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Moralische Urteilsfähigkeit

II. Die Stufen ihrer Entwicklung

1.0 Einführung

Lawrence KOHLBERG hat, anknüpfend an Jean PIAGET, seine Überlegungen und Gedanken zur Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit über viele Jahre hin in zahlreichen Publikationen entfaltet und diskutiert.

Die Ergebnisse seiner Forschungen werden auf der Webseite „Moralische Urteilsfähigkeit - Grundlagen und Entwicklung" dargestellt. Ein didaktisches Konzept zur Behandlung von KOHLBERGs Erkenntnissen im Unterricht finden Sie hier: http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/zielgruppen/lehramtsanwaerterinnen/kohlberg1.pdf

Da es sich um Abstraktionen aus einem breiten empirischen Material handelt, scheint es nützlich, die einzelnen Stufen durch beispielhafte Situationen anschaulich zu machen. So lassen sich zugleich Orientierungen für konkretes erzieherisches Handeln gewinnen.

OStD i.R. Eberhard BAHR, ehemals Leiter des 1. Schulpraktisches Seminars Tempelhof (S), hat seinerzeit zu diesem Zweck eine Zusammenfassung der Kapitel 6 bis 11 des Buches von Thomas LICKONA, Wie man gute Kinder erzieht ausgearbeitet. 

Dieser Text wird hier in überarbeiteter Form vorgestellt.

2.0 Stufe 0

Fair ist das, was ich will
Alter: 3,5 ... 5 Jahre

Ein zweijähriges Kind sagt: „Ich will es haben", wohingegen ein Kind auf der Stufe 0 bereits moralisch argumentiert: „Ich will es haben, und finde es nicht fair, wenn ich es nicht bekomme".

Kinder, die jünger sind als dreieinhalb, klassifizieren Dinge oder Handlungen bereits nach „gut" und „schlecht", aber mehr um sich in ihrer sozialen Welt zurechtzufinden. Auf Stufe 0 hingegen entwickeln sie Gedanken über Fairness und gründen dies auf eigene Gefühle und Wünsche.
     Ein charakteristisches Zeichen für den Egozentrismus in diesem Stadium ist der Umgang mit Eigentum. Man besitzt das, was man sich genommen hat. Um ihre eigenen Ziele zu erfüllen, unternehmen Kinder alles, was sie können - sie erzählen unwahre Geschichten, schummeln beim Spielen, manipulieren und brechen Absprachen - ohne bereit zu sein, sich auf den Standpunkt anderer einzustellen. Bei Vorwürfen halten sie sich die Ohren zu.
     Andererseits verstehen Kinder - wie bei allen anderen Stufen - moralische Argumente, die zu einem höheren Niveau gehören als das Denken, das sie selbst hervorbringen können; sie zeigen auch Hilfsbereitschaft und Mitleid, insbesondere dann, wenn ihre eigenen Wünsche nicht mit denen anderer im Widerspruch stehen.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, mit dieser Entwicklungsstufe - und ebenso auf den weiteren Stufen -vorzugehen:

  • Begleiten
    Sie behandeln das Kind entsprechend der gerade erreichten Moralstufe.
  • Herausfordern
    Sie provozieren die Logik der vorhandenen Stufe und bereiten so neue Sichtweisen vor.

Begleiten

  • Um unnötige Auseinandersetzungen wegen der hohen Eigenwilligkeit zu vermeiden, biete man dem Kind Auswahlmöglichkeiten an:

„Heute ist Badetag. Willst du vor oder nach dem Abendessen in die Wanne?"

Kinder auf diesem Niveau richten sich eher nach Regeln, wenn daraus ein Vorteil für sie erwächst.
„Wenn du die Zähne geputzt hast, lese ich dir eine Gute-Nacht-Geschichte vor".

Es ist sinnvoller positive Ziele vorzuschlagen, als mit Extras (Geld, Süßigkeiten) zu locken. Machen Sie Dinge, die Ihnen und Ihrem Kind Freude bereiten. Lassen Sie sich auf Spiele ein, träumen und phantasieren Sie; geben Sie Ihrem Kind das Gefühl der Wärme und Nähe.

Herausfordern

  • Kinder auf dieser Stufe müssen lernen, dass sie in einer Welt leben, in der sie nicht alles erhalten, was sie sich wünschen.

Wenn Jonathan schreit, weil er nicht in seinem Bett schlafen will, nehmen die Eltern den Sohn mit zu sich ins Bett.
Im Restaurant leert Jonathan die Salzstreuer auf dem Teppich aus und beschimpft die Kellnerin.

Legen Sie Regeln fest; begründen Sie, warum Sie diese Regeln aufstellen und sagen Sie, was geschieht, wenn diesen Erwartungen nicht entsprochen wird.
„Du musst in deinem Bett schlafen. Wenn du schreist, werden wir deine Tür schließen."

  • Fordern Sie von Ihrem Kind „gute" Begründungen.

„Ich muss vier Kekse erhalten, weil ich vier bin".

Kinder müssen anfangen, sich von ihrem Egozentrismus zu lösen und sich an den Erwartungen anderer zu orientieren. Sie verstehen allmählich, dass man andere durch Gründe überzeugen kann.

