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Schwerpunkte
für die Auswertung von Unterricht
Übersicht
1.0 Zielsetzung
2.0 Allgemeine Empfehlungen
3.0 Sechs mögliche Schwerpunkte der Auswertung
3.1 Die zentrale Ursache des
Gelingens oder Misslingens
3.2 Lenkung
3.3 Lernprozess
3.4 Effizienz
3.5 Qualifikationsgewinn
3.6 Analyse der Qualitätskontrolle
des Lernens
1.0 Zielsetzung
Für das Verständnis von Unterricht
ist es wichtig, die Fülle und Differenziertheit der im Unterricht auftretenden Phänomene
zu kennen und benennen zu können. Ein dafür geeignete vollständige Aufstellung von
Kategorien finden Sie auf der Webseite Systematische
Kategorien für die Auswertung von Unterricht".
Für die Auswertung einer Einzelstunde in der
Ausbildungspraxis ist ein System dieses Umfanges unbrauchbar. Deshalb finden Sie in dieser
Themengruppe der Bausteine" mehrere Vorschläge für die Auswertung einer
Stunde. Die dort vorgestellten Begriffssysteme sind jedoch so angelegt, dass sie für jede
Unterrichtsstunde verwendet werden können. In der Praxis des Ausbildungsunterrichts
treten jedoch immer wieder Situationen auf, in denen allgemeine Auswertungskategorien für
die - durch Person und/oder Lerngruppe gegebene - individuelle Situation nicht ausreichen.
Deshalb werden hier sechs
Varianten vorgestellt, die sich dazu eignen, Unterricht unter dem Blickwinkel
eines bestimmten Schwerpunktes auszuwerten. Sie sollen Ihnen Möglichkeiten aufzeigen,
ein zu Ihnen, zu Ihrer Lerngruppe und zur Unterrichtssituation passendes
Auswertungskonzept zu entwickeln. Der Leiter des 1. Schulpraktischen Seminars
Charlottenburg (S), Herr OStD Bernd KNITTEL, hat dieses Konzept entwickelt und
seine Aufnahme in die Bausteine" gestattet.
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2.0 Allgemeine
Empfehlungen
Unterricht auszuwerten heißt nicht, ihn
nachzuerzählen oder einzelne Situationen additiv zu beschreiben. Vielmehr geht es darum,
aufgrund systematischer Beobachtung differenziert wertende Einschätzungen des - eigenen
oder fremden - Unterrichts zu gewinnen und daraus begründete Rückschlüsse zu ziehen.
Sie sollten für Ihre Auswertung
- vorab eine Gliederung entwerfen und am
Beginn darstellen,
- Beobachtungskriterien deutlich werden
lassen,
- Belege für ihre Beobachtung angeben,
- zentrale Wertungen und Konsequenzen
formulieren.
Allgemeine mögliche Gegenstände
für Ihre selbstständige Beobachtung können sein:
- Lernprozessfortsetzung und Lernprodukt
- Beteiligung, Aktivität der Lernenden,
einzelne Lernergebnisse
- Reaktion der Lernenden auf
Fehlerkorrekturen
- Gesprächsführung
- Impulse und Antworten
- Sozialformen, z.B. Gruppenarbeit
- Sozialverhalten
- Verhalten von Mädchen und Jungen
- Körpersprache
- Schreibprozesse der Lernenden
Mögliche Methoden können dabei
sein:
- Gedächtnisprotokolle
- Tonband- oder Videoaufzeichnungen
- Strichlisten für diverse
Beobachtungsraster
- Einsammeln der Hefte
- Fotografien
- Zusammenarbeit mit Kollegen-/innen
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3.0 Sechs mögliche Schwerpunkte
der Auswertung
3.1
Die zentrale Ursache des Gelingens oder Misslingens
Formulieren Sie ggf. zuerst einen
Spontaneindruck und erörtern Sie danach folgende Gesichtspunkte:
In Planung und Vorbereitung
- festgelegtes Thema
bedeutsam
- Basalinformation bzw. Sachstrukturdarstellung
mängelfrei klar,
kategoriale Orientierung deutlich
- Unterrichtsintentionen, Thema
situationsadäquat, lerngruppengerecht
Vernetzung gelungen
- Erwartungshorizont klar,
sachgerecht, passend
zum sachstrukturellen Entwicklungsstand der Lernenden
- Tätigkeitsantizipation
genau, schlüssig
- Feststellungen zur Anfangslage sind
relevant,
genau und vollständig eingeschätzt/erhoben
- Unterrichtsprozessplanung
folgerichtig, funktional
- angemessen reduzierter Schwerpunkt
führt zu transparenter Hauptlernaktion
(mit Hinweis auf Lerntheorie)
In Anregung, Führung und
Unterstützung
- Impulse zieltreu,
folgerichtig, verständlich, ökonomisch, variabel, Gestik wirksam
- Operationsobjekte
zieldienlich, niveaugerecht
- Sozialform zweckmäßig
- Tätigkeiten niveau- und
zielgerecht, motivierend , ausgewogen, belastend
- Verweildauer angemessen,
- Formulierungshilfen
treffend, bedarfsdeckend
- Lernhilfen wirksam,
Fehler als Hinweis zum Lernstand genutzt,
sensibel für gebotene Intervention und Zurückhaltung
- Planungs-, Methodenkompetenz der
Lernenden gefördert
- Lern-, Lehrerfolg hoch
- Fixierung sorgfältig,
nachbereitungsdienlich
- Hausaufgaben sinnvoll,
verständlich, bewältigbar
- Selbstständigkeit,
Verantwortungsbewusstsein und Mündigkeit
(§ 47 SchulG beachtet?)
