[ Home ] [ Nach oben ] [ Zurück ] [ Weiter ]
Werte-Erziehung in der
Schule
1.0 Einführung
In der aktuellen öffentlichen Diskussion
wird in immer wieder neuen Varianten die Forderung erhoben, die Schule müsse einen
Beitrag zu Wertorientierung der jungen Menschen - mithin zur Werte-Erziehung - leisten.
Hartmut VON HENTIG
(1999) setzt sich mit der Tatsache auseinander, dass die Erwachsenen selbst nicht in der
von ihnen geforderten Ordnung leben. Er führt aus:
Die Mitwirkungsmöglichkeiten der
Pädagogik bei der »Instandhaltung« der Welt hängen von der Plausibilität der
Anforderungen ab, die an sie gerichtet werden."
2.0 Der Auftrag der Pädagogik
Des Weiteren konstatiert er (1999, S. 55
f.) einen dreifachen Auftrag der Pädagogik. Er schreibt :
- Pädagogik müsste in den Kindern
das gemeinte Ethos (die Haltung und Tatkraft) ins Leben rufen, das in den Erwachsenen
erstorben ist.
- Sie müsste dies tunlichst erreichen, ohne mit dem Weltuntergang
oder einer Katastrophe oder auch nur einer dramatischen Verschlechterung der Lage zu
drohen, weil das entmutigt.
- Sie müsste den Kindern verständlich machen, warum, obwohl das
Ethos als Einsicht da ist, die Erwachsenen nicht danach leben, jedenfalls keinen Erfolg
damit haben; und dieses Verständnis darf ihren eigenen Bemühungen nicht im Wege
stehen."
Anschließend nennt er einige Aspekte,
die Bedingungen einer Antwort sein können:
- Kann sie das? Das Dilemma, dass die
Pädagogik in den Kindern, in der kommenden Generation etwas wecken soll, was in der alten
Generation erstirbt oder vernachlässigt wird, mag den Erziehern, für deren Zeit dies
zutrifft, die Aufgabe erschweren. Ganz ungewohnt kann es ihnen nicht sein. Eine wichtige raison
d'être ihres Berufsstandes ist doch:
- Die Erwachsenen leben nicht so, dass die Kinder unmittelbar von
ihnen lernen könnten/ sollten. Sie sind bequem, undiszipliniert, wollen sich in ihren
Freiheiten nicht ausgerechnet durch pädagogische Rücksichten einschränken lassen. Sie
beauftragen darum professionals damit - Leute, die gegen Bezahlung darauf achten,
dass möglichst nur erziehliche Wirkungen von ihnen ausgehen.
- Hier darf der Leser lachen, wenn ihm auch nur das
Verhängnis der alten Pädagogik aufgeht, dass sie bis in unser Jahrhundert
»idealistisch« verfuhr.
- Von Rousseau und vollends von den amerikanischen
Erziehungsphilosophen hätte sie Realismus lernen können:
dass das Vorbild nicht
im Perfekten zu suchen ist,
sondern in der Überwindung des Imperfekten."
3.0 Nachträge
Die vorstehenden
Überlegungen HENTIGs lassen sich durch ein knappes Wort des römischen
Philosophen Seneca
(Briefe über Ethik 50,7) ergänzen.
Tugenden
lernen heißt Fehler verlernen.
Auch die altchinesische Weisheit kann uns
ein Handeln empfehlen, das jedem möglich ist:
Es hat keinen Zweck,
über die Dunkelheit zu jammern.
Besser ist es, ein Licht anzuzünden.
4.0 Textgrundlage
- Hartmut VON HENTIG
Ach, die Werte!
Über eine Erziehung für das 21. Jahrhundert
München 1999
Wenn Sie eine Handreichung
suchen, deren Ausführungen vor allem für die Arbeit mit jungen Menschen
gedacht sind, finden Sie hier weiterführende Anregungen:
- Héctor ZAGAL - José
GALINDO
Ethik für junge Menschen
Grundbegriffe - Positionen - Probleme
Stuttgart 2000
Wenn Sie einen Text suchen, der
die Sinn- und Glaubensfrage christlich deutet und beantwortet, ohne tradierte
oder konventionelle Formeln zu strapazieren, dann greifen Sie zu diesem
schmalen, aber ungewöhnlich gehaltvollem Buch:
- Hans SCHOLL
Grundlinien einer systematischen Theologie
Aus philosophischer Sicht
Frankfurt am Main, Berlin 2008
Die
zusammenfassende Literaturgrundlage
für das Thema Werte-Erziehung finden sie hier: Literaturgrundlage
[ Home ] [ Nach oben ] [ Zurück ] [ Weiter ]
Ausgearbeitet von: Dr. Manfred Rosenbach -
letzte Änderung am: 02.04.09
- |