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»Kompetenzen«

Entwicklung nationaler Bildungsstandards

Übersicht
1.0 Bildungspolitischer Kontext
2.0 Nationale Bildungsstandards
      2.1 Aufgabe
      2.2 Gestaltung von Bildungsstandards
      2.3 Funktionen
      2.4 Merkmale
3.0 »Kompetenzen«
      3.1 Der Begriff »Kompetenz«
      3.2 Kompetenzmodelle
      3.3 Fachbezogenheit von Kompetenz
      3.4 »Wissen« und »Können«
4.0 Literaturgrundlage

1.0 Bildungspolitischer Kontext

Die Ergebnisse von TIMSS und PISA haben eine intensive Diskussion ausgelöst und weitreichende bildungspolitische Entscheidungen angebahnt.

So ist am 18. Februar 2003 auf einer Fachtagung, die das Deutsche Institut für Pädagogische Forschung (DIPF) gestaltete, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) angeregte Expertise »Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards« vorgestellt worden. Ihrem Beschluss vom Juni 2002 folgend, hat die Kultusministerkonferenz (KMK) am 16. Dezember 2004 eine Veröffentlichung vorgelegt, in der »Bildungsstandards der KMK« entwickelt und formuliert werden. Beide Publikationen haben einen bildungspolitischen Paradigmenwechsel eingeleitet.

Die Arbeitsergebnisse der KMK finden Sie auf der Webseite Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz – Erläuterungen zur Konzeption und Entwicklung“. Die zentralen Positionen der o.g. Expertise werden hier vorgestellt. In deren Zentrum stehen die »Kompetenzen«.

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2.0 Nationale Bildungsstandards

Die Expertise des BMBF fasst ihre Zielsetzung in den folgenden zentralen Punkten zusammen (KLIEME 2003, S. 9 f.).

2.1 Aufgabe

Nationale Bildungsstandards

  • formulieren verbindliche Anforderungen an das Lehren und Lernen in der Schule;

  • sie benennen präzise, verständlich und fokussiert die wesentlichen Ziele der pädagogischen Arbeit, ausgedrückt als erwünschte Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler .“

Somit konkretisieren sie den Bildungsauftrag, den allgemeinbildende Schulen zu erfüllen haben.

2.2 Gestaltung von Bildungsstandards

Bildungsstandards

  • greifen allgemeine Bildungsziele auf,

  • legen die Kompetenzen fest, die Kinder oder Jugendliche bis zu einer bestimmten Jahrgangsstufe mindestens erworben haben sollten.

Kompetenzen sowie deren Darstellung bilden den entscheidenden Kern des Konzepts. 
Kompetenzmodelle konkretisieren Inhalte und Stufen der allgemeinen Bildung.

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2.3 Funktionen

Bildungsstandards haben zwei Funktionen. Sie

  • bieten den Schulen Orientierung auf verbindliche Ziele;

  • machen es möglich, Lernergebnisse zu erfassen und zu bewerten.

2.4 Merkmale

Gute Bildungsstandards

  • beziehen sich auf einen bestimmten Lernbereich (Fach bzw. „Domäne“),

  • konzentrieren sich auf einen Kernbereich,

  • streben kumulatives, vernetztes Lernen an,

  • sind für alle verbindlich,

  • berücksichtigen unterschiedliche Lernentwicklungen,

  • sind klar, knapp und nachvollziehbar formuliert,

  • richten an Lernende und Lehrende anspruchvolle Anforderungen, lassen sich jedoch verwirklichen.

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3.0 »Kompetenzen«

3.1 Der Begriff »Kompetenz«

Franz E. WEINERT (2002, S. 27 f.) versteht Kompetenzen als

  • „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen,

  • sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen (d.h. willensmäßigen) und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“

Er unterscheidet als mögliche Erträge schulischen Unterrichts

  • fachliche Kompetenzen

  • fachübergreifende Kompetenzen (z.B. Problemlösen, Teamfähigkeit)

  • Handlungskompetenzen, 
    die neben kognitiven auch soziale, motivationale, volitionale und oft moralische Kompetenzen enthalten und es erlauben, erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen erfolgreich, aber auch verantwortlich zu nutzen.