  • Übertragen Sie den Kindern regelmäßig kleine Pflichten, und zeigen Sie Ihrem Kind, wie sehr Sie es schätzen, dass es auf diese Weise in der Familie mithilft.
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind den Fairness-Ansatz:

„Ich bin bereit, dich gerecht zu behandeln, allerdings bestehe ich darauf, auch von dir gerecht behandelt zu werden."

Ein Kind räumt seine Sachen nicht weg. Mögliche Reaktionen der Mutter:
„Ich kann nicht durch die Wohnung gehen, ohne über deine Sachen zu stolpern."
„Ich will aber nicht aufräumen".
„Was würdest du sagen, wenn ich heute kein Essen kochen will?"

Erst wenn dieses Vorgehen kein kooperatives Verhalten bewirkt, sollte man direkter werden („Es ist Zeit, die Sachen aufzuräumen") und auf der Ausführung bestehen.

  • Die Interaktionen mit Gleichaltrigen bieten vielfältige Möglichkeiten, die Standpunkte anderer kennen zu lernen und die Selbstbezogenheit zu überwinden.
  • Spielen Sie mit Ihren Kindern einfache Spiele, in denen sie lernen können,
    Regeln zu befolgen.

Drei Dinge lernen Kinder beim Spielen vorrangig:
o Man muss warten, bis man an der Reihe ist.
o Alle - auch die Erwachsenen - müssen die Spielregeln befolgen.
o Man kann nicht spielen, wenn man die Regeln durchbricht.

Anmerkung
Jedes Kind ist eine einzigartige moralische Persönlichkeit, es wird von unterschiedlichen Anlagen und Erfahrungen beeinflusst bzw. geformt. Es gibt Kinder, denen es leicht fällt, Dinge mit anderen zu teilen und sich auf die Gefühle ihrer Freunde einzustellen.
     Demgegenüber kennen wir Kinder, die nicht teilen wollen auch nur schwer zufrieden zu stellen sind und keine Kritik ertragen können. Jedes Kind hat Stärken und Schwächen; beim Stimulieren des moralischen Denkens ist jeweils die Gesamtpersönlichkeit des Kindes zu beachten.

3.0 Stufe 1

Du solltest tun, was man dir sagt.
Alter: 4, 5..... 7 Jahre

Auf der Stufe 1 des moralischen Denkens nehmen die Unabhängigkeitsbestrebungen ab und Zeiten der Anpassung beginnen - auch für Kinder, die von Natur aus unabhängig und eigenwillig sind.
     Kinder und Dreijährige gleichen sich in dem Bestreben, anderen zu gefallen; sie akzeptieren Regeln und die elterliche Autorität. In der Fähigkeit, sich gedanklich in die Lage einer anderen Person zu versetzen, sind nun die Stufe 1-Kinder den Dreijährigen weit voraus: sie schenken ihrer Mutter zum Geburtstag bereits eine Blume und nicht einen Zinnritter für die eigene Burg.

Aber die Stufe 1 ist eine Moral des unbedingten Gehorsams. Die Kinder glauben:

o Richtig ist das, was dir die Erwachsenen sagen.
o Wenn du nicht tust, was man dir sagt, wirst du Ärger haben.

„Angst vor Strafe" ist der häufigste von Kindern genannte Grund, warum man den Wünschen der Erwachsenen folgen sollte. Es fehlt noch das Verständnis für den Sinn .einer Regel, darum „gehorchen" Kinder der Stufe 1 häufig nur, solange der Erwachsene in der Nähe ist.

In dieser Welt herrscht eine klare Ordnung: das Gute wird belohnt, das Schlechte bestraft.
     Selbst Kinder, die gewaltfrei erzogen werden, schlagen bei Regelverstößen anderer brutale Strafen vor.
     Eine Schnittwunde am Finger, ein aufgeschlagenes Knie wird von ihnen nicht selten als Strafe für eine Ungezogenheit gedeutet. Petzen und Tratschen erhalten - in diesem Sinne - gleichfalls die Ordnung.

Begleiten

  • Seien Sie für Ihr Kind die Autoritätsperson, die es braucht.

Würden Erwachsene in dieser Phase ihre Autoritätsrolle nicht einnehmen, wäre die klare Ordnung der Stufe 1 zerstört und drohte, zu einer Welt der Unsicherheit und des Verlorenseins zu werden.

Hanno:
„Ich mag Frau Stolze nicht. Wenn ich etwas Verkehrtes gemacht habe, fragt sie mich, warum ich das tue, und was ich hätte anders machen können. Ich kann aber keinen Plan aufstellen."

Als Hanno das nächste Mal im Unterricht über Tisch und Bänke ging, nahm Frau Stolze Hanno bei den Schultern und drückte ihn auf seinen Stuhl. Das war's. Hanno war sofort still, und auch die Klasse wurde bei dieser Art der Behandlung zunehmend kooperativer.

  • Kennzeichnen Sie Situationen, in denen Ihr Kind gehorchen muss.

