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Projektunterricht
Übersicht
1.0 Einführung
2.0 Zum Lernen und Arbeiten in
Projekten
3.0 Das Verhältnis von
Intentionen zu Inhalten
4.0 Zusammenfassung
5.0 Hinweise zur Projektwahl
6.0 Organisatorische Bedingungen
1.0 Einführung
Zeitgemäße didaktische Reflexion der
lebensweltlichen Situation macht es auch erforderlich,
über das Verhältnis von fachspezifischer Unterweisung und fächerübergreifendem
Unterricht
zu Projektunterricht nachzudenken.
Projektunterricht trägt als eine der
vielen bewährten, anspruchsvollen Unterrichtsformen dazu bei, den Bildungsauftrag der
allgemeinbildenden Schule zu erfüllen. Zeitgemäße Überlegungen und Maßstäbe
ökonomischer und ökologischer Didaktik beanspruchen Geltung auch für den
Projektunterricht.
Dazu gehören:
- ein den Anforderungen der Gesellschaft und
den Bildungserwartungen und Entfaltungsmöglichkeiten der Schüler entsprechendes Niveau;
- eine lernergerechte Berücksichtigung von
nicht unerheblichen Ergebnissen und Verfahren der Wissenschaften und Künste;
- die Erziehung zu Lern- und
Gestaltungsbereitschaft sowie zu sozialer Verantwortung und individueller Verpflichtung.
2.0 Zum Lernen und Arbeiten in
Projekten
Hierzu eine Reihe von Thesen.
- Projektunterricht wird durch epistemische
oder prozedurale Neugier oder durch Aufklärungs-, Gestaltungs- oder
Veränderungsinteresse vorangetrieben.
- Projektideen werden durch Brainstorming
erweitert, durch ungebrochenen Fragemut konkretisiert und durch Beantwortung der Fragen
substantialisiert.
- Projekte sind von ihrer Idee her und in
ihrer Konzeption nicht fachbeschränkt; das gilt auch, wenn sie im unterrichtlichen Rahmen
eines Faches ihren Ursprung haben und ihren Abschluss finden.
- Projektunterricht ist phänomen- und
thementreu und damit häufig unausweichlich fächerübergreifend.
- Wegen der grundsätzlichen
Schulfachunabhängigkeit sind in der Regel Ergebnisse und Verfahren verschiedener
Disziplinen zu berücksichtigen; solche Rücksichtnahme ist bei der Definition und Planung
eines Projektes sogar unvermeidbar.
- Unter einem Projekt wird eine inhaltlich
oder thematisch zusammenhängende Unterrichtssequenz verstanden, die ein Spektrum
unterscheidbarer Frage- oder Problemstellungen und deren Bewältigung zulässt.
- Projekte bieten keine Gelegenheit für
valide Bewährungskontrollen der Mitarbeiter, obwohl sie ihren Abschluss erst in einem
Gütenachweis ihrer Ergebnisse und in der Rechenschaft über Aufwand, Schaden und Nutzen
ihren Abschluss finden.
- Projekte sind daher auch nicht mit bloßen
Aktionen ungewissen oder beliebigen Ausgangs zu füllen.
- Projekte zielen erfolgszuversichtlich
und
reflektiert auf didaktisch legitimierte Erkundungen, Kenntnisgewinne, Erkenntnisse und
Fertigkeiten.
- Projektunterricht lässt sich ohne Planung
und Projektmanagement nicht vorstellen; daher brauchen verantwortungsbewusst geplante und
betreute Projekte auch nicht zu scheitern. Weil Projektunterricht Unterricht ist, sind
Anleitung und Unterweisung im Bedarfsfall geboten.
- Überwiegend auf Information, auf
Unterweisung oder auf Demonstration ausgerichtete Unterrichtssequenzen sind noch keine
Projekte. Auch lediglich thematisch legitimierte Beschäftigung oder die Gewinnung
bereichsspezifischer, signifikanter aber unerheblicher oder episodischer Kenntnisse,
Einsichten oder Fertigkeiten ist noch kein Projektunterricht.
- Projekte werden in der Regel einen
Zeitrahmen von zehn Unterrichtsstunden nicht unterschreiten.
- In jedem Projekt ist die Nutzung
verfügbarer intra-, inter- und extrapersonaler Produktionsmittel (Kenntnisse und
Fertigkeiten, materielle oder finanzielle Ressourcen) wesentlicher Bestandteil. Sie
müssen Schülern zum praktischen Umgang zur Verfügung stehen oder im Zuge des
Projektunterrichts zur Verfügung gestellt werden.
- Schüler sollen dadurch eigene Erfahrungen
machen können, zu verantwortungsbewussten Entscheidungen und zu autonomem Handeln
angeleitet und befähigt werden und auf dieser Basis Zugänge zu den allgemeinen und als
verbindlich ausgehandelten Fragestellungen Antworten und Problemlösungen gewinnen. Die
Projektziele müssen deutlich über die Ebene des Hier und Jetzt hinausgehen, um als
Lernziele verständlich und begründet zu sein.
- Jedes Projekt ist thematisch definiert.
- Perspektivziel ist auch bei Projekten der
Erwerb von zukunftsrelevanten, zentralen Standardkenntnissen, -einsichten und
-fertigkeiten.
