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Die Wandtafel im Unterricht

Ist die Wandtafel noch aktuell?

Moderne technische Medien bieten so viele Leistungen, dass die gute alte Wandtafel in manchen didaktischen Veröffentlichungen nur noch mitleidig belächelt und allenfalls als Notbehelf akzeptiert wird.

Deswegen soll hier der ehem. Leiter der Bielefelder Laborschule, Hartmut VON HENTIG, zu Wort kommen.

HENTIGs Plädoyer für die Wandtafel

Er schreibt in seinem Buch "Das Verschwinden der Wirklichkeit", 1984, S. 22 f., wie folgt.

„Hätte ich unter alten und neuen Unterrichtsmitteln ein einziges zu wählen, ich wählte Tafel-und-Kreide. Was macht dieses Mittel so brauchbar?

  • Es ist universal.

  • Es ist einfach, in jedem Augenblick und auch ohne Vorbereitung zu handhaben.

  • Es erlaubt beispielsweise, während ich rede, ein neues Wort, einen unbekannten Namen,
    das Gehörte und Gemeinte auch vor das Auge der Schüler zu bringen. - Es läßt diese miterleben, wie die Erklärung, die ich gebe, zustande kommt, wie eine Ordnung entsteht, wieviel Zeit das braucht und wie nützlich und befriedigend Klarheit, Verständlichkeit, Gegensatz und Unterscheidung sind.

Ich bin vor allem ganz frei in der Verwendung dieses Mittels, ich kann es nebenbei benutzen oder zum Haupteffekt machen; ich kann dazu reden oder dazu schweigen, ohne die Aufmerksamkeit der Schüler zu verlieren; ich kann Fehler schnell beseitigen; ich kann die Schüler an einer gemeinsamen Operation beteiligen: »Und wie fälle ich jetzt das Lot? - willst du's versuchen, Gertrud?«

Ich verwende das Mittel Tafel-und-Kreide als eine Verlängerung meiner Person. Diese spielt im Unterricht immer mit. Ich unterrichte Latein. Die Wörter erkläre ich oder ich zeichne das, was
sie selbst bezeichnen: scutum sieht so aus, clipeus so und parma so. Aber die logische Beziehung Täter/Tat, Subjekt/direktes Objekt/indirektes Objekt; 1./2./3. Person; genus activum/genus passivum stelle ich durch Handlung und Gestik dar (und lasse es darstellen), bevor ich es erkläre, einordne, symbolisiere und am Ende auf den Begriff bringe.

Wie das Zeichnen an der Tafel hat meine Person eine konzentrierende Wirkung. Meine Gesten
und mein Gesichtsausdruck sind variabel, sie verschwinden und können, wenn ich sie brauche,
in jedem Grad von Intensität wiedererscheinen. Tafelbild und Person sind befragbar.

Aber man kann sie nicht nach Hause nehmen - sie sind kein Übungsgerät, kein Nachschlagewerk, kein Mittel der bleibenden und objektivierenden Übersicht und keines der Selbstprüfung. Hierfür haben wir Karten und Lexika, das Buch und den Abacus, den vervielfältigten Arbeitsbogen und
das Schulheft. An der Wand meiner Unterrichtsfläche hängen ständig eine Land- und eine Geschichtskarte, geniale Erfindungen, die - kein Paradox! - Anschauung durch Abstraktion geben."

Nutzanwendung

Hoffentlich ermutigt Sie dieser Text dazu, die Wandtafel als leistungsfähiges Medium zu verwenden und nicht nur als Notbehelf zu betrachten. Vielleicht regt er Sie auch dazu an, eigene Vorstellungen und Einfälle zu entwickeln.

Hinweise zu praktischen Arbeit mit der Wandtafel finden Sie auf der nächsten Webseite.


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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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