Matthew protestierte gewöhnlich, wenn er sein Spielzeug aufräumen sollte. Als Matthew nun auf Stufe 1 war, entdeckten die Eltern, dass die Aussage „Matthew, dies ist eine gute Gelegenheit zu gehorchen," sein trotziges Verhalten sofort veränderte.
     Das schien ihm zu helfen, die jeweilige Situation als eine, die Gehorsam verlangte, wahrzunehmen.

  • Unterstützen Sie gutes und freundliches Verhalten.

Loben Sie Ihre Kinder, wenn sie „danke" und „bitte" sagen, wenn sie sich ihre Nase putzen, wenn sie warten, bis sie an der Reihe sind, wenn sie andere im Gespräch nicht unterbrechen.
     Andererseits sollte jedes Kind das Selbstvertrauen haben, sich gelegentlich danebenzubenehmen, also nicht vollkommen sein zu müssen.

Herausfordern

  • Verwenden Sie Argumente und Denkweisen der nächst höheren Stufe.

Oskar, befragt, warum es falsch sei, anderen etwas wegzunehmen, antwortet:
„Man könnte Ärger mit dem Schulrektor bekommen".
„Noch andere Gründe?"
„Er könnte von der Polizei geschnappt werden."
„Noch andere Gründe?"
„Sein Vater könnte es rauskriegen."

Um das Denken herauszufordern, verwende man möglichst Argumente der nächst höheren Stufe - hier:
„Würdest du es gerne sehen, wenn dich ein anderer beklaut?
Nicht: „Ich möchte dir so gerne vertrauen können." (Stufe 3)

  • Vermitteln Sie Ihren Kindern, dass es bestimmte Verhaltensweisen gibt,
    die falsch sind
    .

Lesen Sie Ihren Kindern Geschichten vor, in denen es um ehrliches Verhalten geht. Wir können selbst Beispiele geben: Rückgabe zu viel erhaltenen Wechselgeldes oder eines gefundenen Wertgegenstandes.
     Auf unterschiedliche Weisen lassen sich Einsichten darüber vermitteln, was richtig und was falsch ist.
     Oft ist Lügen, Stehlen eine Botschaft an die Erwachsenen, ohne dass es den Kindern bewusst ist, warum sie so handeln. Hinweise wie „Lass dich nicht noch einmal erwischen" oder schwere Strafen wären falsche Reaktionen, vielmehr müssen in geduldigen Gesprächen die eigentlichen Ursachen des falschen Verhaltens aufgedeckt werden.

  • Verwenden Sie einen Fairness-Ansatz bei Familienkonflikten.

Der Sinn einer Familienrunde besteht darin, die Meinungen aller Beteiligten zu vergleichen und zu gewichten. Der entscheidende Grundgedanke ist dabei, Übereinstimmung zu erreichen und nicht durch Abstimmung rasche Entscheidungen zu treffen.
     Die Grenzen dessen, was eine annehmbare Lösung ist, setzen die Eltern fest. Dieses Vorgehen modifiziert den für die Stufe 1 typischen Glauben an Autorität.

  • Behandeln Sie Ihr Kind mit Respekt.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind so, wie wir erwarten, dass es mit uns redet. Hören Sie aufmerksam zu; nehmen Sie die Meinung der Kinder ernst.

4.0 Stufe 2

Was kommt für mich dabei heraus?
Alter: 5,5 ... 7,5 ... 11 Jahre

Stufe 2 verlangt selbst dem geduldigsten Erzieher einiges ab. Zwar können die Kinder - im Gegensatz zur Stufe 1 - den Charakter von Fairness erfassen, aber ihr Verständnis von Gerechtigkeit ist starr und pedantisch.
     „Wie du mir, so ich dir."
Es wird unnachgiebig und hart verhandelt, um den eigenen Vorteil zu sichern. Verschwunden ist der Glaube, dass Erwachsene kluge Menschen sind und allein entscheiden sollten; man gehorcht ihnen nur, um einen Gefallen einzutauschen.

Die Kinder auf dieser Stufe sehen die soziale Welt etwa so:

  • Jeder Mensch hat seinen eigenen Standpunkt.
    Richtig ist,
    o diesen Standpunkt zu verfolgen,
    o auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein,
    o sich denen gegenüber fair zu verhalten,
       die einen selbst fair behandeln.

Die Betonung eigener Rechte hat ihren Ursprung in der Fähigkeit, unterschiedliche Standpunkte zu respektieren. Die Konsequenz ist:

Jeder sollte das Recht haben zu tun, was er will, da er eigene Vorstellungen
von dem besitzt, was richtig ist.

Auf Stufe 1 wird erkannt, dass „fair" nicht nur bedeutet, zu bekommen, was man will. Es gibt Regeln, nach denen man sich zu richten hat.
      Auf Stufe 2 hängt Fairness bereits vom Standpunkt der Betroffenen ab, eine Vorstellung, die „gut" und „schlecht" schon angemessener beschreibt als die Entwicklungsetappen vorher.
     Die Kehrseite dieses Verständnisses von Fairness liegt in der Überzeugung des Kindes, Handlungen anderer vollkommen gleichwertig vergelten zu müssen. Sollte dir jemand einen Bleistift wegnehmen, so darfst du ihm auch einen klauen - nicht zwei. In diesem Alter sind Kinder in viele Streitereien und Prügeleien verwickelt, weil sie nichts durchgehen lassen können. Sie sind selten bereit, in größeren Perspektiven zu denken, wollen „jetzt sofort" abrechnen und akzeptieren nur widerstrebend, dass sich Vor- und Nachteile mit der Zeit ausgleichen können.

