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Die Eröffnung des Unterrichts
II
Typen und Möglichkeiten
1.0 Grundsituationen der
Eröffnung
Die Eröffnung des Unterrichts soll die
Schüler dazu veranlassen,
- sich auf den Unterricht zu
konzentrieren,
- sich auf den Unterrichtsgegenstand einzulassen
- und zu ihm, wenn möglich, eine produktive
Beziehung zu gewinnen.
Dazu ist es erforderlich, die Begegnung
mit dem Unterrichtsgegenstand in einer Form zu gestalten, die ihm entspricht und zugleich
den Lernvoraussetzungen der Lerngruppe gerecht wird. Ferner müssen die jeweiligen
didaktischen Absichten genauer erfasst werden.
2.0 Typische Elemente der
Eröffnung
Folgende typische Elemente
einer auf den Unterrichtsgegenstand hinführenden Präsentation
lassen sich nennen:
das Brauchbare |
das Fragwürdige |
das Unbekannte |
das Andersartige |
das Unglaubwürdige |
das Überraschende |
das Provozierende |
das Ungewöhnliche |
das Unvollständige |
das Fehlerhafte |
das Problematische |
das Rätselhafte |
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das Erschütternde |
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3.0 Didaktische
Absichten
Folgende didaktische Absichten
können die Eröffnung bestimmen:
1. Anknüpfung
Erwähnung des letzten Lernergebnisses
als Anknüpfungspunkt (assoziative Stütze) für neu zu erarbeitende Lernresultate; das
dient der zuverlässigen Einordnung bzw. Orientierung im Gefüge des Lerngegenstandes,
dient aber auch dem Aufgreifen von Vorerfahrungen aus der Umwelt des Schülers.
2. Wiederholung
Unmittelbar vorher behandelte
Lernergebnisse werden wieder ins Bewusstsein gehoben; das Beherrschen dieses
Lernergebnisses bildet die unerlässliche Voraussetzung für die neu zu erarbeitenden
Qualifikationen.
3. Ermittlung der Vorkenntnisse
Die Vorkenntnisse zum anstehenden
Problemgegenstand werden festgestellt; Entgegennahme der Ergebnisse zu einem vorweg
gestellten Arbeitsauftrag
(Sammel-, Erkundungs-, Beobachtungsauftrag); Aufgreifen von Schülerfragen.
4. Problemstellung - gegenständlich
Aussagegleiche Begriffe sind: originale
Begegnung, Problemkonfrontation, Problemdarstellung. Ein Element des Lerngegenstandes wird
als (Teil-) Problem durch didaktisches Material (Operationsobjekt, hier als Realobjekt
bzw. Vertreter von Realität) dargestellt.
5. Problemstellung - verbal
Aussagegleiche Begriffe sind:
Problemdarstellung, Problembegrenzung, Problemkonfrontation. Ein Element des
Lerngegenstandes wird als (Teil-) Problem verbal dargeboten. Aussageträger ist also das
Wort, dargeboten durch Lehrer, Text, Tafelanschrieb, Tonband u.a.m.
6. Kontrastdarstellung
Unterschiedliche Vorgänge, Prozesse,
Sachverhalte, Zustände werden einander gegenübergestellt. Vorauszusetzen ist die
Fähigkeit, zu ordnen und zu vergleichen. Schwierigkeiten können auftreten, wenn die
Vergleichsinhalte nicht hinreichend einzusehen sind; auch sind unproduktive Emotionen
möglich.
7. Provokation
Stiften einer produktiven Verwirrung,
indem durch didaktisches Arrangement Sachverhalte in - ggf. schroffem und zugespitztem -
Gegensatz zu Kenntnissen, Erwartung und gängiger Erfahrung dargeboten werden; mithin wird
ein kognitiver Konflikt herbeigeführt. Darstellen einer Entscheidungssituation;
Hervorrufen von Widerspruch.
8. Arbeitsplanung
Bei weitgehend schülerzentrierter
Lernprozessgestaltung werden Arbeitsweg, Arbeitsmittel, Arbeitsverteilung gemeinsam
besprochen und festgelegt.
9. Einstimmung
Anbahnung einer persönlichen
Betroffenheit, Schaffen einer inneren Teilhabe, einer stimmungshaften Ausgangslage;
Mobilisierung latent vorhandener Einstellungen - geeignet nur für emotional geprägte
Lerngegenstände.
10. Sachliche Vorbesprechung
Die Begegnung mit dem neuen
Lerngegenstand wird angekündigt, dessen sachstrukturelle Elemente werden genannt und die
daraus abgeleiteten Ziele vorgestellt. Eine nüchterne Eröffnung, die sich am ehesten bei
ausgeprägt sachorientiert motivierten Schülern empfiehlt.
11. Zielangabe
Das Thema wird präzise formuliert und
visuell erfassbar präsentiert. Wenn möglich, Formulierung durch Schüler (Finden der
Problemfrage); Themenangabe als Statement.
12. Pre-Test
Zu Beginn einer neuen Lernsequenz wird
die bereits vorhandene Kenntnisgrundlage eines größeren Inhaltsbereiches in
schriftlicher Form detailliert ermittelt. Ziel ist ökonomische Erarbeitung des
Lerngegenstandes durch Schwerpunktbildung einerseits und Weglassen bestimmter Elemente
andererseits. Unerlässlich, wenn im Einzelfall die Wirksamkeit einer didaktischen
Konzeption ermittelt werden soll.
Diese Aufstellung macht deutlich, dass es
für die Eröffnung des Unterrichts eine beachtliche Bandbreite gibt. Doch kommt es immer
darauf an, sowohl die kognitive Struktur der Schüler als auch ihre emotionale
Beziehung zum Unterrichtsgegenstand zu beachten.
Literaturgrundlage
Die vorgestellten Eröffnungssituationen
wurden ausgearbeitet im Anschluss an
Walter WELLENDORF
Handbuch der Unterrichtsgestaltung, Band 5
München 1981, Verlag Oldenbourg, S. 13 ff.
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Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 15.01.08
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