordnung
Der Unterricht verläuft weitgehend in
engschrittiger Führung- durch den Lehrer - bis hin zu rigider Kontrolle aller Vorgänge.
Die Schüler sind größtenteils auf passives Aufnehmen beschränkt. Wenig
Methodenwechsel, Lehrerdarbietung und fragend-entwickelnde Methode überwiegen.
Der Unterschied zwischen
Frontalunterricht und Klassenunterricht - Unterricht mit der gesamten Lerngruppe - wird
auf der Webseite Die Gruppierungsformen des
Unterrichts II" eingehend erörtert.
3.2
Klassenunterricht- Unterricht mit der gesamten Lerngruppe
Frontale oder ähnliche Sitzordnung,
bereits von COMENIUS als effektiv gerühmt.
Vorzüge
Generell kommen die Vorzüge nur dann zur
Geltung, wenn im Rahmen des Klassenunterrichts ein hohes Maß an Methodenvielfalt
verwirklicht wird.
- Einfachheit und Einheitlichkeit der
Methode,
- Versachlichung des Unterrichts,
- Dosierungsmöglichkeit und
Kontrollierbarkeit von Stoff-Fülle und Arbeitstempo,
- rasche, gleiche und effektive Information
für alle Schüler,
- Verminderung von Unterrichtsstörungen,
- Vorbereitungsaufwand geringer als bei
anderen Gruppierungsformen.
Schwächen
Generell kann Klassenunterricht auf die
Extremform des Frontalunterrichts schrumpfen.
Im Einzelnen wird er durch folgende Schwächen gefährdet.
- starke sachliche und emotionale
Abhängigkeit besonders jüngerer Schüler),
- kaum Kontakte zwischen den Schülern,
- Schüler verhalten sich meist reaktiv,
rezeptiv und unselbständig,
- vorausgesetzt wird eine so nicht existente
Homogenität der Lerngruppe,
- Vernachlässigung des individuellen
Lerntempos,
- Schwache Schüler geraten in den
Hintergrund,
- Redezeit des einzelnen Schülers sehr
gering,
- Der Lehrer ist leicht versucht, selbst oft
das Wort zu führen und kurzschrittig vorzugehen, um sicher zu gehen, dass alle Schüler
verstehen.
Ziel muss sein, gängige
Kommunikationsstrukturen aufzulösen, die Schüler zu aktivieren und miteinander ins
Gespräch zu bringen.
Klassenunterricht eignet sich vor allem
zur Darstellung von Sach- und Problemzusammenhängen.
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3.3 Gruppenarbeit
Sitzordnung: (vorübergehend) in mehreren
Kleingruppen
Voraussetzungen:
- Vertrautheit mit PA,
- positive Einstellung zu GA bei Schülern
und Lehrer,
- Fähigkeit zum selbständigen Umgang mit
Texten,
- Beherrschung der notwendigen
Arbeitstechniken,
- angemessene Umgangs- und Verhaltensformen,
- ein für GA geeignetes Thema;
- geeignete räumliche Gegebenheiten
Gruppengröße: 4-6 Schüler
Leistungsniveau der einzelnen Schüler:
- möglichst heterogen, damit sie sich
gegenseitig helfen können und
alle Gruppen ähnliche Grundvoraussetzungen für das Lösen der gestellten Aufgabe haben;
- auch homogen möglich, wenn
binnendifferenzierte Arbeitsaufträge erteilt werden.
Schwierigkeitsgrad der Aufgaben:
höher als bei Einzelarbeit oder PA, um den Nutzen der GA zu verdeutlichen
Zeitbedarf:
- realistisch abschätzen (besonders für
die Zusammenfassung
und Auswertung der GA),
- durch geeignete Auswertungstechniken
reduzieren.
Man unterscheidet:
- arbeitsgleiche GA:
Die verschiedenen Gruppen arbeiten an derselben Aufgabe.
- arbeitsteilige GA:
Die verschiedenen Gruppen arbeiten
entweder unter verschiedenen Aspekten an derselben Aufgabe
oder an verschiedenen Aufgaben im Rahmen eines übergreifenden Themas.
Steuerung durch Leitfragen oder
Arbeitsbogen, Zeitvorgabe nicht vergessen.
Neben den kognitiven Lernzielen werden
vor allem soziale und affektive Lernziele angestrebt. Doch durch die größere
Findungsleistung der Gruppe wird auch die Sachleistung günstig beeinflusst.
