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Heuristiken des Problemlösens

Einführung

Die kognitive Psychologie der letzten fünf Jahrzehnte hat zahlreiche Aspekte des Problemlösens aufgewiesen. Was ist dabei für die Praxis herausgesprungen? Keine allgemein gültigen Gesetze, die sich mit zuverlässigem Ergebnis schematisch anwenden ließen - dafür sind die Zusammenhänge zu komplex.

Dennoch gibt es heuristische Verfahren, deren Beachtung die Lösung von Problemen erleichtert; sie nennen uns in relativ formaler Weise gewisse Prinzipien, Haltungen und Suchrichtungen, die einzuhalten vorteilhaft ist. Keine Heuristik vermag die Beherrschung der spezifischen Sachzusammenhänge zu ersetzen, und dennoch ist ein besserer Problemlöser, wer sich ihre Prinzipien dienstbar macht, als wer sie vernachlässigt.

Zu den Aufgaben der Schule gehört es auch, die Schüler zu systematischer eigener Arbeit zu befähigen. Deshalb werden hier im Anschluss an Hans AEBLI 13 Regeln vorgestellt, die bei der Lösung von Problemen helfen können.

Dreizehn Regeln des Problemlösens

1. Definiere die Schwierigkeit, fasse sie sprachlich, begrifflich, wenn du es kannst - sonst vergegenwärtige sie dir in einer anschaulichen Form
2. Wenn sich die Schwierigkeit im alltäglichen Handeln und Erleben eingestellt hat, beginne damit, sie in der Sprache des Alltags zu fassen.
3. Formuliere das Problem mit Hilfe der schärfsten begrifflichen Mittel, die dir zur Verfügung stehen.
4. Verschaffe dir den bestmöglichen Überblick über die Gegebenheiten des Problems.
5. Kennzeichne das Problem. Das bedeutet - verschaffe dir Klarheit, ob das Problem in Lückenhaftigkeit, Widersprüchen oder Kompliziertheit besteht, und ermittle die Lücke(n), Widersprüche, Komplikation.
6. Stelle das Problem in geeigneter Weise dar.
7. Warte nicht auf Eingebungen, sondern präzisiere deine Frage.
8. Arbeite nicht nur vom Gegebenen zum Gesuchten vorwärts, sondern ebenso vom Gesuchten zum Gegebenen rückwärts.
9. Prüfe den Fortschritt deiner Lösung.
10. Wenn du auf einen Holzweg geraten bist, denke nicht, du müsstest noch einmal ganz von vorn anfangen. Geh nur so weit zurück, wie es unbedingt nötig ist.
11. Benutze alle Daten.
12. Wenn du die Aufgabe nicht lösen kannst, suche eine verwandte Aufgabe. Oder: Suche eine speziellere Aufgabe. Oder: Suche eine allgemeinere Aufgabe.
13. Wenn du ein Problem gelöst hast, geh nicht zur Tagesordnung über, sondern blicke auf die Problemstellung zurück und versuche, aus ihr zu lernen.

Ausgearbeitet nach

  • Hans AEBLI
    Denken - Ordnen des Tuns
    Band 2
    Stuttgart 1994, S. 74 ff.

Weitere Literaturhinweise:

Eine detailliert praxisbezogene Erörterung finden Sie bei 

  • Robert Mills GAGNÉ
    Problemlösen: Kognitive Strategien
    in:
    Die Bedingungen menschlichen Lernens
    Hannover 1980, 
    5., neu bearbeitete Auflage nach der 3. amerikanischen Auflage, S. 152 - 174

Eine umfassende Darstellung der Gesamtproblematik finden Sie neuerdings bei

  • Joachim FUNKE (Hrsg.)
    Denken und Problemlösen
    Enzyklopädie der Psychologie
    Themenbereich C, Ser. 2 Kognition, Band 8
    Göttingen u.a. 2006

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -        letzte Änderung am: 07.08.19
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