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3.2
Lenkung
Bei der Planung des Unterrichts müssen
drei Kategorien bedacht werden:
- Strukturierung:
Der Unterrichtsgegenstand muss didaktisch aufbereitet werden.
- Thematisierung
Die Zielsetzung des Unterrichts muss explizit formuliert werden.
- Passung
Zugangs- und Arbeitsweisen müssen entwickelt werden, die sich für die Schüler der
jeweiligen Lerngruppe eignen.
Die drei Kategorien sind dann auch
Bezugspunkt der folgenden Leitfragen, die für Auswertung vorgeschlagen werden. Für jede
Leitfrage sind Stichworte aufgeführt, die als Checkliste fungieren.
Gegenstände möglicher Fragen:
Zum Beispiel
Lerninhalte
Lernmöglichkeiten (Ziele)
Methoden
Lernvoraussetzungen
Operationsobjekte
Zum Beispiel
human, demokratisch, effektiv
Lernvoraussetzungen
Lerninhalte
Lernmöglichkeiten (Ziele)
Methoden
Operationsobjekte
Qualität der Planung, des Lernprozesses, des Ergebnisses
Unvermutetes
Vorschläge der Lernenden
Zum Beispiel
Qualität der Planung, des Prozesses
Unvermutetes
Vorschläge der Lernenden
Lernvoraussetzungen
Lerninhalte
Lernmöglichkeiten (Ziele)
Methoden
Operationsobjekte
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3.3
Lernprozess
- Die Planung dokumentierte
situationsadäquate Entscheidungen.
- Erwartungen, Tätigkeitsantizipationen,
Prozessplanung
und
- Schwerpunktsetzung waren
folgerichtig, funktional und prägnant begründet.
- Anregung, Führung und
Unterstützung der Lerngruppe waren zieltreu,
optimierte Lernmöglichkeiten waren niveaugerecht, wirksam.
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3.4
Effizienz
Der Lehrer/ die Lehrerin hat/ist:
- den Lernmöglichkeiten (Unterricht)
realisiert
- eine angemessene Unterrichtskonzeption
verfolgt
- die Rahmenbedingungen berücksichtigt bzw.
verändert
- die Lerninhalte sachlich richtig und
differenziert dargestellt
- auf Verständlichkeit geachtet
- auch anspruchsvolle
Lernmöglichkeiten/ziele im Lernprozess angestrebt/erreicht
- überzeugende Produkte erarbeiten lassen
- den Prozess strukturiert
- erforderliche Vorkenntnisse aktualisiert
- Lernanreize geschaffen
- die Lernenden aktiviert
- den Prozess anschaulich gestaltet
- den Einsatz der Operationsobjekte
optimiert
- den Prozess flüssig gestaltet
- Ergebniskontrollen vorgenommen
- Anregungen der Lernenden aufgegriffen
- ist von der Vorbereitung sinnvoll
abgewichen
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3.5
Qualifikationsgewinn
Vergleich der Ausgangslage mit der
Anfangslage
Diese Variante greift die Webseite EDQUARK" auf. Parallel dazu wird die
von Herrn KNITTEL im Rahmen seiner Vorschläge bearbeitete Fassung vorgestellt.