Vorzüge
- Einübung sozialer Verhaltensregeln,
- (Helfen, Zuhören, gemeinsame Übernahme
von Verantwortung),
- Stärkung der Kooperationsbereitschaft
- Abbau von sozialem Fehlverhalten und
Konkurrenzdenken,
- Förderung der Selbständigkeit,
- Verminderung der autoritären
Abhängigkeit vom Lehrer,
- Möglichkeiten der Differenzierung,
- Steigerung der Motivation,
- lässt den Lehrer das Lern-, Arbeits- und
Sozialverhalten
seiner Schüler besser kennen lernen.
Schwächen
- hoher Vorbereitungs- und
Organisationsaufwand,
- mögliche Schwierigkeiten durch
gruppendynamische Zusammenhänge,
- Gefahr des Untertauchens"
schwächerer Schüler,
- Gefahr zu geringer Förderung
leistungsstarker Schüler,
- mögliche Schwierigkeiten bei der
Vereinigung der Teilergebnisse
zu einem Gesamtergebnis,
- bei zu häufiger GA: Gefahr, dass die
Schüler sich nicht mehr als
Klassengemeinschaft begreifen.
Die Ergebnisse der GA-Phase werden
abschließend im Klassenunterricht vorgetragen, erörtert, ggf. korrigiert und zu einem
Gesamtergebnis vereint.
Mögliche Schwierigkeiten in der
Auswertungsphase:
- Schüler sehen im Ende der GA-Phase das
Ende ihrer Arbeit überhaupt,
- immer nur eine Gruppe ist aktiv beteiligt.
Mögliche Lösungen:
- nach Ende der GA Einnahme der gewohnten
Sitzordnung (= Schlusszeichen);
- Arbeitsergebnisse auf zerteilter OH-Folie
von Gruppenmitgliedern festhalten lassen,
- in der Auswertungsphase auf dem OHP
zusammensetzen lassen;
Ergebnisse der jeweils anderen Gruppe interessant machen.
GA verhilft nicht automatisch immer nur
zu positiven Erlebnissen: Die genannten Vorzüge können in ihr Gegenteil umschlagen.
Geduld ist gefordert.
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3.4 Partnerarbeit
Voraussetzung:
- wohlüberlegte Arbeitsaufträge und
geeignete Operationsobjekte
- Dauer: 5 - 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad der Aufgabe:
mittelschwer bis schwer
- Art der Aufgabe:
Zu ihrer Lösung muss partnerschaftliches Vorgehen effektiver sein als Einzelarbeit, da
sonst jeder für sich allein arbeitet.
Vorzüge
- Förderung sozialer Fähigkeiten (Helfen,
Zuhören,
gemeinsame Übernahme von Verantwortung),
- für alle Altersstufen geeignet,
- bietet ein höheres Maß an eigener
Aktivität,
- leichte Handhabung,
- schnelle Organisation (auch bei fester
Sitzordnung),
- PA kann wie StA eingeschoben werden,
- Lehrer nicht mehr im Zentrum der
Kommunikation,
- PA kommt dem natürlichen Bedürfnis
entgegen,
bei Problemen den Nachbarn um Rat zu fragen
- Untertauchen" kaum möglich,
- Kritik und Korrektur in PA leichter zu
akzeptieren als in Klassenunterricht oder GA,
- bereitet auf GA vor.
Schwächen
- Abgelenktheit und sachfremde
Beschäftigung,
- mögliche Schwierigkeiten bei
gegenseitiger Korrektur,
- erhöhter Zeitbedarf,
- bei großem Leistungsgefälle:
starker Schüler kann frustriert werden,
schwacher Schüler lässt sich dominieren und schreibt leicht ab,
- Zwei leistungsschwächere Schüler können
sich anderen Partnergruppen unterlegen fühlen.
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3.5
Einzelarbeit
Voraussetzung:
- wohlüberlegte Arbeitsaufträge und
geeignete Operationsobjekte
- Sonderform: Arbeit mit
Unterrichtsprogrammen
Vorzüge
- Ermöglichung individuellen Arbeitstempos
und Arbeitsstils,
- Möglichkeit der Binnendifferenzierung,
- Möglichkeit individueller Beratung durch
den Lehrer,
- Forderung und Ermöglichung eigener
Aktivität eines jeden Schülers,
- organisatorisch von geringem Aufwand.
Schwächen
- Vernachlässigung sozial-erzieherischer
Aspekte (Gefahr der Isolation),
- Förderung von Konkurrenzverhalten,
- Gefahr von Leerlauf,
- Risiko unökonomischen Zeitbedarfs.
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Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 04.04.18
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