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Sieben Schritte der Planung von Unterricht

Die "Sieben Schritte" im Überblick

1.0 Allgemeine Zielorientierung
2.0 Fakten und Einfälle
3.0 Die Voraussetzungen des Unterrichts
4.0 Auswertung der Voraussetzungsanalyse
5.0 Die didaktischen Entscheidungen
      5.1 Vorbemerkung
      5.2 Entscheidungen zur Zielsetzung
      5.3 Entscheidungen zur Durchführung
6.0 Verlaufs- und Zeitplan
7.0 Auswertung

Hinweis - Diese Webseite ist recht lang. Vielleicht sollten Sie sie bei Interesse gleich ausdrucken.

„Gebrauchsanweisung"

Die nachstehenden Ausführungen sollen Ihnen behilflich sein, sich in die Details der Planung von Unterricht einzuarbeiten. Sie erheben nicht den Anspruch auf systematische Vollständigkeit, sondern haben sich aus den Handlungsnotwendigkeiten und Informationswünschen Ihrer Kollegen ergeben.
     Obwohl alle Planungsschritte dialektisch miteinander verknüpft und im Bewusstsein des Planenden oft gleichzeitig präsent sind, gibt es eine sachlogisch plausible Abfolge der Planungsüberlegungen und -entscheidungen; sie wird hier entfaltet.

Das Ergebnis Ihrer Planung ist ein Handlungskonzept.
Es gewährleistet Ihnen während des Unterrichts Sicherheit und Überblick
Missverstehen Sie es nicht als Erfüllungsnorm.

Die Hinweise lassen sich auf unterschiedliche Planungssituationen anwenden; dazu können im einzelnen leichte Abwandlungen nötig werden. Die Planung einer Einzelstunde und die einer Unterrichtsreihe orientieren sich im Wesentlichen an den gleichen Grundsätzen.
     Wollen oder sollen Sie Ihre Planung darstellen, z.B. wenn ein Ausbilder Ihren Unterricht besucht, so orientieren Sie sich bitte für den Aufbau Ihres Entwurfes an der Webseite 'Die Anleitungen zum Entwurf einer Unterrichtsstunde .Weitere Informationen zu dieser Thematik finden Sie in der Themengruppe  "Stundenentwürfe"

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Sieben Schritte der Planung von Unterricht

1.0 Allgemeine Zielorientierung

Formulieren Sie in vorläufiger Form die allgemeine Zielorientierung der Unterrichtsstunde bzw. der Unterrichtsreihe. Bedenken Sie dabei, dass im Unterrichtsziel zwei Aspekte aufeinander bezogen sind: ein Inhalt und dessen lernende Bewältigung durch die Schüler.

2.0 Fakten und Einfälle

Vergewissern Sie sich der entsprechenden fachlichen Sachverhalte und sammeln Sie - zunächst ohne einer bestimmten Systematik zu folgen - erste Einfälle zur Zielsetzung des Unterrichts und zu deren Verwirklichung.

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3.0 Die Voraussetzungen des Unterrichts

Wenn Sie eine Lerngruppe neu übernommen haben -
können Sie alle Schüler mit Namen ansprechen? Wenn nicht, lassen Sie sich keine Mühe zu groß sein, die Namen bald zu lernen. Machen Sie, wenn möglich, Fotos; Schüler der Mittelstufe gehen in der Regel gern auf einen derartigen Vorschlag ein.

Prüfen Sie die Lernvoraussetzungen der Schüler.
Im Wesentlichen kommen die folgenden Faktoren in Betracht; die Aufstellung hat den Charakter einer Checkliste, also wird nicht auf jede Frage eine Antwort möglich oder notwendig sein.

Zu prüfen sind

  • organisatorische Umstände: Raumgröße und -format, Mobiliar (Aufstellung, fest oder beweglich?), Beleuchtung, Verdunklung, Art und Format der Wandtafel, Aufstellung für Tageslichtprojektor, Projektionsfläche u.a.m.

  • Ziele und Ergebnisse des voraufgegangenen Unterrichts;

  • Wissen, Können und Fertigkeiten der Schüler (am Beispiel des Fremdsprachenunterrichts der Mittelstufe: welche Vokabeln müssten den Schülern bekannt sein?);

  • im Unterricht eingeführte Arbeitsmittel, insbesondere Lehrbücher und deren Konzeption;

  • psychologisch und soziologisch bedeutsame Sachverhalte in der Lerngruppe und bei einzelnen Schülern, insbesondere also
    o Bedürfnisse und Interessen, Vorlieben und Abneigungen,
    o Lernfähigkeit und Lernstil, Verhaltens- und Verkehrsformen u. Ä
    ..;

  • erzieherische Haltung der Eltern gegenüber den Kindern, Auffassungen der Eltern von den Aufgaben der Schule, bestimmende Elemente der häuslichen und familiären Verhältnisse - so weit Informationen zu ermitteln sind;

  • individuelle und/oder durch Ausbildung bedingte Voraussetzungen des Unterrichtenden, insbesondere also
    o Kenntnisse und Fähigkeiten, Interessen und Schwerpunkte,
    o Vorlieben und Schwächen.