Kompetenz ist danach eine Disposition, konkrete Anforderungssituationen zu bewältigen. Deren individuelle Ausprägung enthält nach WEINERT folgende Facetten:

  • Fähigkeit

  • Wissen

  • Verstehen

  • Können

  • Handeln

  • Erfahrung

  • Motivation

Die Expertise legt dieses Verständnis von Kompetenz ihrer Konzeption zugrunde (KLIEME 2003, S. 21 f., S. 72 ff.).

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3.2 Kompetenzmodelle

Mithin wirken in Kompetenz zahlreiche Komponenten zusammen. Bezogen auf Bildungsstandards dienen Kompetenzmodelle zwei Zwecken (KLIEME 2003, S. 74 f.).

  • Als Kompetenzmodell beschreiben das Gefüge von Anforderungen
    deren Erfüllung von Lernenden erwartet wird.

  • Als Stufenmodell liefern sie begründete Vorstellungen darüber, 
    o welche Abstufungen Kompetenz aufweisen kann und 
    o welche Niveaustufen sich beim einzelnen Lernenden feststellen lassen.

Von Kompetenz kann gesprochen werden, wenn Lernende

  • die ihnen gegebenen Fähigkeiten nutzen,

  • auf ihr Wissen zurückgreifen können oder sich Wissen zu verschaffen vermögen,

  • angemessene Handlungsentscheidungen treffen,

  • bei ihren Handlungen auf verfügbare Fertigkeiten zurückgreifen,

  • dabei bewußt und systematisch Erfahrungen sammeln,

  • durch die dabei gewonnenen Einsichten zu angemessenem Handeln bewogen werden.

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3.3 Fachbezogenheit von Kompetenz

Die Expertise betont ausdrücklich die Fachbezogenheit von Kompetenz (KLIEME 2003, S. 24, S. 75). Allgemeine „Schlüsselqualifikationen“ als eigenständige Zieldimensionen schulischer Bildung auszuweisen reicht – entgegen verbreiteter Auffassung – nicht aus. Vielmehr sind fachbezogenen Kompetenzen eine notwendige Grundlage für fächerübergreifende Kompetenzen.

Werden Kompetenzmodelle entwickelt, muss dabei der Theorie- und Erkenntnisstand der Fachdidaktiken als Grundlage dienen.

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3.4 »Wissen« und »Können«

Bildungsstandards nutzen Kompetenzmodelle, in denen »Wissen« und »Können« gleichzeitig eingesetzt werden, wenn Anforderungen bewältigt werden sollen. »Wissen« beschränkt sich in diesem Zusammenhang nicht auf Kenntnis isolierter, funktionsloser Fakten – oft als „träges“ Wissen bezeichnet.

Vielmehr ist ein allgemeinerer Wissensbegriff gemeint (KLIEME 2003, S. 78 f.). 

Zunächst wird explizites, verbalisierbares Wissen erworben, 
anschließend jedoch zunehmend 
in automatisch zugängliche Abläufe und Verknüpfungen überführt – „prozeduralisiert“.
 

In herkömmlichen Begriffen formuliert: 

Auf höheren Niveaustufen geht Wissen in Können über. 

Ferner bildet sich bei der Vernetzung von Wissenselementen ein Wissen über das eigene Wissen, seinen Aufbau und seine Anwendung heraus, das man als Meta-Wissen bezeichnen kann.

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4.0 Literaturgrundlage

  • Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz
    Erläuterungen zur Konzeption und Entwicklung
    http://www.kmk.org/schul/Bildungsstandards/Argumentationspapier308KMK.pdf

  • Eckhard KLIEME – u.a.
    Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards
    Eine Expertise
    Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)
    Frankfurt am Main 2003
    Herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

  • Franz E. WEINERT
    Vergleichende Leistungsmessung in Schulen –
    eine umstrittene Selbstverständlichkeit
    in:
    ders. (Hrsg.)
    Leistungsmessung in Schulen
    Weinheim 2001, S. 17 - 31

Um die einzelnen Bausteine zu entlasten, werden auch in diesem thematischen Bereich die Literaturnachweise in einem gesonderten Baustein „Literaturgrundlage" zusammengefasst.
Wenn Sie also weiterführende Titel suchen, klicken Sie bitte auf „Literaturgrundlage".


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -       letzte Änderung am: 15.01.08
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