E |
Ergänzungen
zur Anfangslage jedes Lernenden und des Lehrers |
D |
Diagnose
der Ausgangslage der Gruppe oder einzelner, ausgewählter Lernender
Indizien:
Beiträge, Fragen, Verhalten, Vollzugsbeobachtungen, Auswertungen, Produkte, Fixierungen
In welchem Grade sind die Feststellungen zuverlässig? |
Q |
Qualifikationsgewinn
der Lernenden
Was hat jeder Lernende an Kenntnissen, an Einsichten, an Orientierungs-, Entscheidungs-,
Handlungskompetenz gewonnen/gewinnen können? |
U |
Unterrichtsfortsetzung
o Wie sieht mein Nachsorgeprogramm für die Lerngruppe aus?
o Welche individuellen Hilfen, Korrekturen oder Ergänzungen für einzelne Lernende
sind notwendig?
o Was ist zum Abbau von festgestellten Altlasten zu tun?
o Wie wird der Unterricht fortgesetzt? Nur Umrissplanung. |
A |
Analyse
von Schaltstellen sowie Aktionen und Interaktion der Lernenden
- unter Betonung der
Lernerperspektive:
o Welche Auswirkungen hatten Initiationen, Operationsobjekte, Informationen,
Aktionen S-S, L-S?
o Waren (meine) Eingriffe minimal, überwältigend, schlüssig,
prägnant, vorstellungsreich, emanzipatorisch, autonomieförderlich,
stimulierend, erlebnishaltig?
o Sind die Lern- und Arbeitsergebnisse extern und/oder intern verfügbar?
- unter Betonung der
Lehrerperspektive:
initialkritisch:
o Wie stellte sich mir die Situation dar?
o Welche Intentionen hatte ich? o
o Welche Alternativen lagen bereit?
o Welche Handlungsmöglichkeiten verwarf ich (mit Begründung)?
- finalkritisch:
o Was war adäquat inadäquat,
o kompatibel inkompatibel,
o funktional dysfunktional?
- unter Betonung des
Lernarrangements:
o Waren Operationsobjekte, Aktionsformen, Sozialformen geeignet?
o Ist die Fixierung gelungen?
o Wurde Transparenz geschaffen?
|
R |
Zusammenfassende
Reflexion des Unterrichts der Stunde und der Sequenzstruktur des
Unterrichts
o Sind Umstellungen zweckmäßig?
o Ist ein Bausteinaustausch erforderlich?
o Sind didaktische Komplettierungen notwendig?
o Gewinn und Verlust für Lernende und Lehrer explizit ausweisen. |
K |
Ggfs.
Konsequenzen
für Lehrer-Verhaltens-Modifikation
Wie waren
o Sprache,
o Aussprache, o Lautstärke,
o Intonation,
o Phonetik,
o Mimik,
o Gestik,
o Tonus,
o Bewegung,
o Individualdistanz? |
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3.6 Analyse
der Qualitätskontrolle des Lernens
Vorzüge
- Eine Lernumgebung, die die Lernenden zu
qualitativ inhaltlich/ fachlich hochwertiger Arbeit ermutigte, wurde geschaffen.
Lob zur Motivation wurde in normalem Maße ausgesprochen.
Die Lernenden arbeiteten gut und engagiert, ohne weitergehende Aufsicht/Kontrolle.
- Der geplante Rahmen für das Lernen
beinhaltete Möglichkeiten für die Lernenden, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu
übernehmen und sich aktiv daran zu beteiligen.
- Die Lernenden wurden häufig zum
eigenständigen Denken, zur Reflexion ihrer Ideen, zu Fragen und Erfahrungen aufgefordert.
- Die Lernenden arbeiteten in verschiedenen
Gruppen, deren Größe und Zusammensetzung variierten.
Schwächen überwiegen die
Stärken
- Die Lernenden bearbeiteten gewissenhaft
die Fragen und Problemstellungen des/r Lehrer/in, der Arbeit fehlte es jedoch an
Enthusiasmus.
Sie hatten wenige Möglichkeiten, Eigeninitiative zu entwickeln.
Es wurden einige Schritte zur Bestärkung zu guter Arbeit und erhöhter Motivation
unternommen, aber sie wurden nicht beibehalten.
- Die Lernenden hatten wenige
Möglichkeiten, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen und aktiv zu werden.
In Abwesenheit einer Aufsicht arbeiteten sie nicht gut.
Sie taten, was der Lehrer von ihnen verlangte, waren aber in vielen Fällen passive
Zuhörer oder Zuschauer oder suchten sich Aufgaben aus, die wenig Nachdenken erforderten.
- Den Lernenden mangelte es an
Möglichkeiten zur Zusammenarbeit oder es gab wenig Gelegenheit zur Abwechslung
hinsichtlich der Gruppenzusammensetzung oder der Gruppengröße.
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Nach einem Konzept von OStD Bernd
Knittel ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 15.01.08
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