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4.0 Auswertung der Voraussetzungsanalyse

Konzentrieren Sie sich auf die Sachverhalte, deren Berücksichtigung für Ihre Unterrichtsplanung bedeutsam ist; in einem Stundenentwurf sollten Sie nur diese darstellen und erörtern. Sie gewinnen zwar keine Handlungsanweisung, die sich unmittelbar anwenden ließe, doch werden Sie wahrnehmungsfähig für Probleme und deren Hintergrund. So gewinnen Sie Reaktionsfähigkeit für didaktische und pädagogische Entscheidungen.

Bestimmen Sie nunmehr den sich für Sie ergebenden Entscheidungsrahmen. Formulieren Sie die zu vermutende Interessenlage und die zu erwartenden Lernmöglichkeiten der Schüler.

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5.0 Die didaktischen Entscheidungen

5.1 Vorbemerkung

Inhalte, Ziele, Verfahren und Medien sind nicht durch eine lineare Hierarchie, sondern durch eine dialektische Wechselbeziehung miteinander verknüpft. Mithin stehen z. B. die Ziele einer Stunde nicht für sich, sondern unterliegen durchaus Rückwirkungen, die von den drei anderen Entscheidungsfeldern ausgehen.

  • Bei der Planung von Unterricht haben die Zielfragen Vorrang, denn Entscheidungen über Inhalte und Methoden dienen der Verwirklichung von Unterrichtszielen.
  • Bei der Durchführung von Unterricht wird die Methode zum organisierenden Prinzip, weil sie die Erreichung der Ziele sichert.

Weil dieser fünfte "Schritt" sehr groß ist, wird er in zwei Teilschritte untergliedert; diese Teilschritte werden gleichsam unter die Lupe gelegt.

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5.2 Entscheidungen zur Zielsetzung

Prüfen Sie nunmehr die allgemeine Zielorientierung der Unterrichtsstunde bzw. -reihe und werden Sie sich über folgende Fragen schlüssig:

  • Wollen Sie einen Stoff/Inhalt behandeln?
  • Wollen Sie den Schülern eine körperliche, manuelle oder geistige Fähigkeit bzw. Arbeitstechnik vermitteln?
  • Wollen Sie mit den Schülern ein bestimmtes Medium (Film, Theateraufführung, Zeitungsbericht, Zeitschriftenaufsatz, Buch, Erzählung, Gedicht, Bild u.v.a.m.) behandeln?
  • Wollen Sie ein erzieherisches Ziel, z. B. ein soziales oder ethisches Lernziel, verwirklichen?

Je nach Ausgangslage ergeben sich unterschiedliche Planungsschwerpunkte und -situationen.

Die folgenden Ausführungen gelten für den häufigsten Planungsfall:

  • Vorgegeben ist ein Stoff bzw. Inhalt.
  • Bei anderen Ausgangslagen wandeln Sie die Anleitung jeweils sinngemäß ab.

Vergewissern Sie sich durch Sachanalyse der fachwissenschaftlichen Voraussetzungen des Unterrichtsgegenstandes, vor allem seiner Struktur. Prüfen Sie sodann, welche Elemente des Unterrichtsgegenstandes jedenfalls in den Wissens- bzw. Könnensstand der Schüler eingehen sollten.

Prüfen Sie durch didaktische Analyse die Gründe, aus denen die Behandlung des Unterrichtsgegenstandes für die Schüler subjektiv und/oder objektiv wichtig oder sinnvoll sein kann. Suchen Sie Möglichkeiten, den Schülern den Unterrichtsgegenstand als sinnhaltig zu erschließen.

Begrenzen Sie nunmehr den Stoff auf einen Umfang, der quantitativ und/oder qualitativ zu leisten ist; d. h. reduzieren Sie ihn unter didaktischen Gesichtspunkten.

Formulieren Sie das konkrete Ziel der Unterrichtsstunde bzw. -reihe, und zwar als Zielrahmen (Hauptziel der Stunde, Stundenziel), sowie als Teilziele. Diese Zielsetzungen sollten möglichst präzise und eindeutig ein Handeln oder Verhalten der Schüler, in jedem Falle jedoch eine von Ihnen angestrebte geistig-seelische Disposition zu einem Verhalten oder Handeln beschreiben.

