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»Sprüche«

"Erzieherisches" Sprechen im Alltag

1.0 Vorbemerkung

Wie sprechen erziehende Erwachsene mit Kindern und jungen Menschen? Ganz normal natürlich. Und was ist »normal«? Auf diese Frage erhielt der Verfasser der Bausteine eine bestürzende und nachdenklich stimmende Antwort. Er wollte seine Enkelin vom Kindergarten abholen und stand dort unversehens vor einem großen Poster (60 x 80 cm), das nichts weiter enthielt als fortlaufende Schrift. 

Erst als er ein zweites Mal hinsah, begriff er: Das war eine ununterbrochene Folge unzähliger »Sprüche«, wie sie - uns allen wohlvertraut - im Umgang mit Kindern gang und gäbe sind. Wir sind an sie gewöhnt, denn sie sind üblich und täglich zu hören. 

Mike WEIMANN und die Redaktion »klein&groß« haben sie nun gesammelt. In ihrer Konzentration bilden diese Zitate eine Wirklichkeit ab, die in überwältigendem Gegensatz zu den hochtönenden Maximen steht, mit denen wir Erwachsene vielfach unser erzieherisches Verhalten schönzureden pflegen. 

Eine kleine Auswahl davon wird hier vorgestellt. Sie zwingt zu zwei Fragen:

  • Könnten wir es akzeptieren, spräche man so mit uns? 

  • Wollen wir wirklich in dieser Form mit unseren Kindern sprechen?

2.0 Die »Sprüche«

Kannst du mir mal sagen, was das soll? Das ist nichts für Kinder.
Musst du immer das letzte Wort haben? Du kriegst keine Extrawurst.
Wer nicht will, der hat schon. Dazu bist du zu klein.
Muss ich dir alles drei Mal sagen? Das glaubst du doch selber nicht.
Hör auf, dich wie ein Kind zu benehmen. Sieh mich an, wenn ich mit dir rede.
Wer nicht hören will, muss fühlen. Benimm dich.
Ich hab dir schon hundert Mal gesagt. Du solltest dich schämen.
Das ist doch kein Umgang für dich. Du brauchst keine Angst zu haben.
Das verstehst du nicht. Kannst du nicht aufpassen?
Das kommt davon. Das verstehst du nicht.
Das tut doch gar nicht weh. Stell dich nicht so an
Kommt überhaupt nicht in Frage. Mach bitte nicht so ein Gesicht.
Hast du keine Ohren? Wo warst du schon wieder?
Du wirst mir noch mal dankbar sein. Dank doch mal an später.
Das will ich aber überhört haben. Nimm dich zusammen.
Deine Ausreden kannst du dir sparen. Sei nicht so vorlaut.
Kannst du denn nie genug kriegen? Was soll bloß aus dir werden?
So geht das aber nicht. Mach nicht so ein Theater.
Red nicht so einen Stuss. Sei doch mal vernünftig.
Was sollen bloß die anderen denken. Muss das sein?
Kannst du nicht antworten? Das war das letzte Mal!
Muss ich erst mit dir schimpfen? Du raubst mir den letzten Nerv.
Was soll denn das? Das verstehst, du wenn du älter bist.
Kann man sich denn gar nicht auf dich verlassen? Wenn du nur einen Funken Verstand hättest.
Hab dich nicht so. Sei nicht so albern.
Hast du das immer noch nicht begriffen? Jetzt reicht's mir aber bald mit dir.
Wie oft muss ich dir das noch sagen? Das hast du nun davon.
Sei nicht so zimperlich. Wenn du erst mal so alt bist wie wir.
Hast du keine Augen im Kopf? Das kannst du mir doch nicht erzählen.
Deine Kommentare kannst du dir sparen. Sei nicht so kindisch.
Du willst ja nicht auf mich hören. Was bildest du dir eigentlich ein?
Erzähl nicht solchen Unsinn. So weit kommt das noch.
Das könnte dir so passen. Immer machst du alles falsch.
Solange du deine Beine unter meinen Tisch stellst ... Wenn du nur einen Funken Verstand hättest ...
Das hätte ich nicht von dir erwartet. Das ist nun der Dank.
Du könntest dich ruhig ein wenig anstrengen. Antworte gefälligst, wenn du gefragt wirst.
Hast du den Verstand verloren? Ich werd dir gleich helfen.
Geh mir aus den Augen. Stell dich nicht so an.
Keine Widerrede! Das kannst du gar nicht beurteilen.
Du weißt wohl nicht, wen du vor dir hast. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.
Lass dich nicht so gehen. Das wird doch sowieso nichts.
Jetzt ist aber Schluss hier. Schluss, Schluss, Schluss ...

Wenn Sie beim Lesen dieser "Erziehungsmaximen" nachdenklich geworden sind und Hinweise suchen, wie Eltern ihre Aufgabe verstehen und ausüben sollten, dann lesen Sie den Aufsatz eines erfahrenen Praktikers:

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Ausgearbeitet von:     Dr. Manfred Rosenbach -       letzte Änderung am: 15.01.08
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