Andere Sicht auf
Didaktik - Übersicht 1.0 Vorbemerkung Nicht nur in der Wissenschaftstheorie,
sondern auch in den Naturwissenschaften sind Einsichten gewonnen worden, die dazu anregen,
wenn nicht gar zwingen, Aufgaben und Probleme von Erziehung und Unterricht anders als
herkömmlich zu betrachten. 2.0 Teleonomie versus Teleologie Alfred K. TREML hat kürzlich (2002, S. 652 ff. ) wieder zu Bewusstsein gebracht, dass es zwei grundlegend unterschiedliche Weisen des Weltverständnisses gibt -
Beide Welterklärungsmuster haben ihre Wurzeln im philosophischen Denken der Antike. Die beiden Begriffe enthalten das griechische Wort »telos«, »das Ende« »das Ziel«, »der Zweck«. 2.1 Teleologisches Denken In dieser Sichtweise verlaufen
Entwicklungen auf ein Ziel hin. Die Ordnung der Welt wird durch ihre
Zielorientierung erklärt. Die Wirklichkeit ist zweckmäßig geordnet, weil sie teleologisch,
auf ein Ziel hin, verfasst ist. Die absichtliche Zwecksetzung bestimmt das Geschehen. 2.2 Teleonomes Denken Der Begriff »Teleonomie« geht,
wie Ernst MAYR berichtet (1988, S. 70) auf C. S. PITTENDRIGH,
1958, zurück und wird von Jacques MONOD (1976, S. 17, 21) zentral
verwendet. Er bezeichnet folgende Sichtweise: Vorgefundene bzw. zufällig entstandene
Gegenstände oder Vorgänge erweisen sich als "zweckmäßig", weil sie sich für
eine bestimmte Funktion eignen. Solch ein Gegenstand oder Vorgang verdankt also seine
Zielgerichtetheit dem Wirken eines Programms (TREML
a.a.O., S. 656, MAYR 1988, S. 61). In dieser Sicht also folgt Entwicklung
aus einer Zweckmäßigkeit, die durch Funktionen bestimmt wird (vgl. auch Bernhard
KYTZLER, 2001, Nr. 5708). 2.3 Dominanz des teleologischen Denkens und deren Überwindung ARISTOTELES hat mit seinem teleologischen Denksystem die europäische Geistesgeschichte geprägt. Offenbar entspricht sie dem menschlichen Bedürfnis nach Sinn (vgl. Nicolai HARTMANN, 1966, S. 2 ff., S.7 f.,). Rupert RIEDL (1981, S. 148, vgl. S. 158 ff.) zählt die Sinn-Hypothese und ihre Konsequenzen zu den ältesten Regungen der menschlichen Seele. Insbesondere die Pädagogik ist durch teleologisches Denken bestimmt und kann geradezu als "eines seiner letzten Bollwerke" (TREML a.a.O., S. 663) gelten. Erziehung wird von ihren Intentionen her definiert, funktionale Erziehung jedoch wird skeptisch gesehen. Teleonomes Denken tritt
in der europäischen Geistesgeschichte erst im 19. Jahrhundert auf. Charles DARWIN
hat es mit seinem epochalen Buch "Der Ursprung der Arten" 1859 zur
Geltung gebracht. Wenn Sie zu diesen Überlegungen Vertiefungen suchen, können Sie sie bei Robert SPAEMANN (2005, S. 249 - 258) finden. 2.4 Konsequenzen für die Pädagogik Erziehung will Ziele und Absichten erreichen - das kann geradezu als ihr Wesensmerkmal gelten. Deshalb muss die hier dargestellte Sichtweise zu einem Verständnis von Pädagogik führen, das sich von den herkömmlichen Auffassungen fundamental unterscheidet und förmlich als provozierend, ja verstörend empfunden werden kann. TREML beschreibt sie wie folgt (a.a.O., S. 659): Nicht die Zwecke
der Erzieher entscheiden über die Erziehung, 3.0 Konzepte für andere Sichtweisen Vor dem dargestellten Hintergrund sind drei Ansätze vorzustellen, die eine neue Sicht auf Unterricht und Erziehung nahelegen.
Die meisten wissenschaftlichen
Disziplinen untersuchen Gegenstände und Objekte, allgemein gesprochen, »Dinge« (SCHEUNPFLUG
2000,S. 17). Verhältnisse, Relationen, Funktionen und Entwicklungen. Sie unterscheiden sich durch den Gegenstand, den sie beschreiben:
Der Konstruktivismus untersucht die
Frage, auf welche Weise sich der Mensch "ein Bild von der Wirklichkeit macht".
Die Antwort darauf ist von erheblicher Bedeutung für das Verständnis von Lernen und
darauf fußender didaktischer Konzepte. 4.0 Literaturnachweis Hier werden nur die Titel aufgeführt,
auf die sich dieser Text bezieht.
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Übersicht ] Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 23.03.23 |