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Grundakte und Verlaufsformen
des Unterrichts

1.0 Gliederung des Unterrichts - der didaktische Kern

Sichtet man die Literatur zur Gliederung des Unterrichts und wertet dabei  die jeweiligen Ansätze verallgemeinernd aus, so ergibt sich folgende Feststellung:

Jeder schulische Unterricht kann auf didaktische Grundakte zurückgeführt werden,
die sich voneinander unterscheiden und zugleich als allgemeingültig bezeichnet werden können.

Auf der Grundlage zahlreicher Klassifizierungs- und Beschreibungssysteme (vgl. Alfred VOGEL 1973, S. 11) lassen sich drei Grundakte von Unterricht darstellen.

2.0 Die drei Grundakte

  • Erschließung des Neuen

Der Lernende erschließt sich einen Gegenstand;
     der Lehrende ist ihm dabei behilflich.

  • Erarbeitung und Besinnung

Der Lernende kann Aufgaben lösen;
     der Lehrende schafft Lösungssituationen.

  • Bewältigung

Der Lernende verfügt über Wissen und Können;
     der Lehrende organisiert Prozesse
     des Übens, Einordnens, Anwendens, Übertragens,
     die dem Lernenden sicheres Wissen und Können vermitteln.

3.0 Die Grundakte im Rahmen der Einzelstunde

Die hier dargestellten Grundakte lassen ich auch in der einzelnen Stunde beobachten, sie dürfen jedoch keinesfalls als ein in jeder Stunde gültiges Schema (miss-)verstanden werden.

Für ihre Ausprägung und vor allem ihre Ausgestaltung kommt es entscheidend darauf an,
welche Funktion eine Einzelstunde im Rahmen der Stundensequenz hat.

4.0 Stundentypen

Im Rahmen einer Stundensequenz lassen sich folgende Stundentypen unterscheiden:

  • Einführungsstunde
  • Fortsetzungsstunde mit den denkbaren Schwerpunkten

o Wiederholen,
o Üben,
o Festigen,
o Anwenden,
o Auswerten,
o Übertragen.

  • Abschlussstunde

Die Stellung einer Stunde innerhalb der Stundensequenz hat Folgen für ihren didaktischen Schwerpunkt und ihre Gliederung. 

5.0 Verlaufsformen

Für die Gliederung von Unterrichtsstunden kommt es außerdem auf die didaktische Aufgabe an, die jeweils gelöst werden soll. So unterscheidet Klaus PRANGE (1986, S. 184) drei Grundkonzeptionen von Unterrichtsstunden.

  • Das Lektionsmodell
    Unterricht als Vermittlung von Sachwissen
  • Das pragmatische Modell
    Unterricht als Vermittlung von Techniken der Problembewältigung
  • Das Erlebnismodell
    Unterricht als Vermittlung des Umganges mit Gefühlen.

Jedes dieser Modelle ist in vier Stufen gegliedert:

  • Ausgangsstufe
  • Erweiterungsstufe
  • Ergebnisstufe
  • Anschlussstufe

In den Stufen sind spezifische Verlaufselemente zu unterscheiden. Diese Elemente haben Bausteincharakter. Mithin sind also in der Unterrichtspraxis auch Mischformen möglich.

Lektionsmodell
Ausgangsstufe

Behandlung der Hausaufgabe

Klärung des Vorwissens

Zielangabe

Erweiterungsstufe Lehrervortrag Textarbeit Demonstration
Lehrgespräch
Ergebnisstufe Ergebnissicherung
Anschlussstufe Übungsaufgaben

 

Pragmatisches Modell

Ausgangsstufe Wiederholungsübung Demonstration
Problemstellung
Erweiterungsstufe Leitfrage Arbeitsauftrag Zielplanung
  freie Äußerungen Gruppenarbeit
Arbeitsgespräch
Ergebnisstufe Lösungssammlung und -prüfung
Anschlussstufe Ergänzungs- und Erschließungsaufgaben
 

Erlebnismodell

Ausgangstufe Thematisierung als
Einstimmung Provokation
Erweiterungsstufe Ankündigung Aufgabenwahl Umstellung
Darbietung Gestaltung  
Aussprache
Ergebnisstufe Darstellung und Analyse der Ergebnisse
Anschlussstufe Fortsetzungs- und Analogieaufgaben

Zum richtigen Gebrauch dieser Systematik gilt wie auch in anderen Bausteinen:

Alle Begriffe haben analytischen Charakter, dienen also vor allem dazu,
den Sachverhalt zu erfassen und zu klären.

6.0 Systeme zur Gliederung des Unterrichts

Eine informative Zusammenstellung  der verschiedenen Systeme zur Gliederung des Unterrichts findet sich bei Alfred VOGEL, 1979; 6. Auflage. Eine komprimierte Übersicht bietet Klaus PRANGE in seinen "Bauformen des Unterrichts", S. 108.

Dort gibt dieser Autor auf S. 85 - 158 einen tiefschürfenden Überblick zur Gliederung
- "Artikulation" - des Unterrichts, der neben den systematischen Aspekten auch die
historische Dimension dieses zentralen didaktischen Themas sichtbar macht.


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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