Suchen Sie, sofern der Unterrichtsgegenstand nicht unmittelbar dargeboten werden kann, einen geeigneten Repräsentanten des UG, mit dessen Hilfe Sie die Schüler veranlassen können, sich mit ihm lernend auseinanderzusetzen. Wählen Sie ggf. unter mehreren Möglichkeiten die für die jeweilige Lerngruppe geeignetste aus.

Werden Sie sich über den didaktischen Schwerpunkt schlüssig,, der dem Stundenziel und seinen Teilzielen entspricht, z. B.

  • Anbahnung eines Lernprozesses,
  • Bearbeitung einer Problemstellung,
  • Sicherung eines Lernerfolges,
  • Anwendung eines Lernergebnisses.

Versuchen in jedem Fall, eine Eröffnung der Stunde vorzusehen, die das Interesse der Schüler weckt und/oder zentriert.

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5.3 Entscheidungen zur Durchführung

Nachdem Sie die zielbezogenen Entscheidungen getroffen haben, sind auf dieser Grundlage die Entscheidungen zu treffen, die der Verwirklichung der Ziele dienen.

  • Entwickeln Sie

o Lernaktivitäten der Schüler sowie deren von Ihnen erwartete Ergebnisse,
o Ihre Lehreraktivitäten (Denkanstöße, Fragestellungen, Arbeitsaufträge), mit denen Sie den Arbeitsprozess lenken wollen. Achten Sie darauf, dass die Schüler möglichst viel Gelegenheit zu selbständiger Arbeit erhalten.

  • Gliedern Sie den Unterricht in deutlich zu unterscheidende Abschnitte (Phasen).

  • Planen Sie die soziale Organisation (Gruppierungs-/Sozialformen) des Unterrichts und ordnen Sie sie den Phasen zu.

  • Sehen Sie vor, die Unterrichtsergebnisse zu sichern, z. B. durch Tafelanschrieb. Überlegen Sie sich ferner Möglichkeiten, sich des Lernerfolges der Schüler zu vergewissern.

  • Planen Sie eine sinnvolle Hausaufgabe und sehen Sie einen Zeitpunkt vor, an dem Sie sie klar, eindeutig und verständlich darbieten.

Wenn Sie die vorgeschlagenen Planungsentscheidungen getroffen haben, sollten Sie sie gleichsam "gegen den Strich gebürstet" betrachten und mögliche Schwierigkeiten gedanklich vorwegnehmen, die während des Unterrichts auftreten könnten. Stellen Sie sich auf die Notwendigkeit ein, Ihre Planung situationsgerecht zu ändern.

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6.0 Verlaufs- und Zeitplan

Wenn Sie über die Ziele und deren Verwirklichung entschieden haben, kommt es darauf an, aus diesen Elementen eine Stundenstruktur zu entwickeln. Entwerfen Sie eine Übersicht des von Ihnen vorgesehenen Unterrichtsverlaufes. Versuchen Sie dabei den Zeitbedarf abzuschätzen und bedenken Sie dabei:

  • Organisatorische und technische Maßnahmen kosten mehr Zeit, als man vermutet;
  • in Phasen selbständiger Arbeit brauchen Schüler mehr Zeit, als man im Allgemeinen denkt;
  • gerade jüngere Schüler (vor allem in der 7. Klasse) können noch nicht so flott lesen und/oder schreiben, wie man voraussetzen möchte.

Entwerfen Sie für sich selbst als "roten Faden" eine Skizze, die die wesentlichsten Stichworte enthält. Zentrale Impulse sollten Sie sich wörtlich aufschreiben - nur der erfahrene Routinier kann auch aus dem Stegreif optimal formulieren.

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7.0 Auswertung

Wenn Sie den Unterricht gehalten haben, sollten Sie sich einige Fragen stellen und die Antworten, die Sie erhalten, bei Ihrer weiteren Planung berücksichtigen.

  • Sind die Unterrichtsziele erreicht worden?
  • Wenn nicht alle Ziele erreicht wurden - welche Gründe sind zu erkennen?
  • Stimmen Verlauf und Planung im Wesentlichen überein?
  • Wenn nicht - lagen Planungsfehler vor, die revidiert werden mussten?
    Oder musste eine nicht erwartete didaktische Chance genutzt werden?
    Oder war die Abweichung von der Planung nicht erforderlich?
  • Welche Entscheidungen haben sich bewährt, welche nicht?

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -       letzte Änderung am: 15.01.08
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