Auf Stufe 2 entdeckt man kaum Gefühle, es ist eine Etappe der Herzlosigkeit:
     Angsthase, Pfeffernase.
Wer siegt, wird gefeiert, der Verlierer soll sich trollen. Viele Schulen und Eltern unternehmen leider kaum bewusste Anstrengungen, dieses Verhalten einzugrenzen bzw. zu modifizieren.

Begleiten

  • Seien Sie tolerant.

Rechnen Sie mit Situationen, in denen sich die Kinder Ihnen gegenüber ereifern, Ihnen widersprechen und Ihnen grobe Antworten geben.
Stufe 2 ist eine Stufe der Widerrede. Bestehen Sie dennoch auf Rücksichtnahme.

Sohn (6 Jahre): "Vati, wenn du mich noch einmal auf mein Zimmer schickst, werde ich nicht gehorchen."
Vater: „Ich weiß, dass du sauer bist, aber wir hatten uns - und du warst selbst damit einverstanden - darüber geeinigt, was passiert, wenn du wütend wirst. Erinnerst du dich? Hattest du nicht gesagt, das wäre eine gerechte Lösung?"
Sohn: „Ist ja schon gut."

  • Werben Sie um Gegenseitigkeit.

Carola hat keine Lust, beim Abwaschen zu helfen. Mutter erinnert an eine Situation, in der sie den Wunsch ihrer Tochter erfüllt hat.
     Fairness existiert nur wechselseitig. Für die horizontale Entwicklung des moralischen Urteilens ist es wichtig, das Gegenseitigkeitsprinzip in verschiedenen Situationen kennen zu lernen und anzuwenden, hierbei lernen die Kinder ihre „besten" Gedanken zu benutzen und zu verallgemeinern.

  • Seien Sie bereit, fair zu verhandeln und Kompromisse einzugehen.

Wenn Eltern bereit sind , Probleme mit ihren Kindern zu besprechen und zu lösen, gibt es für die Kinder weniger Gründe zu lügen und etwas zu vertuschen.

Herausfordern

  • Werben Sie um Liebe, nicht nur um Fairness.

Wenn wir Kinder um etwas bitten, sollten wir nicht nur an Gegenseitigkeit appellieren, sondern auch auf andere Beweggründe unseres Handelns hinweisen.

  • Sprechen Sie über Gefühle.

Bringen Sie Ihre Kinder dazu, darüber nachzudenken, welchen Einfluss ihre Handlungen auf die Gefühle anderer Menschen haben. Jungen entwickeln Sensibilität für Gefühle häufig sehr viel langsamer als Mädchen.

  • Richten Sie Erwartungen an Ihre Kinder.

Ein Gutteil dessen, aus wir tun können, um Kinder auf die neue Stufe vorzubereiten, zielt darauf ab, dass sie weniger über Strafen/Belohnungen nachdenken, sondern mehr darüber, wie sie Erwartungen anderer erfüllen können. Reagieren Sie deshalb bei falschem Verhalten nicht immer mit negativen Konsequenzen, sondern sprechen Sie von Ihren Enttäuschungen über das Verhalten, dadurch wird soziale Anerkennung allmählich als ausreichende Belohnung akzeptiert. Der Wunsch, den Erwartungen und Idealen zu entsprechen, die wir Kindern anbieten, begründet Achtung.

  • Helfen Sie den Kindern dabei, sich als Teil der Familie zu fühlen.

Sprechen Sie miteinander, spielen Sie zusammen, arbeiten Sie zusammen, legen Sie Verantwortlichkeiten fest.

  • Vermitteln Sie ein Verständnis von Liebe, das über die Familie hinausgeht, und gehen Sie mit gutem Beispiel voran.

Die Erkenntnis, dass Nächstenliebe nicht nur auf den engsten Kreis bezogen bleiben darf, hilft die Ichbetonung zu überwinden und schafft eine Grundlage für die folgenden Stufen.
Beispiele:
o Einkaufen für ältere Nachbarn,
o Briefe schreiben,
o jemanden eine Freude bereiten.

5.0 Stufe 3

Was werden die anderen von mir denken?
Beginn: ca. 10 Jahre

Die Stufe 3 ist gekennzeichnet durch das Bemühen, freundlich zu sein und das zu tun, was andere erwarten. Das Urteilen und Denken der Stufe 3 entwickelt sich zum einen langsamer als das der früheren Stufen und bleibt zum anderen über einen längeren Zeitraum wirksam, ja ist sogar bei vielen Erwachsenen die bestimmende Perspektive.
     Zwar wird nun der Umgang mit Kindern in der Grundschulzeit - wegen ihrer Fähigkeit sich einzufühlen und für andere zu sorgen - zunächst einfacher, aber die Lösung der Entwicklungsaufgaben „Ablösung von den Eltern" und „Eingliederung in die Gruppe der Gleichaltrigen" während der Jugendjahre bringt vielfältige Probleme für alle Beteiligten. Es ist eine Zeit, in der Eltern ihre Kinder ebenso loslassen wie halten müssen. Jugendliche brauchen Kontrolle ebenso wie Freiheit, Führung wie Unabhängigkeit und nicht zuletzt Schutz vor zerstörerischen Einflüssen.

