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Beteiligung der Schüler
an der Planung des Unterrichts
Das Problemfeld
Menschen haben den Wunsch,
sich selbst als Urheber ihrer Handlungen zu erleben.
Diese Einsicht gilt gerade auch für eine Einrichtung,
deren Aufgabe und Struktur Menschen in beachtlichem Umfang mit Anforderungen konfrontiert,
die - modern gesprochen - als Fremdbestimmung erlebt werden können. Schon
Immanuel KANT hat die zentrale Paradoxie der Pädagogik
darin gesehen, daß Menschen durch Einwirkung von außen - er spricht
rundheraus von Zwang - zum Gebrauch der Freiheit befähigt werden sollen.
Einzelheiten dazu finden Sie auf der Webseite "Immanuel
KANT - Die pädagogische Theorie".
Also sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, die
Schüler den Unterricht auch als ihre Sache erleben zu lassen. Deswegen gebietet
§ 47 Abs. 1 Nr. 4 SchulG, sie
über Planung und Gestaltung des Unterrichts, ferner über
Unterrichtsinhalte, -ziele und -standards zu informieren.
Das dies in altersgemäßer Form geschehen muss, ist
selbstverständlich,
wenngleich eine schwierige pädagogische Aufgabe. Schüler alter Altersstufen wissen
es in der Regel zu würdigen, dass sie ernst genommen werden.
Wie lassen sich diese Einsichten und
Forderungen in sinnvolles Handeln umsetzen?
Empfehlungen
Peter GAUDE (1989) hat zu diesem Thema einige Empfehlungen
formuliert, die dazu anregen und ermutigen, die Schüler in Planung und Gestaltung des
Unterrichts einzubeziehen. Wir sollten insbesondere dazu bereit sein, Wünsche und
Erwartungen unserer Schüler wahrzunehmen.
- Legen Sie uns hier und da Ihre Überlegungen zur
Unterrichtsplanung offen und begründen Sie Ihre Überlegungen möglichst früh. Wir
möchten etwas davon wissen, warum wir dieses und jenes tun und lernen sollen.
- Fordern Sie uns öfters heraus, nach Varianten und
Alternativen bei methodischen Verfahren und Lösungswegen zu suchen. Manchmal haben wir
ganz gute Ideen und können sie nicht loswerden.
- Ermutigen Sie einzelne von uns oder Gruppen, sich an der
Planung von kleineren und umfangreicheren Lernschritten bzw. Lerneinheiten zu beteiligen.
Schülermitwirkung kann sich auch auf solche Probleme der inhaltlichen Lernplanung
erstrecken.
- Kündigen Sie uns rechtzeitig an, was in den nächsten
Wochen und Monaten gelernt und bearbeitet werden soll. Vielleicht können wir dann Ideen
und Material für den Unterricht sammeln.
- Stellen Sie die Aufgaben so, daß für uns noch Spielräume
für ein flexibles Handeln offengelassen sind. Es gibt oft verschiedene Möglichkeiten,
eine Sache zu behandeln.
- Unterstützen Sie, wo immer es geht - und es geht selbst bei
der Vorbereitung und beim Überstehen von Klassenarbeiten -, kooperatives Arbeiten der
Schüler untereinander. Wir wollen uns nicht nur als Konkurrenten im Kampf um Noten und
Punkte erfahren.
- Lassen Sie den Unterricht oder spezielle (positive und
negative) Unterrichtssituationen hier und da zum Thema unterrichtlicher Reflexion werden
(im Sinne von Mecker-Stunden). Wir möchten hier und da auch darüber sprechen, was uns so
viele Jahre die Zeit ausfüllt und manchmal bedrückt.
- Nehmen Sie uns nicht alle Verantwortung für das Gelingen
des Unterrichts ab. Wir gewöhnen uns sonst daran, Zuschauer und Konsumenten von
Unterricht zu sein.
Einige diesbezügliche Anfragen:
- Wenn Sie uns ein neues Thema nahebringen, wie formulieren
Sie es (formulieren Sie es für sich selbst, wie es im Lehrplan steht, oder formulieren
Sie es für uns)?
- Wie planen Sie unseren Einstieg in das Thema? So, daß wir
eigene Fragen an das Thema richten können? So, daß wir unser Vorwissen einbringen
können?
- Können wir uns bei der Formulierung der zu bearbeitenden
Leitfragen, bei der Schwerpunktfindung für die Bearbeitung beteiligen?
- Können wir Ideen für Vorgehensweisen und Arbeitsaufträge
beisteuern?
- Werden alle Möglichkeiten der Erschließung von
Informationsquellen, der Informationsbeschaffung durch uns selbst bedacht?
- Bekommen wir Gelegenheit, Lernergebnisse und offengebliebene
Fragen, Lernlücken selbst zu ermitteln bzw. zu identifizieren?"
Aus diesen Empfehlungen oder Wünschen an Sie als
Unterrichtenden, die Sie zu berücksichtigen versuchen sollten, ergeben sich
auch Hinweise für Beobachtungsmöglichkeiten, ja sogar für konkrete
Beobachtungskategorien.
Literaturnachweis:
- Peter GAUDE
Beobachten, Beurteilen und Beraten von Schülern
Schulpsychologische Hilfen für Lehrer
Frankfurt am Main 1989, S. 61
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Ausgearbeitet
von: Dr. Manfred
Rosenbach - letzte Änderung am: 15.01.08
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