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Bleibende Aufgaben
pädagogischen Handelns

1.0 Einleitung

An der Kontroverse um das rechte Verständnis von Erziehung hat sich auch Hartmut VON HENTIG beteiligt. Er greift 1987 die Begriffe „Humanisierung der Schule" und „humane Schule" auf. Auf der einen Seite stehen strenge Kritiker der Schule. Auf der anderen Seite ist die Forderung zu finden, die Erziehung müsse wieder hergestellt werden. Zwischen diesen extremen Positionen nimmt er einen eigenen, unabhängigen Standpunkt ein.

2.0 Acht Aufgaben pädagogischen Handelns

In acht Positionen formuliert er die bleibenden Aufgaben pädagogischen Handelns.
Für ihn bestehen sie darin,

  • Interesse für „Sachen" so zu wecken, dass Erfahrung und Umgang durch Unterricht erweitert werden können (
    S. 31-34),

  • innerschulisches Lernen und außerschulische Erfahrungen so in Verbindung zu bringen, dass die Urteils- und Handlungskompetenz Heranwachsender zugleich gefördert werden kann
    (S. 31-40),

  • Lehrpläne so zu gestalten, dass Alternativen zu den traditionellen Formen lernzielorientierter Didaktik und den vermeintlich progressiven Formen eines nur dem Scheine nach ganzheitlichen Lernens entwickelt und erprobt werden können
    (S. 41-44),

  • den pädagogischen und politischen Auftrag der Schule so zu bemessen, dass Differenzierung nicht mehr mit Auslese gleichgesetzt werden muss und „die Bürger einer Nation gemeinsame Grunderfahrungen" stachen und haben können
    (S. 45-49),

  • zwischen der pädagogischen Öffentlichkeit in der Schule und der politischen in der Gesellschaft Bezüge zu sichern, die ein generationsübergreifendes Lernen unterstützen
    (S.5054),

  • wissenschaftlich vermittelte Welterfahrung mit Alltagserfahrung so zu verbinden, dass Letztere nicht als bloßer Anwendungsfall der Ersten begriffen wird (
    S. 55-61),

  • Fragen der großen Politik an Aufgaben und Möglichkeiten zwischenmenschlichen Handelns erfahrbar und diskutierbar zu machen, ohne den Anschein zu erwecken, dass es für sie einfache Lösungen gibt
    (S. 62-66),

  • die Frage nach dem Sinn des Lebens in ihrer religiösen Dimension stellen und aushalten, ohne sie auf eine szientifisch, politisch oder ethisch auflösbare Frage zu verkürzen
    (S. 67-72).

3.0 Was ist eine „humane" Schule?

HENTIG fasst seine Auffassungen wie folgt zusammen (S. 74).

„Eine ,humane Schule` ist in erster Linie eine Schule, die die in ihr lebenden und lernenden Menschen achtet. Aber das genügt nicht zur Korrektur des Zwecks der gesellschaftlichen Einrichtung Schule selbst. Diese braucht einen härteren und zugleich weiteren Maßstab.
Der liegt in der Pädagogik.

Sie ist die Bemühung, Kindern zu helfen,
in der jeweiligen Gesellschaft erwachsen zu werden
und in diesem Vorgang sich selbst zu bewahren.

Das ist ein viel strengerer Maßstab, als die politische und ideologische Diskussion erkennen lässt. [...] Gemeinsame Gegnerschaft gegen die Verzerrung und den Missbrauch des Auftrags der Schule führt noch nicht zu gemeinsamer Pädagogik, aber immerhin fort von falschen Konfrontationen.
     Wenn das Wort ,Humanisierung` dabei hilft, sei es geduldet. Den pädagogischen Auftrag klärt es nicht."

4.0 Literaturnachweis

  • Hartmut VON HENTIG
    „Humanisierung" - eine verschämte Rückkehr zur Pädagogik?
    Andere Wege zur Veränderung der Schule
    Stuttgart 1987

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 15.01.08
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