  • Gutes, richtiges Verhalten

Auf Stufe 2 betrachten Kinder gutes Verhalten als ein Tauschgeschäft, jetzt handelt man „richtig", weil andere es von mir so erwarten. Soziale Anerkennung und eigene Wertschätzung gehören zusammen. Auf Stufe 2 erwarten Kinder „Gutes" in konkreter Form (Belohnungen, Vorteile), Jugendliche der Stufe 3 möchten, dass andere eine gute Meinung über sie haben.
     Ein guter Mensch sein, heißt, dem Bild entsprechen, das man sich von einem guten Menschen gemacht hat.
     Kinder der Stufe 3 sind in ihrem moralischen Urteil nachsichtiger, sie können mildernde Umstände berücksichtigen, und ihr Mitgefühl mäßigt ihre Bewertungen. Unter einer guten Beziehung verstehen sie,: sich gegenseitig zu helfen und einander zu vertrauen. Sie können Verantwortung übernehmen und betrachten Dinge aus der Perspektive einer Gruppe.

  • Gewissen

Auf der Stufe 3 hat die Moralität ein neues Zuhause. Kinder auf Stufe 2 verwenden zwar das Wort „Gewissen", sie meinen aber damit eigentlich „Angst vor Strafe". Gewissen bezeichnet jetzt eine innere Norm, einen inneren Wertmaßstab.
     „Ich könnte das nicht, anderen was stehlen. Tief in mir wüsste ich immer, dass es falsch ist."
     Auch wenn Kinder (wie Erwachsene) dem Gewissen nicht immer folgen, bleibt es eine neue, große Errungenschaft der Entwicklung.

  • Goldene Regel

Kinder auf Stufe 2 folgen der Regel: Wie du mir, so ich dir. Oder: Behandle andere so, wie sie dich behandeln. Jetzt gilt: Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest. Dies ist ein weiterer wichtiger Durchbruch.
     „Man sollte nicht zurückschlagen, sonst hört die Rache niemals auf.
     „Ein Unrecht macht ein anders nicht zu Recht."

  • Von der Revolution der Jugendjahre

Im Gegensatz zum konkreten Denken der Kindheit können nun abstrakte Zusammenhänge verstanden werden. Jugendliche entwerfen Welten, entwickeln Wertvorstellungen und treten gedanklich aus ihrem Alltag heraus, betrachten ihn und ziehen Bilanz.
     Auch werden sie sich ihrer eigenen Person sehr deutlich bewusst, studieren sich im Spiegel und sind im Allgemeinen nicht mit dem zufrieden, was sie sehen.
     Jugendliche reagieren auf alles, was um sie herum vorgeht, übersensibel, sind superkritisch und halten die Eltern ihrer Freunde für netter, gerechter und nicht so altmodisch.
     Ihre Unsicherheit geht einher mit dem Bedürfnis, von Gleichaltrigen bestätigt zu werden. Was man erträumt, ist, so richtig beliebt zu sein.

Hier liegt das eigentliche Problem der Stufe 3

Das nach innen gerichtete Denken benötigt weder Drohungen noch Bestechungen, um dem zu entsprechen, was ein guter Mensch tun soll. Aber damit ist eine Außenorientierung verknüpft, die das Idealbild mit konkreten Inhalten zu füllen versucht. Jugendliche orientieren sich nun an anderen, verändern spontan ihr eigenes Verhalten, um herauszufinden, was richtiges oder falsches Verhalten ist.

Der Einfluss der Altersgenossen wird zu einem neuen und entscheidenden Faktor.

„Früher wusste ich genau, was ich dachte, aber heute? Ich habe das Gefühl,
dass mir die anderen ihre Sichtweisen aufzwingen."

Begleiten und Herausfordern

  • Halten Sie zu Ihrem Kind eine positive persönliche Beziehung aufrecht und bieten Sie ihm einen sicheren Rückhalt in der Familie.

o Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht auf Stufe 1 oder 2:
  „Du wirst das Jetzt machen!" „Wenn du mir hilfst, gebe ich dir mehr Taschengeld.",
  sondern appellieren Sie an Gefühle und Verständnis:
  „Ich bin völlig erschöpft und brauche deine Unterstützung."
o Lassen Sie Dinge nicht laufen, sprechen Sie Probleme an und versuchen Sie,
   diese rasch zu lösen. (Schularbeiten, Telefonieren)
o Verbringen Sie viel Zeit miteinander und geben Sie Ihrem Kind ein Gefühl der Nähe.

  • Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, sich selbst zu bejahen.

