Internet und Schule Übersicht 1.0 Das Problemfeld Das Internet eröffnet Dimensionen von Information, die an Bedeutung der Erfindung des Buchdrucks gleichkommen. Damit sind Konsequenzen verbunden, die sich im Einzelnen nur schwer abschätzen lassen, in jedem Fall tiefgreifende Wirkungen haben werden. In pädagogischer Sicht stellt das Internet deshalb für Lehrer, Schüler, Eltern und die Öffentlichkeit insgesamt eine Herausforderung höchsten Grades dar. Auf der voraufgehenden Webseite "Die Nutzung elektronischer Medien" finden Sie Sachinformationen und Literaturangaben zum Aufgabenfeld. Auf dieser Webseite wird den erzieherischen, allgemeindidaktischen und bildungspolitischen Aufgaben nachgegangen, die uns Lehrern mit der Existenz des Internet und seiner Nutzung in Schule und Unterricht gestellt sind. 2.0 Medienkompetenz Der Begriff »Medienkompetenz« ist zentral wichtig. Bevor er ernsthaft entfaltet wird, darf jedoch gelacht werden, obwohl - oder weil? - diese Karikatur von TRESKOW einen Transfer auf Lehrer und Schüler nahelegt (Fundstelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 133 vom 8. Juni 2000).
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bitte meinen Sohn aus dem Kindergarten, Im Übrigen ist es erforderlich, sich über den Inhalt des Begriffes »Medienkompetenz« zu verständigen. Das Wort klingt präzise und positiv, doch ist es unscharf und ambivalent. Medienkompetenz kann verstanden werden als
Die erste Definition wird für sehr viele und oft auch junge Schüler zutreffen. Viele Lehrer müssen sich hingegen die Beherrschung von Geräten und Anwendungen erst aneignen. Im Einzelfall kann das die übliche Lehrer-Schüler-Beziehung geradezu umkehren. Die zweite Definition beschreibt die Aufgabe der Schule. Die dazu im Folgenden vorgetragenen Überlegungen haben den Charakter von Thesen. Sie stellen die persönlichen Auffassungen des Verfassers dar. Die Arbeit an den "Bausteinen" dokumentiert seine grundsätzlich positive Einstellung zum Internet. Skeptische Einschätzungen sind also keine Fundamentalkritik. Eine informative Darstellung des aktuellen Diskussionsstandes geben Christiane SCHIERSMANN, Johannes BUSSE, Detlev KRAUSE in ihrer Arbeit Medienkompetenz - Kompetenz für Neue Medien, einer Studie, die im Auftrag des Forums Bildung entstanden ist (Bonn 2002). Das reichhaltige Literaturverzeichnis dokumentiert die wesentlichen Arbeiten zum Thema. Grundsätzliche erzieherische Aspekte der Medienkompetenz werden auf der gleichnamigen Webseite behandelt. 3.0 Didaktische Chancen - erzieherische Probleme 3.1 Ausgangslage Das Internet ist eine Tatsache. Schon jetzt und erst recht in Zukunft wird es das Leben der Menschen beeinflussen, wenn nicht gar prägen. Die Schule muss darauf reagieren, und zwar auf mehreren Ebenen:
didaktisch, Das Internet zeichnet sich durch einen hohen Grad von Ambivalenz aus. Es ist
Das Internet bietet nicht nur eine überwältigende Informationsfülle an, sondern auch unendlichen Datenmüll. Das setzt bei dessen Benutzer die Existenz von Kriterien voraus, die ihn nicht nur die Informationen sachgerecht auszuwählen, sondern vor allem auch zutreffend zu bewerten befähigen. Derartige Kriterien entwickeln sich nicht durch die Arbeit mit dem Internet, sondern müssen zuvor angebahnt und gewonnen werden. Bei dieser Sachlage sind Mit dem Internet umgehen zu können ist jedoch als Ziel zu wenig. Das Internet kann die Schule auch nicht aus der didaktischen Krise erlösen oder fundamentale Leistungen der Schule ersetzen, sondern wird deren Aufgaben - quantitativ und erst recht qualitativ - noch schwieriger machen. Denn trotz aller erkennbaren Vorzüge und Leistungen des Internet folgen aus deren Eigenart paradoxe Rückwirkungen und dem nachhaltigen Lernen abträgliche Verstärkungseffekte. Mithin ist eine Flucht in die elektronische Pädagogik" (1) nicht möglich. Im Gegenteil: Überkommene und weiterhin bestehende Aufgaben der Schule müssen noch konsequenter, noch beharrlicher als bislang erfüllt werden. 3.2 Begründungen In der hochentwickelten Spätkultur gibt es einige erzieherische Basisaufgaben, die unabhängig von Zeitgeist und Mode erfüllt werden müssen, um den Individuen eine selbstbestimmte und verantwortliche, mithin würdige Lebensführung zu ermöglichen. Dazu gehören neben anderen Schlüsselqualifikationen (Vertiefungen dazu finden Sie auf den Webseiten zum Thema Schlüsselqualifikationen")
Die Lebensumstände, unter denen in unserer Zeit Kinder heranwachsen, führen jedoch verstärkt zu Sozialisationsbedingungen, die die Entwicklung dieser Fähigkeiten entweder scheinbar überflüssig machen oder gar behindern. Insbesondere beruhen Wahrnehmungsgewohnheiten und Kommunikationsfähigkeit jedes Menschen auf den jeweils prägenden Einflüssen, unter denen sich das Gehirn in früher Kindheit entwickelt. Das gilt insbesondere und unabhängig von Wertungen für die formenden Folgen regelmäßigen Fernsehens. Dessen Einfluss auf die seelische Entwicklung junger Menschen ist von Peter WINTERHOFF-SPURK (2005) - vor dem Hintergrund eines umfassend dokumentierten Diskussionsstandes - scharfsinnig beschrieben worden. Vor diesem Hintergrund erweisen sich zentrale Leistungen des Internet als verführerisch und verschärfen damit einige schon länger bestehende Dilemmata.