- Lehr-Lern-Erfolgsberichte und Analysen der
Veränderung der sachstrukturellen Entwicklungsstände geben Aufschluss über den
individuellen Gewinn und Nutzen; sie sind Anlass, notwendige Konsequenzen für Ergänzung
durch Unterricht und Unterweisung zu ziehen.
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Übersicht
3.0 Das Verhältnis von
Intentionen zu Inhalten
Bildungsintentionen werden erst in
Lernzielen konkret. Lernziele der Berliner Rahmenpläne sind verbindlich, ihre Anordnung
ist es nicht.
Auch für Projektunterricht - als einem
Weg zur Zielerreichung - ist bei der Planung nur ein für alle verbindlicher,
unverzichtbarer Minimalkanon nach vorangehenden Sach- und Handlungsstrukturanalysen und
geschätztem Zeitverbrauch zu konzipieren.
Klare Erwartungen erleichtern Führung
des Projekts, Steuerung und Koordination der Prozesse und Speicherung der Zwischenprodukte
sowie den Nachweis des intendierten, erreichten Standards und des individuellen
Vertiefungsgrades.
Die in Rahmenplänen angegebenen
Lerninhalte geben lediglich Möglichkeiten an, an denen sich die fixierten Lernziele
erreichen lassen; in der Regel ist eine Auswahl aus den angebotenen Inhalten zu treffen;
gelegentlich lassen Alternativen eine wirksamere oder ökonomischere Verschränkung von
Lernzielen zu. Lernziele in ihrer Gesamtheit umfassen Intentionen; Intentionen sind erst
in Lernzielen mit validen Indikatoren zu Ende gedacht; zeitgemäße ökologische Didaktik
zum Projektunterricht entbehrt weder initialkritischer noch finalkritischer Überlegungen;
erst mit Zielexplikationen lässt sich Gesinnungsdidaktik zu Verantwortungsdidaktik
überwinden.
Bei Durchführung von Projektunterricht
ist die notwendige Verweildauer durch die verbindliche Lernzielerreichung und nicht durch
die erschöpfende Erarbeitung der Lerninhalte oder der Operationsobjekte oder gar des
Themas zu bestimmen.
Ein Projekt ist weder
ein Happening noch ein Lehrgang.
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4.0 Zusammenfassung
Projektunterricht ist erlebnishaltig,
aber weder ziel- noch richtungslos.
Projekte unterscheiden sich von
schlichten Unterrichtssequenzen nicht notwendigerweise im Stundenumfang.
- Projektunterricht unterscheidet sich
jedoch von fachspezifischer, bereichsbeschränkter Unterweisung:
- Mit der Wahl des Themas wird das jeweilige
Projekt umrissen, mit der Verhandlung der Gesamtheit der für jeden Schüler intendierten
Ziele wird das Projekt für Schüler und Lehrer verbindlich festgelegt.
- Projektplanung erfordert von der
Projektleitung fachüberschreitende solide Sachkenntnis und Zielentscheidungen.
- Projektunterricht bedeutet für Lehrer
nicht Aufgabe oder Verdrängung des Expertenstatus, aber er erfordert Mut zu einer
fruchtbringenden Laienhaltung und zugleich Intoleranz gegenüber verantwortungslosem
Dilettantismus.
- Projektbewältigung erfordert
Entscheidungs- und Handlungssicherheit sowie Kooperations- und Koordinationsfertigkeit.
- Erfolgreich Rechenschaft ablegen wollen
und können ist Leitlinie für Projektplanung, -management und -abschluss.
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5.0 Hinweise zur Projektwahl
Die Themen sollen
- Anknüpfung und Vertiefung des Erlebnis-
und Erfahrungsbereichs der Schüler erlauben;
- den Schülern leicht zugänglich sein, um
das Maß der notwendigen Lehreraktionen und -interventionen zeitgerecht beschränken zu
können;
- in Verbindung mit anderen Themen einen
bedeutsamen Ausschnitt curricularer Felder erschließen;
- in Verbindung mit den anderen gewählten
Lerninhalten zur Erreichung aller Lernziele geeignet sein;
- über die unmittelbaren
projektspezifischen Lernziele hinaus Anlass geben, um Sach-, Selbst-, Sinn-, Sozial-,
Such- und Systemerfahrungen zu vertiefen.
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6.0 Organisatorische Bedingungen
Die Durchführung von Projektunterricht
setzt voraus, dass für Schüler und Lehrer geeignete Arbeitsbedingungen (Plätze,
Ressourcen, Zeit) bestehen.
Projektunterricht ist kompakt zu
verrichten und zwar mit mindestens zwei Stunden je Woche, um Rüst-, Lager- und
Verwaltungszeiten zu minimieren; gegebenenfalls ist der Unterricht epochal zu
organisieren.
Die vorstehenden Ausführungen und Thesen
berücksichtigen auch die Ausführungen im
- Vorläufigen Rahmenplan für Unterricht
und Erziehung in der Berliner Schule, Informationstechnische Grundbildung, Grundkurs, 1989
Auf die Markierung der Zitate und
Entlehnungen wurde wegen ihrer Anzahl verzichtet.
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Nach einem Konzept Dr. Teja
Mackuths
ausgearbeitet von: Dr.
Manfred Rosenbach - letzte Änderung am: 15.01.08
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