Die Entwicklung des Selbstwertgefühls von Kindern ist eng mit drei Verhaltensweisen ihrer Eltern verknüpft: mit einem liebevollen, offenen Umgang, mit der Festlegung eindeutiger Verhaltensregeln und mit der Achtung vor dem Kind als eigenständiger Person.
o Stellen Sie keine Vergleiche an.
  „Dein Bruder kommt immer mit guten Zensuren nach Hause."
o Ermutigen Sie Ihr Kind, Freunde zu finden und sie mit nach Hause bringen.
o Unterstützen Sie Interessen und Fähigkeiten.
   Je sicherer sich Kinder/Jugendliche in dem fühlen, was sie leisten,
   desto eher können sie mit der inneren Unruhe dieser Entwicklungsjahre umgehen
   und m so unabhängiger werden sie vom Druck der Peergroup.
o Helfen Sie Ihrem Kind, die Angewohnheit abzulegen, andere herabzusetzen.
   (Gründe der Herabsetzung und Folgen: eigene Unsicherheit, Verletzung
   des Selbstwertgefühls anderer)

  • Vermitteln Sie Ihrem Kind moralische Wertvorstellungen.

Jugendliche auf Stufe 3 zeigen höhere Sensibilität für Verantwortung, Rücksichtnahme und Ehrlichkeit. Eine besondere Herausforderung für diese Stufe ist der Wert der Unabhängigkeit.

Dazu einige Hilfen:
o Geben Sie selbst Beispiele für unabhängiges Handeln.
o Sprechen Sie über den Wert der Unabhängigkeit.
  „Die anderen werden dich mehr respektieren, wenn sie wissen,
   dass du ein Mensch mit eigenen Vorstellungen bist."
o Bereiten Sie Ihr Kind auf bestimmte Situationen vor.
   (Rauschgift, Alkohol, Geschlechtsverkehr)
o Helfen Sie Ihrem Kind, die Entwicklungsvorgänge in diesem Alter zu verstehen.
o Problematisieren Sie Beliebtheit.
o Fordern Sie die Gruppenmoral heraus.

  • Schaffen Sie ein Gleichgewicht zwischen Unabhängigkeit und Kontrolle.

o Gründen Sie Ihre Autorität auf Liebe.
o Erlauben Sie etwas, wenn Sie können - verbieten Sie es, wenn Sie müssen.
o Orientieren Sie das Maß der Kontrolle an der Persönlichkeit Ihres Kindes.
o Unterstützen Sie nicht destruktive Schuldgefühle.

6.0 Stufe 4

Was wäre, wenn das alle täten?0
Ab 16 Jahre

Auf Stufe 3 war Moral mit persönlichen Beziehungen verknüpft. Wann bin ich ein guter Sohn, ein wirklicher Freund, ein richtiges Klassenmitglied? Nun wird der Gesichtskreis erweitert:
     Der Jugendliche erfährt sich als Teil mehrerer sozialer Systeme
(Stadt, Gemeinde, Gesellschaft)
     Erwartungen von Personen zu erfüllen, die ihm wichtig waren, stand auf Stufe 3 im Vordergrund, nun geht es um Verpflichtungen, die für größere soziale Systeme gelten, und das gibt dem Denken auf Stufe 4 mehr Unabhängigkeit, weil der neue Bezug es ermöglicht, Forderungen der unmittelbaren Umgebung als nicht stimmig mit allgemeinen Verpflichtungen zurückzuweisen. Es zählt zunehmend nicht so sehr die Konformität gegenüber der Freundesgruppe, sondern die Abgrenzung, Differenzierung und individuelle Verantwortung. Andererseits erweist sich Stufe 4 zugleich als ein Schritt hin zur sozialen Integration mit dem Anspruch, aktiv die eigene Lebenswelt mitzubestimmen.
     Abgrenzung und Integration erreichen nun ein reiferes Gleichgewicht. Die Moralität der Stufe 4 ist die notwendige Grundlage einer jeden Gesellschaft.

Beispiel Ladendiebstahl:

Jugendliche, die Ladendiebstähle begehen, argumentieren häufig so:
K (2): Ich bin auf meinen Vorteil bedacht, und die Profithaie auf ihren.
K (3): Ich wüsste nicht, wer von meinen Freunden noch nie geklaut hat. Ich bin doch kein Tugendbold.
Jugendliche, die nicht stehlen, nennen folgende Gründe:
K (2): Ich sollte nicht stehlen, weil ich sonst Ärger bekomme.
K (3): Was würden meine Eltern von mir halten, wenn sie das rausbekämen.
Jetzt auf K (4):
„So geht das nicht. Es wird alles völlig unkontrollierbar, wenn sich kein Mensch nach den Regeln richtet."

Man sucht nun nach Freunden, die aufrichtig und verantwortungsbewusst sind, und verlässt Gruppen, wenn sie Handlungen durchführen, die man selbst nicht mehr gutheißt.
     Die persönlichen Beziehungen bzw. Orientierungen von K (3) werden auf der neuen Stufe nicht vernachlässigt, sie bilden die Grundlage für weiterreichende Vorstellungen und Fragen von Moral:

o Wie wirken sich meine Handlungen auf andere Menschen in der Gesellschaft aus?
o Was wäre, wenn das alle täten?
o Ich muss so handeln, dass ich Achtung vor mir selbst behalte.