Besondere Beachtung verdient eine Fähigkeit, die Voraussetzung für sinnvolle Nutzung zumal des Internet ist das Lesen. Nur wer lesen kann, vermag den Computer zu beherrschen." (2) Lesen ist nach wie vor und weiterhin die zentrale und fundamentale Kulturtechnik. Dennoch wird die Fähigkeit zu lesen gerade nicht durch den Umgang mit PC und Internet entwickelt, sondern muss ihm voraufgehen. Das ist nicht mehr selbstverständlich, denn rund vier Millionen Menschen in Deutschland sind zu funktionalem Lesen und Schreiben nicht fähig. (3) Nur wer viel liest, kann die Sprache bis in
ihre Feinheiten verstehen, beherrschen, verwenden. Und: Wer nur das Internet kennt,
aber kaum einmal eine Bibliothek von innen gesehen hat" (4), kann
auch kein Bewusstsein für die sachlichen und geschichtlichen Tiefendimensionen eines
Themas entwickeln. Lesen zu können ist nicht alles, aber ohne Lesefähigkeit ist alles nichts. Lesefähigkeit - Reading Literacy" - wird von Bildungsforschern als zentral wichtige Schlüsselqualifikation betrachtet. Sie besteht aus drei Teilfähigkeiten:
Informationen zu PISA finden Sie hier:
http://www.mpib-berlin.mpg.de/pisa/, Fazit: 3.3 Zusammenfassung Beim Surfen" kann man auch ertrinken". Davor müssen wir die Schüler bewahren, indem wir ihnen um im Bilde zu bleiben Rettungsringe (6) zur Verfügung stellen, sie aber vor allem das Schwimmen" lehren und ihnen darüber hinaus weitere Sportarten" nahebringen. Surfen als Suchtverhalten ist inzwischen so weit verbreitet, dass es nicht mehr als unerheblicher Einzelfall abgetan werden kann. Das belegt ein Bericht des "Tagesspiegels" (5. März 2002) über die Arbeit der Suchtklinik im Vivantes Humboldt-Klinikum (7). Die Herausforderung ist gegeben. Die Schule muss sich ihr stellen. Das Internet stellt eine große didaktische Chance dar. Sie kann dann am besten genutzt werden, wenn wir vor den Problemen, die aus dessen Eigenart folgen, nicht die Augen verschließen. Beispielhaft sind hier die Arbeiten von Barbara KOCHAN und Elke SCHRÖTER in der ComputerLernWerkstatt (CLW) an der TU Berlin (8). Hinzuweisen ist auch auf die Arbeit von Bernhard KOERBER an der FU Berlin (9). Eine anregende Zusammenschau herkömmlicher und moderner Aspekte der Medienkompetenz bietet folgende Arbeit:
Vorzüge, Problematik, Nachteile und insgesamt Ambivalenz der modernen Medien sowie deren Wirkung auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen werden zunehmend auch im allgemein-öffentlichen Raum erörtert. Eine instruktive und leicht zugängliche Übersicht findet sich in folgendem Bericht:
Einen umfassenden theoretischen Bezugsrahmen für die alltägliche Medienerziehung in pädagogischen Institutionen finden Sie in folgendem Titel. Im Mittelpunkt stehen Anliegen, Ziele und Aufgaben der Medienerziehung, Sozialisationsdefiziten vorzubeugen und/oder sie auszugleichen.
Weitere Literaturangaben finden Sie auf der vorigen Webseite. 3.4 Nachweise: [ Zurück zur Übersicht
] Ausgearbeitet
von: Dr. Manfred
Rosenbach - letzte Änderung am: 15.01.08 |