Hilfen beim Aufbau der Stufe 4

  • Ermutigung zur Unabhängigkeit

Wie auf K (3) sollten Sie mit dem Jugendlichen darüber sprechen, welche Bedeutung es hat, eine eigenständige Person zu sein. Relativieren Sie den Wert der Beliebtheit. Stellen Sie Fragen, die den Jugendlichen helfen, durchdachte Entscheidungen zu treffen (Vor- und Nachteile von Handlungsweisen beurteilen, Alternativen entwickeln) und ihre Unabhängigkeit in moralischen Konflikten mit der Gruppe provozieren (wie würdest du dich entscheiden, wenn keiner deiner Freunde dein Urteil erfahren würde?)
     Bedenken Sie, dass zunehmende Unabhängigkeit in Ihnen Gefühle des Abgeschrieben-Seins hervorruft.

  • Größere Zusammenhänge erkennen

Alles, was dazu angetan ist, das Wissen über Familie / Schule / Freundeskreis hinaus zu erweitern, unterstützt auch den Aufbau von K (4). (Tageszeitung, Bücher, Veranstaltungen usw.).
     Sprechen Sie mit Ihrem Kind über soziale und moralische Themen. „Durch diese Diskussion achte ich Martins Denken auf eine neue Weise. Bei moralischen Themen kann ich mit ihm sprechen wie mit einem Erwachsenen. Es hat unser gegenseitiges Verständnis verbessert, unser Verhältnis gefestigt. Und ich merke, dass ich seinem Urteil vertraue."
     Behandeln Sie K (4)-Überlegungen in Ihrer eigenen unmittelbaren Lebenswelt (Hilfeleistungen für Personen, die in Not geraten; Steuererklärung, Mogeln bei Klassenarbeiten, Schwänzen).

  • Konkrete Erfahrungen sammeln

Moralstufen erfordern mehr als nur Reden, dem Urteilen muss das Handeln entsprechen, und hierzu gehören konkrete Erfahrungen, zum Beispiel:
o Job:
   Rolle einnehmen, Verpflichtung erfüllen,
   Gedanken über die zukünftige Arbeit machen,
o soziales Engagement:
   Betreuung von Sportgruppen, Mithilfe bei der Altenbetreuung)
o politisches Engagement:
   Jugendorganisation, Bürgerinitiative

  • Ermutigen Sie dazu, weitergehende Ausbildungsabschlüsse anzustreben; sie bieten nicht nur fachliche Qualifizierungen, sondern auch eine Vertiefung und Differenzierung der Wertvorstellungen.

Auf Stufe 4 werden Sie nicht wie ein Heiliger leben. Wie alle anderen Moralstufen schließt K (4) ein berechtigtes Eigeninteresse ein, jedoch behält das eigene Glück das Glück des Mitmenschen im Auge.

7.0 Stufe 5

Achte die Rechte eines jeden Menschen
Ab 20 Jahre

Die Achtung der Rechte eines jeden Menschen ist die Grundlage des moralischen Urteilens auf K (5). Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Respekt vor der Würde der Person.
     Auf K (4) besteht eine Verpflichtung gegenüber dem eigenen sozialen System, nicht aber gegenüber allen Menschen. Aus der Frage „Was bedeutet es, ein gutes Mitglied meiner Gesellschaft zu sein (K (4))?" wird „Welche Verantwortung habe ich einem anderen Menschen gegenüber unabhängig davon, ob er zu meinem System gehört oder nicht K (5)?".

Grenzen der Stufe 4

Solange das soziale System, an das jemand auf K (4) glaubt, zum Wohle aller Menschen arbeitet, ist Stufe 4 eine hinreichende Orientierung des moralischen Urteilens. Kritisch wird diese Stufe, wenn das System, in dem man lebt, Rechte missachtet und falsch handelt. Der K (4)-Denker versucht, moralische Konflikte in einer Form zu lösen, die der Loyalität dem eigenen System gegenüber höhere Priorität einräumt als individuellen Rechten oder Gewissensentscheidungen. Im Vordergrund steht das reibungslose Funktionieren des Systems. Es fehlt ein höherer moralischer Grundsatz, an dem die Normen und Regeln des gegebenen Systems überprüft werden könnten, die Ansprüche des Systems nehmen den Platz des persönlichen Gewissens ein.

Zwei Drittel der Teilnehmer im Milgram-Versuch (1963) taten, was ihnen gesagt wurde, und verabreichten „Versuchspersonen" Spannungsstöße bis zu 450 Volt. Die Teilnehmer fühlten sich zwar schlecht, wollten aber dem Forschungsprogramm Folge leisten.

Das Gewissen auf Stufe 5

Der Maßstab, vor dem man sich auf K (5) zu verantworten hat, liegt in dem Prinzip der Achtung vor dem menschlichen Leben.

My Lai 1969 (Niedermetzelung von 100 Männern, Frauen und Kindern:
Leutnant:
„Ich habe mich nicht erst hingesetzt und über Frauen, Männer und Kinder nachgedacht.
Ich handelte so, wie es mir befohlen wurde, daran kann ich nichts Schlechtes finden."
Ein einziger Soldat verweigerte den Befehl:
„Ich kann doch wohl nicht etwas tun, wenn ich weiß, dass es falsch ist. Bürger, wie ich sie mir vorstelle, würden sich von ihren eigenen Gesetzen leiten lassen und diese wären in vielen Fällen strenger als die geltenden."

Auf Stufe 5 gilt nicht mehr „alles für mein Land", sondern „Ich werde für das Recht eintreten, wenn sich mein Land ins Unrecht setzt." Dieses Bewusstsein beachtet weiterhin Loyalität, bindet sie durch ein übergeordnetes Prinzip: Achtung vor den Rechten aller Menschen.

Frage:
Warum sollte ein Versprechen gehalten werden?
Antwort:
K (4): Es entsteht ein Chaos, wenn alle Welt die gegebenen Versprechen bräche.
K (5): Durch ein Versprechen bestätige ich den anderen in seiner Persönlichkeit. Ein gebrochenes Versprechen: trennt Menschen voneinander.

Hilfen beim Aufbau von K (5)

Der Aufbau von K (5) verlangt noch stärker als die Entwicklung von (4) gelebte Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit moralischen Konflikten. Eltern können diesen Weg vorbereiten, aber den Schritt zur prinzipiengeleiteten Moral muss der Jugendliche allein bewältigen.

  • Unterstützen Sie die Selbstachtung Ihres Kindes.

„Ich konnte zu Hause sehr freimütig über alles sprechen und machte meinen Eltern mit ausholenden Begründungen klar, dass ich zu einem Problem mit ihrer Meinung nicht einverstanden war. Ich bin mit einem ausgeprägten Sinn für das Recht, meine Meinung sagen zu dürfen, aufgewachsen." (Andreas, 27 Jahre)

Prinzipiengeleitete junge Menschen kommen häufig aus Familien, die ihre Unabhängigkeit gefördert und auch Wege mit gewissen Risiken zugelassen haben. Das bedeutet nicht, auf elterliche Autorität zu verzichten, verlangt aber eine rationale Autorität.
     „Wenn mir etwas verboten wurde, hatte ich immer das Recht, nach den Gründen zu fragen, und Anspruch auf eine vernünftige Antwort."

  • Verbinden Sie Achtung mit Liebe.

Bei ihren Untersuchungen an 34 Familien (1943 ... 1950) fanden Peck und Havighurst drei Arten elterlicher Liebe.
a) Liebe, die keinen Gehorsam/Respekt verlangte, sondern alles billigte, was
    die Kinder taten. Die Mentalität dieser Kinder lässt sich mit „Erst komme ich!"
    beschreiben.
b) Der zweite Typ, mehr eine besitzergreifende Liebe, ist gekennzeichnet durch hohe,
    strenge Kontrolle - ohne Rücksicht auf die Wünsche und Anlagen des Kindes.
    Diese Art der Erziehung brachte konformistische Jugendliche hervor, die weniger
    selbständig dachten und eher darauf bedacht waren, den Buchstaben
    des Gesetzes zu folgen.
c) Eltern des dritten Typs erkennen die Besonderheiten ihres Kindes, nehmen diese
    auch an und gewähren Raum zu eigenständigen Entfaltung. Im gesellschaftlichen
    Leben brachten die so Erzogenen dieselbe respektvolle Aufmerksamkeit für andere
    auf, die ihnen im Elternhaus zuteil wurde.

  • Beachten Sie selbst Prinzipien.

Wollen wir Kinder haben, die sich an moralischen Prinzipien orientieren, sollten wir ihnen zeigen, wie Prinzipien in unserem Leben zu Handlungen werden.

  • Diskutieren Sie im Familienkreis über moralische Probleme, z.B. Gewalt, Problem der Abtreibung, Atomenergie, Asylrecht, Milgram-Experiment.

Junge Menschen sollten nicht erst dann mit der Vielfalt der Wertevorstellungen konfrontiert werden, wenn sie das Elternhaus verlassen. Noch im Elternhaus müssen wir vermitteln, auf welcher Basis unsere Überzeugungen stehen und welchen Herausforderungen sie ausgesetzt werden können. Wir sollten erläutern, von welchen Denksystemen / Religionen wir lernen können und welche Werte entgegen allen Relativierungen unverzichtbar sind.

  • Richten Sie sich auf belastende Konflikte ein.

Jugendliche kritisieren schonungslos die Werte, die Sie für richtig halten. Wenn Ablehnungen im Moment erfolgen, muss das nicht bedeuten, dass die Prinzipien für alle Zeit ad acta gelegt sind. Lassen Sie in jedem Fall Ihr Kind wissen, dass Sie es ernst nehmen. Gelegentlich müssen Sie aus Verantwortung klar darlegen, welche Sorgen Sie bedrücken.

8.0 Literaturnachweis

Thomas LICKONA
Wie man gute Kinder erzieht
und was Sie dazu beitragen können
München 1989

Aus praktischen Gründen wird die zum Thema „Werte-Erziehung" insgesamt benutzte sowie die darüber hinaus empfohlene Literatur auf einer eigenen Webseite zusammengefasst. Sie finden dort auch weitere Literatur zu KOHLBERG.   Klicken Sie dazu Literaturgrundlage


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Nach einem Konzept Eberhard Bahrs ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -       letzte Änderung am: 19.05.15
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